Kapitel 47: Zwei verzweifelte Seelen

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Schalten wir zu unserem einsamen Häufchen Elend, dessen gesamte Welt nur vier Tage nach Ankunft im Paradies am Arsch ist.

Sie heult wie ein Schlosshündchen und friert. Sie hat nämliche ihre Jake drinnen vergessen, aber es ist ihr egal. Die Kälte zeigt ihr, dass wenigstens noch etwas in ihr funktioniert... sie ist am Ende.

Kann es denn noch schlimmer kommen?

Warum war sie eigentlich so von Jake geblendet? Es ist doch so klar, dass so ein Stück scheisse wie sie nie so jemanden abbekommt... Leigh-Ann hatte vollkommen recht. So jemand wie sie kann auch niemals mit jemandem wie Leigh-Ann befreundet sein oder mit überhaupt jemandem. Nun ist sie kaum vier Tage hier und schon blamiert vor den Lehrern, vor Jake und auch schon vor den Zicken, die sie als schwärmendes Nichts betrachten... Blamiert vor dem Schwarm und einer gemeinen Freundin, die jetzt auch keine mehr ist.

Vielleicht hätte sie nie hierher kommen sollen. Vielleicht war das alles ein schlimmer Fehler. Hat sie denn echt geglaubt, hier würde alles besser? Hat sie gedacht, hier wird alles einfacher? Wenn sie sich nie bei diesen Auditions gemeldet hätte, dann hätten ihre Eltern niemals diese Diskussion gehabt, in der sie erfahren hat, dass sie gar nicht ihre Eltern sind. Dann wäre ihre kleine heile langweilige Welt noch in Ordnung.

Sie schluchzt immer noch und merkt, wie sie langsam wirklich kalt bekommt. Es fängt auch noch an zu schneien... doch hinein will und kann sie nicht. Keiner soll sie so sehen. Es reicht schon, dass dank Amanda bald das ganze Schulhaus von ihrer Blamage erfährt, dann will erst recht keiner mehr mit ihr was zu tun haben.

Vielleicht sollte sie einfach mit dem nächsten Bus von hier abhauen und nie wieder zurückkommen... doch das kann sie nicht, zuhause ist ja alles noch viel schlimmer.


„Heather bist du das? Warum hast du keine Jacke? Hier nimm meine, du bist ja ganz bleich... was macht du denn hier? Warum weinst du? Hey..."

Nicolas kommt auf sie zu und reicht ihr sofort seine Jacke. Sie nimmt sie dankbar und weint wieder los.

„Hey was ist los?", Nicolas lässt sich neben ihr nieder und lehnt sich ebenfalls geben den Baumstamm.

„Ich habe meine Jacke im Mathe-Zimmer vergessen..."

„Und darum weinst du?"

Heathers Stimme klingt total brüchig, „Nein... Leigh-Ann... Jake... meine Eltern... mein Leben... alles scheisse...", erneutes Schluchzen.

„Okay, weisst du was, sag einfach nichts... komm her."

Nicolas legt einen Arm um sie und rutscht etwas näher an sie heran. Sie legt ihren Kopf auf seinen Oberkörper und weint wieder. Nicolas lässt sie weinen und streicht ihr beruhigend über die Haare.

Retter der Not! Mal wieder.


Auch Leigh-Ann sitzt da in diesem Park. Immer noch Löcher in die Luft starrend. Sie kann nicht weinen. Sie kann das nur zum Schauspielern, aber nicht um ihre Gefühle auszudrücken.

Sie ist ein Miststück, welches anderer Leute zum Schutz ihres bescheuerten Geheimnis, dieser dummen Abmachung mit dem grössten Arsch der dritten Stufe, zu schützen... das ist echt...

„Hey bist du das Leigh-Ann?", es ist Ron, er kommt zu ihr, „stimmt was nicht bei dir? Du starrst so apathisch und aggressiv Löcher in die Luft", und setzt sich neben sie auf die Bank.

„Was machst du hier Ron?"

„Ich bin spazieren gegangen, hab dich nirgends gesehen in der Cafeteria und Heather auch nicht... ist etwas passiert?"

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