# 9 - Tanzte, singte, schaute in seine blauen Augen

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# 9 - Tanzte, singte, schaute in seine blauen Augen

Langsam drehte ich mich um. "Ich lasse mich nicht von dir helfen, Derek", sagte ich, als ich ihn zehn Meter von mir entfernt sah.

Er grinste schief. "Und ich glaube dir nicht, dass du dich verändert hast", fuhr ich fort und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Denn du hast mir damals gezeigt, dass man nicht jeden vertrauen kann und nicht jeder Mensch hat gute Seiten."

Er seufzte. "Ich dachte, du hättest mir verziehen." Als er in meine Augen blickte, schaute ich sofort zur Seite. Nur nicht schwach werden, Angie! "Ich muss los." Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, drehte mich anschließend um und lief weiter. Ich hörte, dass er irgendwas sagte, doch ich hörte nicht hin und ignorierte es einfach. Als ich an der richtigen Tür stehen blieb, klopfte ich und als ein "Herein" ertönte, drückte ich die Tür hinunter, sodass sich die Tür öffnete und ich das Büro betrat. Mrs Forest legte ihren Stift weg und blickte hoch.

"Guten Tag, Mrs Forest", begrüßte ich sie höflich und setzte mich auf den Stuhl gegenüber ihres Schreibtisches nieder. Sie lächelte komischerweise und ich zog etwas irritiert den Augenbrauen hoch.

"Ist nicht Mr Johnson ein ganz lieber Kerl?", fragte sie einfach und lächelte mich weiterhin an. Meine Stirn legte sich in Falten und ich hatte echt keinen Plan, wovon ich sprach.

"Wie bitte?"

"Warum sagen Sie mir nicht gleich, dass sie eine Bar öffnen werden."

Ich riss meine Augen auf. "Äh. Das wollte ich gerade tun", antwortete ich und klammerte mich an meine Handtasche, die auf meinen Schoß lag. Ihr Lächeln verschwand und sie schaute wieder auf ihre Unterlagen hinab.

"Ich habe mit Mrs Johnson gesprochen und wir haben uns geeinigt, dass, wenn es mit Ihrer neuen Arbeit klappt, Sie ihren Sohn nach Hause bringen könnt." Ich nickte und innerlich freute ich mich. "Aber das Arbeitsamt wird Ihre Einnahmen beobachten." Ich nickte wieder. Hoffentlich wird genug Geld auf meinen Konto erscheinen.

Als ich das Büro verließ, erblickte ich Derek, der auf einen dieser Wartestühlen saß. Als er mich sah, erhob er sich.

"Wie hast du es geschafft?", fragte ich ihn direkt.

"Wie gesagt. Ich habe mich verändert." Ich schaute zu ihm hoch. "Im Gegensatz zu meinen Bruder", fügte er hinzu.

Ich schwieg weiterhin und blickte wieder weg. Er trat ein Schritt nach vorne. "Ich weiß, dass ich damals Mist gebaut hatte und euch im Wege stand", redete er weiter. "Es tut mir sooo Leid, Angie. Ich habe erst letztens realisiert, was ich angestellt habe und möchte es wieder irgendwie gut machen."

Ich blickte ihn wieder an, öffnete mein Mund, jedoch schloss es wieder, da ich dazu nichts sagen konnte. "Ich..ich...", versuchte ich es.

Es passierte wie eine Bombe. Alle meine Gefühle von damals erschienen wieder, die ich schon seit Jahren erfolgreich versteckte. Wut, Enttäuschung, Einsamkeit, Hilflosigkeit.

"Bitte sag was." Ich schüttelte mein Kopf, blickte wieder weg und setzte mich in Bewegung. Mit zügigen Schritten lief ich auf den Fahrstuhl zu, der sich Gott sei Dank im selben Moment öffnete, sodass ich hineintrat. Ich drehte mich um, weshalb ich ihn sah, wie er mich mit einem enttäuschten Ausdruck im Gesicht anschaute. Er öffnete sein Mund und er sagte auch etwas, doch die Geräusche von den schließenden Fahrstuhltür übertönte seine Stimme. Mein Finger huschte automatisch auf den richtigen Fahrstuhlknopf und die Anzeigetafel veränderte die Zahlen. Die Zahl wurde immer kleiner. Sobald der Fahrstuhl mit einem Ruck stehen blieb und die Türe sich öffneten, lief ich automatisch auf den Eingang zu.

An meiner Arbeitsstelle angekommen, hörte man schon von draußen den Bass der lauten Musik. Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und spazierte hinein.

"Ah, da bist du ja endlich!", kam Lexa auf mich zu, sodass ihr halbbedeckte Oberweite hoch und runter wippten. Ich verzog mein Gesicht vor Ekel. "James wartet schon." Ich ignorierte sie quasi und machte mich auf die Suche nach James. Er stand an der Wand und hämmerte die Nägel in die Wand, damit er ein Bild aufhängen kann. Mit langsamen Schritten ging ich auf ihn zu und ließ meine Tasche während dessen auf einen der Barstühle an der Bar liegen. "Bin da", meldete ich mich, weshalb er sich umdrehte.

Er lächelte mich erschöpft an. "Du weißt ja, was zu tun ist." Ich nickte und begab mich hinter die Bar. Auf dem Boden standen einige Umzugskartons, die ich öffnete und anfing, das Geschirr herauszuholen, das Papier von denen zu entfernen und anschließen ordentlich unter der Bar hinter den kleinen Schranktür zu stapeln.

"I'm only human after all

I'm only human after all

Don't put the blame on me", kam es laut aus den Boxen, die in dem ganzen Raum stationiert wurden, und der Bass war so laut, dass das Geschirr klirrte. Plötzlich drehte sich James um und fing an mitzusingen. Er drehte sich mit dem Hammer im Kreis und hämmerte anschließend im Takt der Musik gegen die Wand. Lizzy, die mit den Stühlen, Tischen und mit der Deko beschäftigt war, grinste breit und stieg ebenfalls ein. Beide erledigten seine Arbeit singend. Ich dagegen verdrehte meine Augen und hockte mich wieder hin, sodass ich mich hinter der Bartisch versteckte.

Doch ich blieb unentdeck. Hinter mir befand sich eine Tür, die in die kleine Küche führt, und aus der gerade Zoe kam. Ebenfalls laut singend.

"Some people got the real problems
Some people out of luck
Some people think I can solve them
Lord heavens above."

Während sie einige Alkoholflaschen in der Hand hielt, lächelte sie mich an und deutet durch ihr Nicken, dass ich auch mitsingen sollte. Ich wandte mein Blick zu James, der sich neben Lizzy positioniert hatte und gemeinsam tanzten diese leicht im Takt. Das Bild hing schon an der Wand. Zoe entdeckte mein Blick, stellte die Flaschen ab und lief auf die beiden zu. Sie stellte sich genau zwischen den beiden und tanzte mit. Alle drei Blicke sind nun auf mich gerichtet. Sie wollen doch nicht, dass ich mich zum Affen mache, oder? Wild schüttelte ich mein Kopf, um ihnen zu zeigen, dass ich keine Lust drauf habe. Aber Zoe war es egal. Mit schnellen Schritten kam sie auf mich zu, nahm mein Arm und zog mich hinter her. Ich versuchte mich zu wehren und da es nicht klappte, ließ ich es einfach zu. Mein Arm ließ sie erst los, als wir uns neben James befanden.

James grinste noch breiter und lief tanzend um mich herum. Sein Lächeln war so ansteckend, dass ich mitlächeln musste. Zoe und Lizzy standen in der Nähe und singen immer noch lauthals. Und irgendwann bewegten sich meine Füße im Takt und irgendwann sang ich leise mit und irgendwann tanzte ich gegenüber von James. Und irgendwann vergaß ich alle meine Probleme und meine jetztige Umgebung, ich tanzte und singte einfach und blickte dabei in seine leuchtenden blauen Augen.

*_*_*_*_*_*_*_

Derek hat ein Bruder? Welche Rolle könnte dieser spielen bzw. ist er überhaupt wichtig?

Könnte sich Derek wirklich verändert haben?

Wird da was zwischen James und Angie?

...geht es schon Richtung Liebe? Oder brauchen beide einfach nur jemanden, um die Vergangenheit zu vergessen?

Wer liebt dieses Lied? Ich finde so so cool xD

Vielen Dank fürs Lesen, Kommentieren und Voten :)

Bis bald :)

Lügen ist die beste MedizinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt