Kapitel 9: Der Orden

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Wie er es hasste. Er hasste, hasste, hasste es. Irgendjemand musste sich gedacht, dass er einen guten Ordensmann abgeben würde. Wer es auch war, Sagar wusste es nicht. Ob er es wollte oder nicht er war ein Ritter des Ordens der weißen Rosen. Der Orden war das Gegenstück zum schwarzen Bund. Gut gegen Böse. Der alte Kampf. Seit Anbeginn der Zeit und bis die Zeit endet.

Bei jedem Vollmond gab es eine Versammlung in ihrem Hauptquartier, dem Kristallpalast. Er stand irgendwo in einem Gebirge, umgeben von Gletschereis. Aus dem Tal betrachtet wirkte er wie ein Teil von der Masse. Keiner würde darauf kommen, dass sich dort oben einmal im Monat hunderte von Menschen versammelten.

Dort musste er hin und er befand sich auf dem offenen Meer. Als die Sonne unterging, zog er sich in seine Kajüte zurück und verschloss die Tür. Er holte seine Robe aus einer Truhe und eine Maske und legte sie an. Sie kennzeichneten ihn als Mensch der Erde. Jedem Ritter wird ein Element zugeteilt, aufgrund seiner Fähigkeiten oder seines Charakters. Die Menschen der Erde, waren gut in der Herstellung von Dingen. Sagar war einer von ihnen, obwohl er ein Seefahrer war und Wasser und Erde eigentlich wenig gemein hatten.

Daneben gab es noch die Menschen der Luft. Sie erforschten das Wesen von Dingen und liebten ihre Freiheit. Die Menschen des Wassers hingegen konnten jede Pflanze züchten und waren gute Heiler, das mussten sie auch, wenn sich die Menschen des Feuers verletzten. Die waren sozusagen die Armee des Ordens. Nicht dass die anderen nicht kämpfen konnten, aber die Feuermenschen waren die besseren Krieger und Strategen. Doch jeder von ihnen war eng mit seinem Element verbunden.

Der Kapitän der Gemma hatte sich der Eder nie besonders nahe gefühlt. Aber das, was er jetzt tat, konnte jeder. Er nahm seinen Anhänger ab und strich auf dem Holz der verschlossenen Tür entlang. Unter dem Stein entstanden leuchtende Linien, die wiederum Runen bildeten. Langsam zeichnete Sagar ein Portal, das ihn ins Hauptquartier bringen soll und trat hindurch.

Auf der anderen Seite warteten Gärten auf ihn. Es war warm genug damit dort Obst und Gemüse wachsen konnte, genauso wie Kräuter, die bei Verletzungen und Krankheiten halfen. Der Orden nannte sich aufgrund einer dieser Heilpflanzen „Orden der weißen Rosen". An den Außenmauern wanden sich die Stängel einer Kletterrose hinauf, die immerzu weiße Blüten trug.

Der Neuankömmling blickte sich um. Auf manchen Beeten arbeiteten noch einige. Sie gingen nicht, wie die meisten, nach der Versammlung wieder weg, sondern blieben immer im Kristallpalast. Sie trugen ebenfalls Masken. Die dienten dem Zweck, dass man, wenn man gefangen genommen wurde, nicht die anderen verraten konnte, da man ihre Gesichter nicht kannte. Trotzdem wusste man immer, wen man vor sich hatte.

„Hallo, Sagar!", begrüßte ihn eine Frau. Sie trug das typisch blaue Kleid einer Heilerin. Sie richtete sich auf und wischte ihre Hände am Rock ab. Das hinterließ hässliche Flecken. Der Angesprochene konnte sich nicht vorstellen, genauso in der Erde zu wühlen, wie sie. Er achtete die Frau dennoch. Sie gehörte zu jenen, die ganz und gar für ihre Gemeinschaft lebten und im Palast lebten.

„Hallo, Dandelia. Hast du Manuel gesehen?"

„Ja, er ist schon da, du hast ihn gerade verpasst."

„Danke", rief er ihr zu, bevor er davoneilte um ihn zu suchen. Manuel war wie Sagar ein Mensch der Erde und sein Vorgesetzter.

Bald hatte er ihn gefunden. Er befand sich schon auf dem Weg zum großen Saal. Vorsichtig tippte der Kapitän den anderen Mann auf die Schulter. Sofort fuhr er herum.

„Jetzt erschreck mich nicht so, Sagar", schimpfte er.

„Tut mir leid, Manuel." Der Mann vor ihm war etwas kleiner als er und rundlicher.

„Schon gut. Was machst du eigentlich hier? Nächsten Mond sind die Feierlichkeiten, wo du da sein musst, und ich weiß doch, wie sehr du es verabscheust, mehr als nötig hierherzukommen."

Weiße Rosen unterm Vollmond [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt