Teil 3

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"Kommen wir zu dem eigentlichen Grund unseres Besuches. Wir bitten um die Hand ihrer Tochter."
Nach diesem Satz konnte ich Rüzgar nicht mehr zurückhalten. Ich selbst warf meinen Kopf in meinen Nacken und brach in schallendes Gelächter aus.
"Ihr habt meinen Bruder schon auf dem Gewissen, meine Schwester werdet ihr niemals kriegen!" "Bırak istedikleri kadar havlasınlar Rüzgar. Ölürüm ama o eve gelin olarak gitmem. (Lass sie bellen Rüzgar. Lieber sterbe ich als ihre Schwiegertochter zu sein.)" Mein Vater hielt sich nur schwer zurück, wäre kein Besuch anwesend, hätte er uns höchstwahrscheinlich schon längst umgebracht. "Geht auf eure Zimmer, ich will euch hier nicht sehen!", befahl er uns. Ich packte Rüzgar am Arm und tat dies, nicht weil ich ihm gehorchte, sondern weil diese Menschen unter unserem Niveau waren und Diskussionen nichts brachten, da meine Entscheidung stand.

Nach einer Weile klopfte es an der Tür. "Lässt du mich mit deiner Schwester kurz alleine?" "NEIN!" fauchte Rüzgar den Mörder unseres Bruders an. "Ablacım çık hadi. (Bruderherz geh bitte raus.)" "Hayır Abla, seni bu itle yalnız bırakmam burda.(Nein Schwester, ich lasse dich mit diesem Hund garantiert nicht alleine.)" "Rüzgar çık dedim. Ich kläre das. (Rüzgar, ich habe gesagt; raus.)" Verächtlich schnaubend verließ er das Zimmer. "Wir sind einander versprochen." "Das interessiert mich nicht im Geringsten. Ich hasse dich und werde dich garaniert nicht heiraten!" "Doch wirst du. Und weißt du wieso? Weil ich in der Lage bin, dir weh zu tun. Ich habe meine Schwester und ihren Bastard von Freund umgebracht. Wieso sollte ich davor zurückscheuen, dasselbe mit Rüzgar und deinem Freund zu tun?", er grinste mich total dreckig an. "Wag es ja nicht so über Mete zu sprechen! Wenn es einen Bastard gibt, dann bist du das!" "In zwei Wochen ist die Verlobung, bis dahin solltest du dich entschieden haben!" Er verließ mein Zimmer grinsend.
"Geht's dir gut? Hat er dir was getan? Was habt ihr besprochen?" Ich sah zu meinem kleinen Bruder und wollte ihn damit nicht belasten. Er machte gerade viel zu viel durch, außerdem hatte er noch Träume. Er sollte sich auf sein Studium konzentrieren und glücklich werden. "Nichts. Du weißt doch, Hunde können nicht reden, sie können nur bellen." "Sicher, dass nichts ist?" "Ja-haa", zog ich das Wort in die Länge.

"Ja Canım?", fragte ich in den Hörer. "Was machst du? Ist euer Besuch weg?" "Ja, sind sie." "Wer war denn da Hayalim?" "Die Familie von Melek." "Was wollten sie?" "Keine Ahnung. Rüzgar und ich haben das Zimmer kaum verlassen." "Willst du ihm nicht die Wahrheit sagen?", fragte mich Rüzgar im Flüsterton, ich schüttelte nur meinen Kopf. "Canım ich bin müde, lege jetzt auf okay? Schlaf schön, träum süß." "Okay Canım, du auch."
"Wieso hast du es ihm nicht gesagt?", fragte mich mein Bruder, nachdem ich aufgelegt hatte. "Du weißt, wie Ercan ist, ich wollte nicht, dass er ausrastet, er würde als Einziger schaden davon tragen. Außerdem hab ich das geklärt, mach dir keine Sorgen."

Rüzgar schlief schon, doch ich konnte nicht. Tunçs Worte hallten immer noch in meinen Ohren. Ich wusste, zu was er fähig war und er würde Rüzgar und Ercan ohne mit der Wimper zu zucken umbringen. Meine Entscheidung würde uns zerstören, doch das war egal, denn nichts war für mich schlimmer als ihr Tod. Nachdem ich mich rasch umgezogen hatte, machte ich mich auf den Weg zu ihm, wir hatten nach drei Uhr und es war unheimlich, doch ich ließ mich davon nicht abbringen. Nach dem dritten Klingeln wollte ich mich auf den nach Hause weg machen, als seine Stimme ertönte. "Wer ist da?" "Ich bin's." Er öffnete die Türe, worauf ich die Treppen hochsprintete. "Was machst du um die Zeit hier? Ist was geschehen?" "Wir müssen reden." Ich traute mich nicht in seine Augen zu schauen. "Noldu? (Was ist passiert?)" "Sie waren heute da, weil sie wollen, dass ich ihre Schwiegertochter werde." "Solche Hunde! Ich werde das klären." "Nein, wirst du nicht. Weil ich ihn heiraten werde. Ercan, es geht um Rüzgar! Wenn nicht, wird er ihn umbringen. Das kann ich nicht riskieren, Mete ist schon tot und jetzt Rüzgar... Nein, das kann ich nicht. Er ist meine Familie."

Ihn selbst erwähnte ich absichtlich nicht, denn sonst würde er es schaffen mich von meinem Vorhaben abzubringen. "Das kannst du nicht tun, Hayal! Das kannst du uns nicht antun! Du bist meine Familie. Er kann deinen Bruder nicht einfach so umbringen, wir werden eine Lösung finden. Er wird Rüzgar schon nichts tun."
"Wie willst du ihn beschützen? Er hat Mete schon gnadenlos umgebracht, da wird er bei Rüzgar nicht zögern. Versteh mich doch, bitte. Denkst du wirklich, dass hier fällt mir leicht? Ercan, ich sterbe gerade. Ich sage, dem Mann, den ich liebe, dass ich jemanden anderen heiraten werde. Heiraten muss. Denkst du, mir fällt das leicht? Denkst du, ich leide nicht? Denkst du wirklich, es zerreißt mich nicht, dass wir unsere Träume nicht ausleben werden? Doch. Doch, ich kann nicht. Rüzgar hat noch so viel vor, er hat unberührte Träume, ich muss für ihn da sein, er braucht mich. Mete hätte gewollt, dass ich gut auf ihn aufpasse. Es tut mir so verdammt leid. Bitte verzeih mir. Ich liebe dich." Mittlerweile weinte ich wie ein Wasserhahn, auch er weinte und ich wünschte zu sterben. Es sollte niemand traurig sein, nicht wegen mir. Sie sollten glücklich sein, doch das war der Weg zu ihrem Glück. Wenn ich mich jetzt nicht fernhielt von ihm, dann würde Tunç ihn umbringen, das würde ich nicht verkraften. Ich verabscheute mich jetzt schon für diese Aktion, doch seinen Tod könnte ich mir niemals verzeihen.
"Wenn was ist, ich bin da für dich. Werde immer bei dir sein. Melde dich. Ich liebe dich auch." Ich legte nach seinen Worten meine rechte Hand auf seine linke Wange. Es war das letzte Mal, dass ich ihm so nah war, das letzte Mal, dass ich ihn berührte. Er schloss seine Augen, seine Tränen liefen immer noch, jedes seiner Tränen war ein Messerstich in mein Herz. Als ich mich von ihm löste, stand Serkan im Raum, verwirrt blickte er zu uns. Ich öffnete die Tür und verschwand. Bis zum Morgengrauen trieb ich mich in den Straßen, klapperte unsere Orte ab. Je mehr ich an ihn und unsere gemeinsame Zeit dachte, umso mehr flossen die Tränen.

Als ich endlich Zuhause ankam, war ich erschöpft und ausgelaugt. Ein besorgter Rüzgar stand vor der Tür. "Wo warst du?" Ich schüttelte nur meinen Kopf, um ihm deutlich zu machen, dass ich nicht Imstande zum Reden war. Nachdem ich mich in Mete Abis Bett geschmissen hatte, kam er zu mir, mein Kopf lag auf seinen Knien und die Nähe meines Bruders tat mir gut. Zu wissen, dass er lebte und es ihm den Umständen entsprechend gut ging, reichte aus um am Leben zu bleiben. Rüzgar war ab jetzt mein einziger Halt.
"Du hast die Beziehung zu Ercan Abi beendet..." Unter Tränen nickte ich. "Wieso hast du das getan Abla?" "Weil es keine Zukunft für uns gibt. Anne und Baba werden es nicht erlauben und Tunç wird uns keinen Frieden geben." Als er etwas erwidern wollte, schritt ich ein. "Rüzgar versprich mir, dass du dich auf dein Studium konzentrieren wirst, nur auf dein Studium! Ich muss wissen, dass du keine Dummheiten machen wirst. Noch einen Tod ertrage ich nicht, deinen Verlust ertrage ich nicht. Bitte konzentrier dich nur auf dein Studium, den Rest kläre ich."

Zwei Tage später kreuzte Serkan bei uns auf. Wir saßen zu dritt beisammen.
"Hayal, wieso hast du es beendet?" "Tunç." Es war ein einziges Wort, was ich ihm zur Antwort gab, doch er verstand es. Ich wecheselte das Thema, nachdem wir uns lange und ausgiebig über banales Zeug unterhalten hatten, fragte ich Serkan, ob er mich mitnehmen könnte.
"Danke, dass du das Thema vor Rüzgar nicht eröffnet hast", bedankte ich mich, als wir im Auto saßen. "Du brauchst dich nicht dafür zu bedanken, das ist selbstverständlich. Ich weiß, wie viel er dir bedeutet, er ist mir auch wichtig." Ich nickte nur. "Hayal, hast du Zeit? Können wir reden?" "Klar. Nur deswegen bin ich mit dir rausgegangen."

Wir saßen uns in ein Cafe. "Hayal ihm geht es echt beschissen. Ich wollte schon früher kommen, um mich mit dir darüber zu unterhalten-" "-Aber er hat dich davon abgehalten. Sag mir, was ich tun soll Serkan. Meine Hände sind gebunden, Tunç hat mich in der Hand. Ihr seid meine Schwäche und er weiß das." "Ich weiß... Aber nach dem Tod unserer Eltern, vor fünf Jahren, hast du ihn aufgebaut, du warst da für uns. Ohne dich hätte er das niemals geschafft. Ich weiß nicht, was wir tun sollen, wenn ich ihn nur dran kriegen könnte." "Serkan, egal was ist, egal was passiert, ich werde immer, wirklich immer, für euch da sein. Bring dich nicht in Gefahr. Tunç ist gefährlich, seine ganzen Machenschaften aufzudecken, würde dich das Leben kosten. Lass es einfach sein, bitte. Ercan braucht dich, er kann nicht noch jemanden verlieren, das würde er nicht verkraften, auch ich würde das nicht." Er atmete nur tief aus.

"Wieso schläfst du noch nicht?", weckte mich Rüzgar aus meinen Gedanken. "War in Gedanken versunken." "Ercan Abi?" Ich schwieg, wollte ihm keine Antwort auf diese Frage geben. "Abla, du solltest echt schlafen. In letzter Zeit schläfst du kaum noch." Nach diesen Worten schlief ich wohl oder übel ein.

Hayalimdin. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt