Kapitel 11: Niemals aufgeben

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Von Tag zu Tag sah man immer weniger Bäume, nur noch Sträucher, bis diese auch den Kampf aufgaben und nur noch einzelne harte Gräser der Hitze und der Trockenheit trotzten. Die Kinder freundeten sich schnell an, wohingegen Rasin und Arif anfangs für sich blieben.

Die Tage waren heiß und lang und die Nächte bitterkalt. Rasin zeigte ihnen die Sternbilder, die er vom Navigieren her kannte. Aber nach einer Weile wurden sie immer fremder. Sie zogen immer weiter ins Landesinnere, wo sie anders aussahen als auf hoher See.

Eines Tages kamen sie an eine Gruppe abgestorbener Bäume und ihr Führer beschloss hier das Nachtlager aufzuschlagen. Es musste hier einmal Wasser gegeben haben, sonst wären sie nicht gewachsen.

Die Händler begannen damit ihre Kamele abzuladen, um den Tieren eine Pause zu gönnen. Bassams neue Freunde hatten sich schon auf den Boden sinken lassen.

Bevor er sich zu ihnen setzte, fragte ihre Mutter: „Wieso lädst du nicht deine Familie ein und wir essen alle gemeinsam?"

„Das ist eine tolle Idee. Ich frage sie gleich." Er wollte schon losstürmen, da ertönte ein Schrei. Als er sich umdrehte, sah er ein Kamel am Boden liegen, aber es ruhte sich nicht aus. Dahinter stand ein großes schwarzes Pferd. Der Reiter hielt noch das blutige Schwert empor, mit dem er das Tier niedergestreckt hatte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie von Fremden auf Pferden umringt waren. Sie waren zwar weniger als ihre Gruppe, aber bewaffnet und bestimmt auch kampferfahrener.

„Räuberpack", fluchte jemand unweit von ihm.

Einer der Reite kam näher. Er hatte eine sehr laute und eindringliche Stimme. „Na, wen haben wir den hier?" Er richtete die Frage an niemand bestimmtes.

Bassam sah aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Ihr Karawanenführer trat dem Fremden entgegen. „Wir sind nur auf der Durchreise und haben nichts zu holen."

„Ach wirklich? Was ist mit den schönen Stoffen und Gewürzen, die ihr mit euch führt." Der Mann sah zu den Händlern hinüber, diese nickten leicht. Er wandte sich dem Unbekannten wieder zu: „Wir wollen keinen Kampf, wir können etwas von der Ware abgeben und ..."

„Nein, wir nehmen alles."

„Ganz bestimmt nicht", brauste einer auf. Bassam glaubte sich zu erinnern, dass ihm das geschlachtete Dromedar gehörte.

Einer der Banditen blaffte ihn an: „Entweder du gibst uns die Sachen oder wir töten dich und nehmen sie uns sowieso."

„Stimmt", lachte der erste Redner, „und eure Vorräte hätten wir auch gern."

Nun war ihr Führer ebenfalls erzürnt. „Ihr wollt uns ohne unsere Vorräte ziehen lassen."

Der Reiter, der zuerst gesprochen hatte, schien ihr Anführer zu sein. Er lachte wieder. „Wir haben nie gesagt, dass wir euch ziehen lassen. Wir machen aus allem, was wir in die Finger kriegen einen Profit. Also auch aus euch ..."

„Hey, Chef", rief einer der Reiter. Er war abgesessen und hatte Melissa gepackt. „Mit der hübschen hier lässt sich bestimmt ein guter Preis erzielen." Das Mädchen benützte ihre freie Hand um ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Er wirkte aber nicht überrascht, sondern packte auch ihre zweite Hand. „Die kleine will raufen", rief er höhnend. Dann bemerkte er etwas. „Und Schmuck hat sie auch." Er hielt nun ihre beiden Arme mit einer seiner mächtigen Pranken fest, während er mit der anderen an einem Lederband zog, das um ihren Hals hing. Die junge Heilerin überlegt nicht lange und trat ihm ohne zu zögern zwischen die Beine. Das Resultat war genauso gewollt: Er fiel vornüber und ließ sie los. Nur damit gleich der nächste ihrem Arm packte und ihn ihr auf den Rücken drehte. Ihr Peiniger kam ganz nah an sie heran und flüsterte ihr etwas ins Ohr und sie hörte mit ihren Befreiungsversuchen auf.

Weiße Rosen unterm Vollmond [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt