Kapitel 6

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"Was, was zur Hölle mache ich hier? Bei dir? Ich wusste ja das du bekloppt bist aber so bekloppt? Das übertrifft einiges!" schrie ich ihn an.

"Beruhig dich. Was kann ich dafür das du fast abgeschleppt wurdest und dann in meinen Armen eingeschlafen bist. Ein Dankeschön wäre genügend und jetzt komm ich bring dich nach Hause" sagte Gorilla.

"Ein normaler Mensch würde ein Frühstück anbieten, aber nein? Die bekloppten finden immer mich."

"Nach allem was ich für dich gemacht hab erwartest du noch ein Frühstück? Und außerdem kann es vielleicht daran liegen das du selbst irre im Kopf bist" sprach er und zeigte mir den Vogel.

"Und außerdem kann es daran liegen das du selbst irre im Kopf bist" äffte ich ihm nach.

Im Auto herrschte absolute Stille. Und außerdem, der Junge scheißt ja Geld!

"Woher weißt du wo ich wohne?"

"Emilia."

"Und wo ist mein Auto?"

"Bei Emilia" sagte er emotionslos und würdigte mir keines Blickes.

"Du kannst mich mal" murmelte ich und sah aus dem Fenster.

Als wir ankamen stieg ich so schnell wie möglich und murmelte ein "Danke."

Ich lief strikt auf die Haustüre zu und drehte mich ein letztes mal nach hinten. Der Idiot ist schon längst weggefahren.

Nun ist es schon Dienstag. Da Emilia diesmal ihren Usb-Stick vergessen hat, musste ich in ihr wieder bringen. Ich bin eine tolle beste Freundin. Sie sollte es mal zu schätzen lernen.

Den Usb-Stick habe ich ihr gerade gebracht und nun stehe ich vor dem Eingang der großen Firma.

Und da sehe ich ihn dann. Den Gorilla. Er sieht echt nicht gut aus. Sollte ich ihn ansprechen? Ich weiß das wir nicht gerade die beste Beziehung haben, um ehrlich zu sein ist sie grottenschlecht. Wir hassen uns. Aber ich mache mir Sorgen. Er hat mir geholfen und jetzt helfe ich ihm.

Kurz bevor er in die Firma eintretet, halte ich ihn mit einem "Hey, Elias warte" auf.

"Was ist!" fragte er laut.

Ich schreckte zusammen.

"Beruhig dich mal. Ich wollte nur wissen wie es dir geht, du siehst nicht gut aus" sagte ich fürsorglich.

"Ach, jetzt interessierst du dich auf einmal für mich. Nur weil ich dir einmal dein Arsch gerettet habe, brauchst du nicht gleich angekrochen zu kommen!"

Sag mal hat der seine Tage oder warum schreit er mich an!

"Was ist dein scheiß Problem, ich wollte nur wissen wie es dir geht! Wie haben dich deine Eltern erzogen das du so ein mieses Arschloch geworden bist!" schrie ich nun auch.

Manche Fußgänger warfen uns komische Blicke zu, jedoch waren die mir egal. Mein einzigstes Problem war gerade Elias.

"Du willst also wissen wieso ich so geworden bin? Wie ich erzogen wurde? Willst du es wissen?!" schrie er nun noch lauter. Ich glaube ich habe meine Grenze überschritten.

Ich guckte ihm nur in die Augen. Das war sein Moment er packte mich am Arm und zog mich zu seinem Auto.

"Aua, Elias du tust mir weh!"

"Steig ein!" schrie er mich nur an.

Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Würde er mir etwas antun? In erster Linie machte ich das was er sagte.

Während der Fahrt beobachtete ich ihn. Er ist wütend, sehr wütend. Aber nicht wegen mir, ihn bedrückt irgendwas. Er lässt seine Wut an mir raus. Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen, dann hätte ich ihn nicht gereizt.

Plötzlich hielt der Wagen an und er stieg aus. Er kam auf meine Seite, machte die Türe auf und zog mich am Handgelenk mit sich. Es tat höllisch weh. Man darf diesen Mann nicht provozieren.

Erst jetzt blickte ich auf und sah ein, Friedhof? Hää? Was machen wir hier? Hat er mir schon ein Grab geschaufelt oder was? Ich habe Angst.

Er zog mich immer noch mit sich bis er stehen blieb.

"Hier du wolltest es wissen, hier hast du es! Ich musste mein ganzes Leben lang für meine Familie sorgen, nur weil er gestorben ist. Ich hatte keine Kindheit, habe nur gearbeitet und habe sogar Narben mit mir getragen, nur weil er gestorben ist. Ich war in einem schwarzen Loch gefangen, habe Entscheidungen getroffen die ich zurzeit bereue, und habe Schuldgefühle, nur weil er gestorben ist" schrie er mich verzweifelt an.

Erst jetzt bemerkte ich die Tränen in seinen Augen. Ich weinte schon in strömen. Sein Vater hat ihn früh verlassen. Er gibt ihn die ganze Schuld, für das was er erlitten hat. Ich weiß noch nicht was er erlitten hat, aber ich werde es herausfinden.

Als ich aufmerksam das Grabstein betrachtete sah ich sein Todestag. Heute. Nun ist es verständlich wieso er sich so aufführt. Meine Tränen konnte ich nicht mehr stoppen und ich heulte mir die Augen aus.

"Jetzt weißt du es und kannst gehen!"

Ich blieb immer noch auf der gleichen Stelle stehen.

"Geh, habe ich gesagt!"

Ich konnte es nicht mehr aushalten und schlang meine Arme um ihn. Er war zuerst starr doch er erwiderte die Umarmung nach einer Weile.

"Es tut mir leid, ich-ich hätte dich nicht so schnell beurteilen dürfen ich..." sagte nun ich verzweifelt.

"Ich habe so einen Hass auf manche Menschen entwickelt das glaubst du mir nicht" flüsterte er.

"Du gibst ihm die ganze Schuld, wieso?"

"Ich gebe ihm keinerlei Schuld, ich denke nur wie es wäre, wenn er noch leben würde. Nach dem Tod von ihm habe ich die wahre Welt kennengelernt Alina. Mein Vater hätte mich in den Situationen, in denen ich hilflos war, immer schnell rausgezogen, doch da wurde mir klar, ich werde ihn nie wieder sehen, nie wieder!" flüsterte er hilflos und verlor eine Träne.

Ich umarmte ihn stärker und würde ihn nicht mehr los lassen. Ab diesem Zeitpunkt wurde mir klar, wie schlimm es für ihn gewesen sein muss. Er musste seine ganze Familie ernähren. Er ist stark!

"Ich weiß nicht wieso ich es dir erzählt habe oder wieso ich dir diesen Platz gezeigt habe, aber ich habe es getan. Es wissen nicht viele darüber bescheid, nur meine Familie und mein bester Freund. Ich kann es mir nicht erklären, aber ich vertraue dir Alina. In diesen paar Tagen habe ich Vertrauen zu dir aufgebaut. Ich kann es mir selber nicht erklären aber diese Situation hat es mir gezeigt."

"Ich dir auch, ich weiß nicht wie und wann, aber ich vertraue dir" sagte ich ehrlich und vergoss noch paar Tränen, die auf seiner Schulter landeten.

Destiny Is CallingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt