Kapitel 3

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Amou's Sicht
Ich hatte noch nie großartig Geld für mich ausgegeben, ich musste schließlich für Fee sorgen. Langsam nahm ich das schneeweiße Kleid aus der Kiste und hielt es hoch. Ein ganz einfaches Kleid, aber wunderschön. Meine karamellblonden Jahre flocht ich in einen normalen Bauernzopf. Mir doch egal, was sie davon halten würden. Ich schnaubte. Die Trauer um meinen Vater hatte ich gerade durch Wut und Hass zurück gedrängt. Julians Worte ließen mir jedoch keine Ruhe, sie schwirrten mir ständig durch den Kopf. Meine Hand hatte ich auf irgendeinen viereckigen Gegenstand in der Kiste gestützt. Ich sah sehnsüchtig aus dem vergittertem Fenster, doch plötzlich meinte ich, etwas grünes im Augenwinkel aufblitzen zu sehen. Mein Kopf fuhr herum und ich zuckte zurück. Das Buch. Fees Buch! Verwirrt sah ich es an. Grüne Efeuranken schlangen sich wieder um das Buch. Vorsichtig berührte ich den Einband mit den Fingerspitzen. Mir klappte die Kinnlade herunter. Die Efeuranken zogen sich quasi in das Buch hinein. Als Test nahm ich die Finger vom Buch. Die Efeuranken schlangen sich wieder langsam um das Buch und verschlossen es so.
>>Du wolltest fliegen<<
>>Nur du kannst es öffnen<<
Schossen mir die Worte von Julian und meiner Schwester durch den Kopf. Ich sah mich um, dass auch niemand sah was ich machte, dann berührte ich den Einband wieder. Die Ranken zogen sich immer weiter zurück, doch plötzlich zuckte heißer Schmerz durch meinen Arm. Ich unterdrückte einen Aufschrei, ließ die Hand aber auf dem Buch. Es fühlte sich an, als würden mir tausende Scherben in den Arm schneiden. Den Mund zu einem tonlosen Schrei aufgerissen kniff ich die Augen zusammen. Der Schmerz wurde unerträglich und ich musste mich bemühen, bei bewusstsein zu bleiben. Keuchend ließ ich das Buch los und zog die Hand zurück. Ich zitterte unkontrolliert und bemerkte, dass sich leuchtend rote Striemen auf meinem Arm gebildet hatten.
"Amou?", drang die Stimme von Julian von außen zu mir. "Alles okay?", fragte er. Ich nickte, ihm den Rücken zugekehrt, denn mein Arm zuckte immernoch unkontrolliert. Plötzlich kam er auf mich zu, er war einfach da wie teleportiert, und legte seine Hände auf die roten Striemen. Er verschwamm vor meinen Augen und ich drohte bewusstlos zu werden, versuchte jedoch meinen Arm wegzuziehen. Ich lag nun mit dem Rücken auf dem Boden, merkte wie die Striemen blasser wurden, der Schmerz aber schlimmer. Ich schrie auf und versuchte mich zu wehren. Julian kniete vor mir und ich hörte ihn durch Nebel von Schmerz leise fluchen. Plötzlich nahm er meinen Kopf zwischen die Hände - alles ging so unglaublich schnell - und drückte seine Lippen auf meine. Ich wollte mich wegreißen, jedoch ließ er es nicht zu. Wehrlos lag ich in seinen Armen, aber ich spürte wie die Schmerzen in meinem Arm nachließen. "Du kannst deine Fähigkeit noch nicht kontrollieren. Deine Fähigkeit ist jedoch einzigartig, weshalb nur du das Buch öffnen kannst. Ich werde dir helfen, sie zu kontrollieren. Alles wird gut. Shhht", flüsterte er in mein Ohr, dann versank ich in einem schwarzen Loch der Bewusstlosigkeit..

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