Chapter 01: Krieg raubt einem dem Schlaf

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Mit einem leisen Seufzen schloss die Blonde die Tür zum Zimmer ihres ältesten Sohnes und drückte das alte Exemplar eines Märchenbuches fest an sich. Langsam lief sie die Treppen hinauf, und sammelte ein paar Spielzeuge auf den Weg nach oben. Im ersten Stock angekommen ließ sie die Spielsachen in eine herumstehende Kiste fallen, und legte das zerfledderte Buch auf einem kniehohen Tischchen ab. Müde strich sie sich die Haare aus dem Gesicht und drückte leise den Türknauf zum Zimmer ihrer beiden Töchter hinunter. Beruhigt schaute sie auf die schlafenden, in Decken gekuschelten Körper und wollte gerade den Raum verlassen, als eine leise Stimme sie aufhielt. ,,Mommy?“ Die genuschelte Frage kam von dem älteren Mädchen, dass sich langsam in seinem Bett aufsetzte. ,,Oh, Layla mein Schatz, habe ich dich geweckt?“ flüsterte die junge Mutter, darauf bedacht ihr Nesthäcken nicht auch noch zu wecken. ,,Ich konnte nicht schlafen. Mommy, kommt Daddy bald nach Hause?“ Die Blonde hielt mitten in ihrer Bewegung inne, bevor sie sich mit einem aufmunternden Lächeln zu Layla drehte. ,,Aber sicher doch mein Stern! Wieso sollte er nicht? “ fragte sie, und ließ sich vorsichtig nieder, in der Absicht ihren Rock nicht zu sehr zu zerknittern. Sie hatten nicht genug Wasser um noch mehr Klamotten waschen zu können. Das Mädchen zögerte kurz. ,,Weißt du, alle schauen mich immer so seltsam an... Und als ich neulich mit Luke spielte, meinte Tante Michelle ganz traurig, ich sähe wie mein Vater aus wenn er glücklich war. Mommy... Hat... Hat Daddy uns verlassen?“ Entschlossen schaute Layla ihrer Mutter ins Gesicht, und sah in vor Wut und Verzweiflung überquellende Augen. ,,So ein Humbuk! Dein Vater liebt uns, mehr als sein eigenes Leben! Er hat uns versprochen er würde zurückkommen, und er hält seine Versprechen, das war schon immer so! Was auch immer sie dir erzählen Layla, er wird heimkommen. Natsu... Natsu würde lieber sterben als seine Versprechen zu brechen.“ Doch im inneren quälten sie Zweifel. Was versprach sie ihrer Tochter hier, ohne überhaupt zu wissen ob nicht gerade ein Bote auf den Weg zu ihr war, um ihr zu berichten das ihr Mann im Kampf gefallen war? Bilder blitzten vor ihrem geistigen Auge auf, Bilder die sie niemals sehen wollte. Eilig schüttelte sie ihren Kopf. Nein, das konnte, und das würde nicht passieren! Eine warme und salzige Substanz tropfte plötzlich auf ihre Hand, und immer mehr folgten. Waren das... Tränen? Verwundet wischte sie sich über die Wange, konnte jedoch die Tropfen nicht stoppen. Als sie auf ihre Hand blickte, sah sie, wie zwei zierliche, ihre große umklammerten. ,,Alles wird gut Mommy. Wie du es gesagt hast. Alles wird gut.“ Und ehe sie sich versah, hielt sie ihre Tochter in den Armen, und strich ihr schluchzend immer wieder  über das pinken Haar und wiederholte diesen Satz. ,,Alles wird gut... Alles wird gut.“ Alles würde gut werden. Garantiert.

Nach einiger Zeit war Layla wieder eingeschlafen, und mit einem Gähnen betrat die Blonde ihr Schlafzimmer. Als sie langsam zum Bett lief und es berührte, kam die ihr vertraute Kälte zurück. Als ihr Mann bei ihr war, war das Bett nie kalt gewesen. Seit dem Tag, an dem er ihr genommen wurde, hatte sie nicht mehr in diesem Bett geschlafen. Ohne ihren Geliebten war es nicht mehr dasselbe. Sie plagten Albträume, und die Furcht vor dem Schlaf. Langsam befreite sich die Herrin des Hauses aus ihrem Kleid, und zog ein leichtes Nachthemd über. So schnell wie möglich verließ sie den ihr so fremd gewordenen Raum, und schlich die Treppe zum Wohnzimmer hinunter. Die Stufen knarzten leicht unter ihren Füßen, und erinnerten sie daran, wie alt das Haus schon war, und wie dringend so einiges repariert werden müsste. Doch das Geld fehlte vorne und hinten, und so schob sie es auf etwas an diesem Haus zu verändern, das sie so an ihren Ehemann erinnerte. Sie hatte von so vielen Frauen gehört die ihre Männer vergaßen, und diesem Club wollte sie definitiv nicht angehören. Sie wollte niemals sein Lachen vergessen, das in ihr jedesmal eine Sonne aufgehen ließ, und sein unzähmbares, pinkes Haar, das am Morgen wie am Abend in alle Richtungen Abstand. Nie wollte sie die wichtigen Momente mit ihm verlieren, denn obwohl es so wenige waren, waren sie ihr kostbarer als jeder Schatz es seien konnte. Müde ließ sie ihren zierlichen, wenn nicht abgemagerten Körper in den großen und kuscheligen Sessel fallen. In den letzten Monaten hatte sie ihn von seinem ursprünglichen Platz wegbewegt, jede Nacht ein Stück gerutscht, bis er im Türrahmen stand, von wo aus sie die Tür beobachten konnte. Jede Nacht saß sie in dem abgesetzten Sessel, umklammerte ihre viel du dünnen Beine, und wartete. Aber... Er kam nie. Niemals ging die Tür auf, und trotzdem verlor sie nicht die Hoffnung. Sie durfte nur nicht einschlafen, diese fürchterlichen Träume würden ihr selbst den letzten Funken stehlen, und das konnte sie nicht zulassen. Sie würde warten. So lange es eben nötig war.

Die Stunden strichen dahin. Das Ticken der Uhr drang zu ihr herüber, und ihre Augen wurden immer schwerer. Ein paar Tage konnte sie durchaus ohne Schlaf aushalten, die Angst hielt sie wach, aber irgendwann musste sie doch ein wenig Ruhe finden. Doch nicht heute. Das sagte sie sich jedesmal wenn sie sich ihrer Lebensgeister beraubt fühlte. Es war das geschätzte 400 Mal das sie dachte, ihren Bedürfnissen nicht mehr entkommen zu können. Doch ein Geräusch an der Tür ließ sie hellwach aufschrecken. Ihre geweiteten Augen waren starr auf das weiße Stück Holz gerichtet, und ihre Hände zitterten unheimlich stark. Mit einem leisen quietschen schwang die Tür auf, und gab den Blick frei auf eine stämmige Person mit pinkem Haar. ,,Lucy...“ kam es von dem Schatten. Tränen stiegen in ihre Augen. So lange war es her das jemand ihren Namen mit so viel Liebe sagte. Mehr als drei Jahre. Zu der Zeit trug sie noch ihre Jüngste, Nashi unterm Herzen. ,,Natsu.“ Mehr brachte sie nicht heraus. In ihr spielte alles verrückt- Die Emotionen waren miteinander verwoben, und alles was sie ihm sagen und fragen wollte holperte durch ihr Hirn. ,,Willkommen daheim du riesiger Idiot.“ brachte sie schließlich mit krächzender Stimme hervor. Kaum zwei Sekunden später fand sie sich in den starken Armen ihres Mannes wieder, und alle Dämme brachen. Drei Jahre lang hatte sie allein geweint, und nun konnte sie wieder alles mit ihm teilen. Endlich war alles vorbei. Endlich war sie nicht mehr alleine. Endlich. ,,Tut mir Leid das du so lange warten musstest. Ich habe dir geschrieben, so viele Briefe d-“ Sei enschuldigender Redeschwall wurde von dem Gefühl von weichen Lippen auf den seinen unterbrochen.

Am nächsten Morgen fand Lucy ihren Mann im Türrahmen des Kinderzimmers wieder- Er Starrte auf die babbelnde Nashi, Nashi starrte auf Layla, und Layla... Layla Städte einfach nur Natsu an. Mit dem glücklichsten und strahlendsten Lächeln das ihre Kinder jemals beibihr gesehen hatten meinte die Blonde: ,,Ich Habs euch ja gesagt: Euer Vater hält seine Versprechen.“

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ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG! @lala21621

Was Der Krieg fordertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt