~Niklaus~

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Drei Wochen. Drei Wochen seit Carolines Freundin gestorben war. Drei Wochen, seit denen es nur noch Stille in diesem Haus gab. Drei Wochen, in denen mir jeder Gedanke schmerzte, egal, worum es ging. Ich würde niemals wieder glücklich sein, ich würde nicht einmal so tun können, als wäre ich glücklich. Ich war allein, mehr als je zuvor, und das in einem riesigen Anwesen, in dem meine gesamte Familie wohnte. Jedenfalls die, die nicht gestorben waren...

Seit Wochen versuchte ich nun, meine Gefühle, meinen Ärger, meinen Frust, die Trauer, die Einsamkeit und meinen Selbsthass, in meinen Bildern zu verarbeiten, doch in jedem vollendeten Werk fand ich nur wieder eine Erinnerung, die mich quälte. Und fast alle Erinnerungen hingen mit Caroline zusammen, meiner großen Liebe, die noch immer hier wohnte. Manchmal redete ich mir ein, dass sie nur noch hier war, weil sie mich noch nicht aufgegeben hatte, aber dann schaltete sich mein Verstand wieder ein und mir wurde klar, dass sie einfach nur keine andere Unterkunft fand und mit Sicherheit schon verzweifelt nach einer suchte. Wieso sonst sollte sie noch immer hier sein und mich damit quälen, dass mich jedes Treffen, jede glückliche Erinnerung an sie, innerlich zerreißen konnte.

Ich sehe mich in meinem Atelier um, meine erste Zeichnung nach unserer Trennung fest an mich geklammert. Noch nie hatte ich in so kurzer Zeit so viele Bilder gemalt. Und wenn ich mich nun so zwischen all meinen Werken umschaute, wurde mir klar, dass Caroline auf jedem irgendwie zu finden war. Ob ich sie selbst gemalt hatte, die Farbe ihrer Augen verwendet hatte oder ein Pferd durch den Bildhintergrund galoppierte... Seit ich direkt nach unserer Trennung dieses Pferd gezeichnet hatte, konnte ich nicht mehr aufhören, an sie zu denken, und wenn es nur unterbewusst war.

Ich musste irgendetwas unternehmen, auch wenn es vielleicht egoistisch von mir war. Aber ich konnte so nicht mehr leben, auf keinen Fall.

Also zerknüllte ich die Zeichnung, die ich noch immer in meiner Hand hielt und ging zielstrebig zur Zimmertür von Caroline. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, hatte ich schon geklopft, doch sobald sie ihre Tür öffnete und ich in ihre wunderschönen, blauen Augen sah, stockte mir der Atem und mir blieb die Sprache weg. Wie sollte ich das zwischen uns nur je wieder retten?

Painting for you - Klaroline FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt