46. Tanzstunde

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Nachdem ich mich von meiner Mutter verabschiedet und mich fertig gemacht hatte, musste ich auch schon los.
Ich hatte mich für ein bauchfreies Oberteil und eine eher lockere Hose entschieden, da er meinte es sollte bequem zum Tanzen sein.
Schminken tat ich wie üblich auch und meine Haare lies ich in vielen kleinen Wellen einfach offen über meine Schultern hängen.
Ich fuhr mit dem Bus zum Lexus nachdem meine Freundinnen mir den Weg erklärt hatten und wurde mit der Zeit immer aufgeregter, auch wenn ich nicht recht wusste warum.
Ich meine es war Taylor. Aber vielleicht war es auch gerade das was mich nervös machte, denn wie schon deutlich war, hielt ich nicht besonders viel von ihm.
Mit Cole hatte ich seit unserem Streit im Auto nicht mehr geredet und das war wahrscheinlich auch besser so, denn wenn ich dieses Treffen für das Schulprojekt gut hinter mich bringen wollte, müsste ich meinen Kopf frei haben.
Was das alles mit den Projekt zu tun hatte war mir nicht ganz klar, aber ich vertraute Taylor einfach mal, dass er wirklich eine eins in Sport haben wollte.
Wow Taylor und Vertrauen in einem Satz. Irgendwas ging gewaltig schief.

Endlich an der mir beschriebenen Haltestelle angekommen stieg ich aus dem Bus und stand auch praktisch direkt vorm Lexus aus dem schon dröhnende Musik kam.
Ich sah mich nach Taylor um in der Hoffnung er würde draußen auf mich warten und tatsächlich stand er schon vorm Eingang, also ging ich auf ihn zu und begrüßte ihn knapp.
"Einfach nur hinter mich bringen mehr war hier ja nicht verlangt also reiss dich zusammen!", sprach ich mir selber Mut zu, doch die Tatsache, dass ich überhaupt nicht wusste was hier auf mich wartete, lies allen Mut verschwinden.
Taylor musterte mich von Kopf bis Fuß, was mich noch mehr aus der Fassung brachte. Hatte ich was falsches angezogen? War ich zu sportlich?
Naja meine Zweifel wurden mit einem "Heiß" von Taylor weggewischt und brachten Taylor einen Schlag auf den Arm ein.
"Okay wenn wir das geklärt hätten.. Was machen wir überhaupt hier", fragte ich schon leicht angenervt worauf ich eine sehr intelligente Antwort bekam:"Das ist ein Club. Hier tanzt man."
"Ja wow so weit war ich auch schon", gab ich leicht lachend zurück,".. Aber was machen wir hier ? Und was hat das mit dem Projekt zu tun?"
"Leyla wie gesagt man tanzt hier. Das Projekt ist übers tanzen und nicht dass ich deine Fähigkeiten als Tänzerin in Frage stelle, aber du musst dich echt mal locker machen. Ich meine wie sonst willst du das a-vor der ganzen Klasse zeigen damit sie wissen was sie tanzen müssen und b- vor der gesamten Schule als Hauptperson aufführen?"
Ok er hatte recht, aber ... Scheisse ausnahmsweise gab es kein aber.
Er hatte einfach recht.
Erst Vertrauen und er in einem Satz und jetzt hatte er auch noch recht.
Das konnte einfach nichts Gutes bedeuten.
"Wow was schlaues aus deinen Mund. Bin beeindruckt. Also los lass uns das hinter uns bringen.", stimmte ich seiner Idee etwas bissig zu.
Er nahm mich an der Hand um mich bloß durch die Menge zu führen, doch in mir verursachte diese Berührung ein komisches Gefühl und mein Körper fing an zu kribbeln, also zog ich meine Hand schnell weg von ihm.
Brachte mir zwar einen fragenden Blick von Taylor ein, doch ich meinte nur, dass ich den Weg auch alleine finden würde.
Im Club spielte das Lied "Whine and Kotch" von Charlie Black und da es ein Lied eher im Reggae-/Dancehall-Stil war tanzen vor allem die Mädchen/Frauen dazu.
Er navigierte mich direkt in die Mitte der Tanzfläche und forderte mich zum Tanzen auf.
"Wie soll ich denn bitte dazu tanzen?", brachte ich ihn lachend entgegen.
"Guck mal auf die, so könntest du das ja zum Beispiel machen.", erklärte mir Taylor und deutete auf eine Twerkende Frau.
War ja klar.
Aus Spaß machte ich dieser Frau kurz nach und machte zwei twerk Bewegungen.
"In etwa so?", fragte ich Taylor als ich mich wieder mit dem Gesicht zu ihn drehte.
Er jedoch lachte und antwortete:" Ja so stell ich mir das vor, aber falls du mal nicht für mich tanzen solltest, könntest du ja auch was dezenteres ausprobieren wie das Mädchen dort drüber." Diesmal deutete er auf ein Mädchen was  von einem auf das andere Bein trat und somit einfach locker der Musik folgte.
Auch das machte ich kurz nach, doch dann begann sich daraus eine Art kleine Choreographie zu entwickeln, die aus beiden Stilen bestand.
Taylor sah mich amüsiert und gleichzeitig erstaunt an und ich weiß nicht warum aber es fühlte sich auf ein mal alles so leicht an und ich hatte Angst, dass es an ihm lag.
Aber was redete ich da überhaupt?
Ich meine wenn ich mein ganzes Leben lang tanzte war es ja klar, dass es die Musik war, die so eine Wirkung hatte oder ?
Die kleine Choreographie tanzte ich immer zum Refrain und da sie nicht gerade kompliziert war fingen auf einmal an einfach fremde Menschen mitzumachen.
Erst zwei dann drei dann vier, bis es irgendwann alle uns umkreisenden waren.
Als das Lied endete lachte ich und war etwas außer Puste.
"Ich hatte ja keine Ahnung, dass das so Spaß machen würde", gab ich zu und lehnte mich an Taylor, doch direkt im nächsten Moment realisierte ich was geschah und trat schnell von ihm zurück.
Das nächste Lied begann.
Da es schon auf Liens Geburtstag lief wusste ich, dass es sich um "Faded" von Zhu handelte.
Diesmal war es an Taylor zu tanzen und er lies auch nicht lange darauf warten.
Es überraschte mich mal wieder wie gut er eigentlich war. Es sah so aus als ob er wirklich jedes einzelne Körperteil einzeln bewegte. Es lies sich nicht in Worte fassen was er da tat, doch als er mich dann so herausfordernd Ansah wusste ich, dass ich ihm diesen Ruhm nicht lassen würde. Ich tat so als ob ich versuchte seine Bewegungen von vorhin nachzumachen, doch als dann der Refrain wieder einsetzte tat ich genau das Gegenteil.
Meinen Körper bewegte ich eher langsam und fließend während ich auf ihn zuging. Ich begab Wellen mit meinem Körper zu machen und eher reizvoll zu tanzen.
Langsam bildete sich ein Kreis von Zuschauern um uns, doch ich bemerkte es nichtmals.
Je mehr sich die Musik dem Ende neigte, desto näher kam ich ihm.
Taylor stand wie perplex einfach nur da und sah mich immer noch beeindruckt an, da er scheinbar nicht mit so einer Wendung gerechnet hatte.
Als ich dann ganz nah vor ihm stand, schlang ich meine Arme um seinen Hals und er lies seine auf meinen Hüften ruhen, die ich langsam zu kreisen begann.
Er spürte jede einzelne Bewegung und als er sich dann wieder gefunden hatte, machte er einfach mit.
Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm und schlang meine Arme nun rückwärts um seinen Nacken.
Seine Hände fuhren meine Körper entlang, was wieder dieses kribbeln hinterließ, doch diesmal machte es mir nichts aus.
Und glaubt mir normalerweise hätte ich ihn nie so nah an mich gelassen, aber ich meine wir tanzen ja nur.
Als das Lied schon seine letzten Takte spielte, standen wir wieder richtig rum und so nah beieinander, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten.
Er beugte sich immer weiter nach vorne, doch bevor er mich küssen könnte ertönte zu meinem Glück das Lied "Monster", aber nur der Verse von Nicki Minaj.
Sofort begann ich mich im Affenstyle von ihm zu entfernen und diesmal in festen aggressiven Bewegungen zu tanzen, was aber trotzdem noch gut aussah. Völlig überfordert sah mich Taylor an was mich nur zum Lachen brachte.
"Was ist gerade passiert?", rief er lachend zu mir rüber.
"Liederwechsel", antwortete ich sehr intelligent.
Auch der Teil des Lieder war nun zu Ende und das letzte Lied des Abends ertönte:"Wonderful" von the Weekend.
"Diesmal bin ich aber dran", meinte er.
Was er damit meinte wusste ich nicht, doch sobald er anfing zu tanzen, verstand ich es.
Working like a Stripper
War der Lyriks des Liedes und genau so bewegte er sich auch.
Ich brach in Gelächter aus was ihn jedoch nur zum Weitermachen animierte. Er kam mir immer näher und began mich anzustrippen, falls es so ein Wort überhaupt gibt.
Ich schwörs euch, wäre da ein Stuhl, hätte ich einen Lapdance bekommen.
Lange lies ich mich jedoch nicht aus der Fassung bringen und ging wieder stolzen und bestimmten Schrittes auf ihn zu und das gleiche Spiel von vorhin begann wieder.
Zum Schluss packte ich ihn mit einer Hand am Nacken und lehnte mich nach hinten in einer halben Brücke zurück was laute "Ohhhh" schreie von allen Seiten kommen lies.
Als ich wieder hochkam hielt ich ihn immer noch fest. Seine Arme waren um meine Taille geschlungen. Unsere Gesichter nah bei einander. Unsere Körper berührten sich. Von allein Seiten kamen laute Schreie und lauter Jubel, doch der Moment blendete alles aus. Wieder kam sein Gesicht meinem immer näher. Es lagen bestimmt nur noch 3 cm zwischen unseren Lippen.
Gleich würde er mich Küssen und ich war kurz davor er zu zulassen.
Bis ich realisierte das es Taylor war und ich einen Freund hatte. Cole. Nicht Taylor. Cole !
Schnell schob ich meine Hand zwischen unsere Lippen, drückte ihn mit aller Kraft von mir weg und lief durch die Menge raus aus dem Club an die frische Luft.
Was zum Teufel war gerade passiert?
Ich hasse Taylor !
Ich mag Cole !
Ich hasse Taylor !
Ich mag Taylor !
Nein! Nein! Ich mal C-O-L-E. Cole.
Meine Gedanken waren durcheinander. Ich war verwirrt und alles war seine Schuld.
Mir wurde schwindelig, sodass ich meinem Kopf in meinen Händen stützte.
"Leyla weinst du ?!", sprach die erschrockene Stimme von niemanden gerinnen als Taylor zu mir.
Ich sah ihn an und er konnte sehen, dass ich keine einzige Träne vergossen hatte, doch das einzige was ich sagte war:" Ich hab einen Freund! Cole. Er heißt Cole. Cole ist mein Freund.", Verzweiflung lag in meiner Stimme doch diese wandelte sich immer mehr in Wut je mehr ich sprach:"Verdammt was hast du dir nur gedacht ?! Ich hab einen Freund Taylor !"
"Wow jetzt stop mal ! Du hast mich angetanzt ! Und wie ich mich erinnern kann hab ich dich zu nichts gezwungen!", stellte er mit fester Stimme klar.
"Ja, aber ..", Scheiss mal wieder an diesem Abend gab es kein aber.
"Was aber?" , fragte Taylor wütend.
"Aber .. Ich .. Ich hab einen Freund .. Cole .. Cole ist mein Freund .. Nicht du.. Wir.. Wir haben nur getanzt nichts weiter.", stotterte ich wieder verzweifelt.
"Wenn es für dich nur das war ..", in Taylors Stimme war Gleichgültigkeit zu hören, doch sein Ton verriet, dass er verletzt war.
"Wir haben nur getanzt Taylor.. Mein Freund ist.."
"Cole. Ja ich habs verstanden Leyla."
Er stand auf und wandte sich zum gehen, als er sich nochmal umdrehte und fragte:" Wie kommst du nach Hause?"
"Bus"
"Es ist schon spät es fahren keine Busse mehr"
"Dann zu Fuß"
"Was ist mit Cole?"
"Stress"
"Deine Mutter?"
"Geschäftsreise"
"Steig ein", deutete Taylor auf sein Auto.
"Nein schon gut..", versuchte ich abzuwinken, doch er unterbrach mich:"Nein ich lass dich nicht alleine in der Nacht nach Hause gehen. Wer weiß was hier für Idioten rumgammeln."
Es war erschreckend süß was für Sorgen er sich machte, also steckte ich meine Hand aus und er half mir von den Treppen vorm Lexus aufzustehen.
"Danke", flüsterte ich ihm noch kleinlaut zu bevor ich ins Auto stieg.

Die Autofahrt verlief ruhig. Niemand sagte etwas, bis ich mich entschied das Schweigen zu brechen:" Es tut mir leid.. Ich wollte nichts falsches andeuten." Von ihm kam keine Antwort.
Ich stieg aus und bedankte mich nochmal, doch er fuhr wortlos davon.
Kaum im Haus angekommen schmiss ich mich aufs Bett.
Mir wurde bewusst wie ich mit ihm gespielt habe, wie sehr ich ihn verletzt habe. Wie ein Monster. Erschreckender Weise war diese Bezeichnung für mich garnicht so verkehrt.
Doch trotz allem fuhr er mich nach Hause, machte sich Sorgen um mich und lies mich nicht alleine.
Cole, mein Freund, hingegen hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet wie ich nach Hause kommen würde.

Meine Haselnussbraunen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt