Nightmare

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Nach ungefähr 15 Minuten, die wir peinlich schweigend verbrachten, sind wir an ihrem Haus, das auch etwas außerhalb von der Innenstadt liegt, angekommen. Obwohl Haus wohl eine große Untertreibung ist. Ich stehe staunend vor der riesigen Villa der Jungs, während sie meine Habseligkeiten rausholen.

„Ähm...Hier wohnt ihr?“, frage ich immer noch erstaunt.

Sie lachen nur und schließen dann die Tür auf. Kaum stehen wir im Flur, rennt Niall schon weg. Verwirrt sehe ich die anderen vier an, doch sie schütteln nur grinsend ihre Köpfe und folgen ihm dann.

„Ist klar, lasst mich doch alleine in eurer riesigen Villa. Ich werde mich schon nicht verlaufen oder so“, murmle ich leise, da ich denke, ich wäre alleine im Flur. Doch als ich mich bücke, um meine Schuhe aus zu ziehen, höre ich nur ein Lachen. Ich gucke hoch, während ich mir die Schuhe von den Füßen streife, und sehe in das strahlende Gesicht von Louis.

„Die anderen sind in der Küche und passen auf, dass Niall nicht den ganzen Kühlschrank leer isst. Ich wollte dich holen kommen. Wir wollen ja nicht, dass du hier verloren gehst“, sagt er, und nimmt zwinkernd meine Hand. Dann zieht er mich hinter sich her, bis wir in einem großen Raum sind, der wohl die Küche darstellt. An einem eichefarbenden, großen Tisch stehen 8 Stühle in der gleichen Farbe. Da drauf stehen unzählige Dinge, die Niall sich gerade auf zwei Scheiben Brot legt und schmiert. Als er die Scheiben dann aufeinander legt und rein beißt, rechne ich jederzeit damit, dass er gleich alles wieder ausspuckt.

„Du isst das auch noch?“, frage ich angeekelt.

„Klar“, antwortet der Blonde, zum Glück erst nachdem er runter geschluckt hat. Seine vier Freunde haben sich währenddessen auch an den Tisch gesetzt, und fangen jetzt ebenfalls an, sich Sandwichs zu machen, die aber bei Weitem nicht so ekelerregend aussahen wie Niall's.

„Du kannst dich ruhig hinsetzen“, bemerkt Louis nach einiger Zeit, da ich stehen geblieben bin um ihnen zu zu sehen. Vorsichtig ziehe ich einen der Stühle zurück. Als ich sitze, beobachte ich sie weiter. Wie sie einfach essen. Ohne Gedanken darüber zu haben, wann sie wohl das nächste mal etwas essbares in den Händen halten werden, oder ob die Sachen noch gut sind.

„Du kannst auch etwas essen“, sagt Zayn, als er merkt, dass ich mich nicht weiter bewege. Verwirrt gucke ich ihn an.

„Wirklich?“, frage ich. Ich bin es nicht gewohnt, von jemandem freiwillig etwas zu Essen angeboten zu bekommen. Erst recht nicht von Fremden.

„Natürlich. Glaubst du etwa, wir lassen jemanden zu gucken, wie wir etwas essen, und das obwohl diese Person ziemlich hungrig aussieht“, fragt er jetzt ebenfalls verwirrt.

„Ähm... Ich weiß nicht. Ihr kennt mich ja nicht, warum solltet ihr mir also freiwillig etwas geben?“ Doch sie antworten mir nicht. Viel zu sehr sind sie damit beschäftigt, mir irgendwelche Zutaten auf eine Scheibe zu legen, die wohl ihrer Meinung nach schmecken sollen. Als sie fertig sind, stellen sie stolz den Teller vor mich, und warten ab, bis ich vorsichtig rein beiße. Ich kaue und schlucke dann runter.

„Das schmeckt gut. Danke“, sage ich und lächle schüchtern. Dabei hoffe ich, dass sie mir das nicht gleich wieder wegnehmen. Auch das haben meine Eltern oft gemacht, wenn sie ihre Meinung geändert hatten. Aber die 5 Jungs widmen sich wieder ihren Sandwichs. Kurz grinse ich, dann fange ich auch wieder an zu essen.

Als ich die Hälfte geschafft habe, schiebe ich meinen Teller ein wenig zurück.

„Ich hab vorhin erst gegessen, deshalb habe ich jetzt nicht so großen Hunger“, erkläre ich ihnen. In Wirklichkeit bin ich es nicht gewohnt, so viel auf einmal zu essen, weswegen ich auch nicht mehr geschafft habe. Ich warte ab, bis auch die Jungs fertig sind, was bei Niall nicht so lange dauerte, obwohl er das doppelte von dem der anderen verschlang. Dann sehen wir uns alle einen Augenblick an, bevor ich die Stille unterbreche.

„Ähm... Könnt ihr mir das Zimmer zeigen? Ich bin echt ziemlich müde“, frage ich schüchtern. Sofort springen Niall und Louis auf. Die anderen lachen nur und sagen mir dann gleichzeitig „Gute Nacht“. Ich erwidere es, und lasse mich dann von den beiden die Treppen nach oben ziehen. Als sie dann eine Tür am Ende des Ganges aufmachen, fehlen mir die Worte. In dem hellblau gestrichenem Zimmer steht in der hinteren rechten Ecke ein großen Himmelbett. Daneben ist ein großes Fenster mit einer Tür, die zum einem Balkon raus führt. An der linken Wand sind zwei Türen zu sehen. Die eine führt zum Badezimmer, die andere zu einem begehbaren Kleiderschrank, wie Niall mir gerade grinsend erklärt.

Als ich später umgezogen und geduscht im Bett liege, denke ich über den Tag nach. Obwohl die fünf Jungs mich nicht kennen, sind sie wirklich unglaublich nett zu mir. Sie haben mir ohne zu überlegen das Gästezimmer für die Nacht überlassen, ich durfte etwas essen und sogar duschen. Bei meinen Eltern musste ich jedes mal, wenn ich geduscht habe, wieder Schläge erwarten. Sie sagten immer, dass Wasser zu kostbar ist, als dass jemand, der so wertlos ist wie ich, es benutzen sollte. Doch bei diesem Gedanken fallen meine Augen langsam zu und ich schlafe ein.

Ich träume selten etwas, weil ich nicht so viel schlafe. Logisch, wenn ich schlafe, und meine Eltern es schaffen würden leise dabei in mein Zimmer zu kommen, könnte ich mich nicht einmal ansatzweise verteidigen. Aber wenn ich träume, dann immer das gleiche. Alle Personen, die ich kenne, stehen um mich herum. Sie schubsen mich rum, und schreien wild durcheinander, wie wertlos ich bin. Doch diesmal ändert sich der Traum. Ich stehe auf einem Bürgersteig, mit den Jungs. Wir streiten, weil sie mir immer noch nicht gesagt haben, dass sie eine Band sind, ich ihnen jetzt aber gesagt habe, dass ich es schon weiß. Dann schubsen sie mich. Irgendwann stehe ich zu dicht an der Straße. Als Niall mich noch einmal schubst, stolpere ich über meine eigenen Füße und falle rückwärts hin. In dem Moment kommt aber ein Lastwagen, der mich mit sich zieht. Alles wird schwarz und ich höre nur noch das Lachen der Jungs und wie sie sagen, dass das Zeit wurde.

Verschwitzt wache ich auf, weil jemand an meiner Schulter gerüttelt hat. Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, sehe ich, dass Niall vor mir steht. Er holt aus, und ich schließe automatisch meine Augen um mich auf den Schmerz gefasst zu machen. Doch er kommt nicht, stattdessen streicht er sich eine Haarsträhne aus der Stirn.

„Ich tue dir nichts, keine Sorge. Ich hab dich schreien gehört und wollte nachsehen was los ist. Willst du darüber reden?“, flüstert er. Er ist die erste Person, die ich kenne, die offen zu mir sagt, dass er nach mir sehen wollte. Aber warum sollte ich ausgerechnet ihm erklären, warum ich scheinbar geschrien habe, oder warum ich Angst vor ihm hatte. Also schüttle ich den Kopf. Damit dachte ich, dass er wieder rausgehen würde. Doch Niall seufzt kurz, und schlägt dann meine Decke zurück.

„Rück mal“, sagt er, und da ich verwirrt bin, tue ich das ohne zu überlegen. Dann legt er sich neben mich und deckt uns beide wieder zu.

„Es ist okay wenn du noch nicht reden willst, aber ich sehe dass du jemanden brauchst.Du kannst jederzeit mit mir reden, egal was es ist. Wir alle sorgen uns um dich. Und jetzt versuch wieder zu schlafen“, sagt er leise, als er meinen fragenden Blick sieht, und legt einen Arm um mich. Ich will gerade anfangen zu protestieren, aber das erste mal seit langer Zeit fühle ich mich sicher. Also entspanne ich mich, und nach kurzer Zeit gelingt es mir tatsächlich wieder zu schlafen, und dabei nicht wieder wegen Alpträumen aufzuwachen.

Life isn't a fairytale (Niall Horan / One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt