# 3- Ein Pakt

303 30 18
                                    

# 3 - Ein Pakt

Es ertönte ein Tuten und ich entfernte mein Handy langsam von dem Ohr. 

"Was ist passiert?", fragte Ben und nahm noch einen Schluck aus dem Glas. Mein Handy lag nun vor mir auf dem Tisch. 

"Ich...ich wurde gefeuert."

"Bitte was?" Der Grund für seine Nachfrage war nicht meine leise Antwort, denn er verstand mich, sondern die Ahnung, was in einigen Tagen geschehen wird. Ich werde meine Wohnung verlieren und dazu noch den wertvollsten Menschen nie wieder sehen, der eigentich mir gehört. "Scheiße", murmelte er und ich nickte zustimmend. Ich ließ meine Hände über meine blonden Haaren fahren und stützte mich mit den Ellenbogen auf den Tisch ab. 

Ben umrundete den Tisch und ließ sich gegenüber von mir nieder. "Hör zu. Wir finden sofort dir eine Arbeit. Zoe, Kat und ich, wir helfen dir alle", versuchte er mich zu beruhigen, doch er weiß genau, dass ich keine Chancen mehr haben werde. 

Es ist aus. Ende. Punkt. Ich seufzte. "Es bringt nichts mehr. In zwei Tagen kommt die Sozialarbeiterin und checkt alles ab. Wie sollen wir so schnell eine Arbeit finden?" Ich war einfach verzweifelt. Es gibt dafür keine Lösung.

"Beeen! Ich habe die Wohnung! Zwar war die Zwei-Zimmer-Wohnung weg, aber ein Zimmer mehr macht ja auch nichts aus. Darin kann ich ein Fitnessraum erstellen!", kam James hinein und seine Freude kann man deutlich aus seiner Stimme heraushören. Wenigstens hat einer Glück. Als er sich neben Ben hockte, blickte ich hoch und sein Lächeln verschwand. 

"Was ist passiert?", fragte er und blickte zwischen mir und Ben hin und her. "Ist was mit Katrin?" Ben schüttelte den Kopf. Niemand antwortete James. Ben suchte nach Lösungen und ich stellte mir vor, wie ich wieder bei Zoe einziehen muss und auf der Couch schlafen werde. Und dazu noch die nervende Mädels, die mit Zoe gemeinsam wohnen.

"Wie soll ich mich bitte bei dem sozialen Leben beteiligen, wenn niemand mir antwortet, Ben?" James wurde langsam wütend und drehte sich nun vollständig zu ihm um. "Benjamin!" 

"Angie hat ihren Job verloren und ist sozusagen pleite. Kein Geld, keine Wohung, keine Zukunft." Ben warf mir einen entschuldigenden Blick zu, doch ich zwang mir ein Lächeln auf meinen Lippen. Er hat recht. Ich bin verloren.

"Na und? Finde dir einen neuen Job, was ist daran so schlimm?", fragte mich James und klang verwirrt. 

Tja, so einfach ist mein Leben nicht, James. Vielleicht deins, aber meins nicht, dachte ich mir und legte mein Kopf in den Nacken. 

"Es ist schwer erklärbar..." Ich blickte ihn an. "Mein Vermieter wird mich rausschmeißen, wenn ich mein Job verliere...er bekommt alles raus." Meine erste Lüge. Die Sozialarbeiterin wird mich wegschmeißen. Aber James muss es nicht wissen, schließlich kennen wir uns erst seit kurzem und ich weiß noch nicht, wie er wirklich tickt. Was mich aber etwas beruhigt ist, dass Ben ihm also nichts von mir erzählt hat. Wenigstens etwas.

"Kannst du nicht bei Kat wohnen?", fragte James. Er will also helfen. Vielleicht ist er sogar schlauer als Ben und ich und findet eine Lösung.

"Nein. Kat wohnt in den Ferien hier bei ihren Eltern und ist dann im Collage. Zoe arbeitet die ganze Zeit durch und wohnt in einer WG. Also klappt nichts", mischte sich Ben ein. 

Schweigend starrten alle aus dem Fenster. "Du könntest bei Ben wohnen! Ich ziehe doch aus!", schrie James erfreut und zeigte mit den Finger auf mich. Mein Blick landete sofort auf Ben, der darüber nicht erfreut schien.

Und ich erahnte auch die Gründe. Katrin wird erstens eifersüchtig sein; zweitens: was wird die Sozialarbeiterin denken? Dass er mein Freund ist? Das wird komsich klingen, wenn ich ihr erklären würde, dass wir nur Freunde sind. Diese Frau tickt nämlich nicht ganz. Man kann sie sehr schlecht überzeugen. Der dritte Grund gegen den Umzug hier her ist auch die Zukunft des Paares. Kat wird hier sofort einziehen, sobald sie mit dem Collage fertig ist. Sie phantasiert schon seit Monaten darüber, wie sie jeden Tag mit Ben verbringen wird. Ich will bei denen nichts zerstören. Und ich will ihnen nicht im Wege stehen.

Lügen ist die beste MedizinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt