2 | Judith

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Seit 2 Tagen schläft Garolt nun schon in einem Zimmer im SaintHeart-Hospital. Die Wände sind pur weiß und strahlen wie die Sonne am hellsten Tag des Jahres. Auf dem Nachttisch neben Garolt steht eine Vase für Blumen, so wie in jedem Zimmer, denn normalerweise kommt jeden Patienten jemand besuchen und bringt Blumen & Gute-Besserungs Wünsche mit. Oft auch eine Karte oder ein Kuscheltier für die die sowas mögen. Doch Garolts Nachttisch ist leer. Keine Blumen. Keine Karte. Und kein einziger Wunsch für eine gute und schnelle Genesung. Es schien als würde sich niemand für ihn interessieren. Lediglich die Krankenschwester die sich seit seiner Ankunft um ihn gekümmert hatte scheint sich um ihn zu sorgen. Er ist der Erste den sie bei Schichtbeginn besucht und alle 2 Stunden schaut sie nach ihm um nachzusehen ob er wach ist. Bis jetzt hatte sie kein Glück, doch heute hat sie ein gutes Gefühl.
     ›2 Tage schläft er schon, viel länger kann er ja nicht mehr schlafen‹ dachte sie sich als sie das Krankenhaus betreten hatte.

Mit Zuvesicht betretet sie Garolts Zimmer mit einer Karte in der Hand, da sie nicht will dass er ohne Blumen oder einer Karte auf dem Nachttisch aufwacht, doch dieser schläft tief und fest so wie die vorherigen Tage.
Sie schaut ihn an und ihre Enttäuschung ist nicht zu übersehen.
     »Guten Morgen« sagt sie und erhofft sich keine Antwort.
Sie geht zum Fenster, öffnet es und lüftet das Zimmer durch damit Garolt beim Erwachen nicht sagt es würde müffeln.
Sie schaut ihn für einige Sekunden an, legt die Karte auf den Nachttisch und setzt sich schließlich neben ihn.
Ihr Blick ist wieder auf ihn gerichtet.
     »Wovon er wohl träumt« murmelt sie und atmet tief ein.

Plötzlich beginnen Garolts Augen zu zucken und sich langsam zu öffnen, wodurch die Krankenschwester laut aufatmet und vor Aufregung ganz vergisst was zu sagen.
     »Wo bin Ich?« sagt Garolt.
     »Im SaintHeart-Hospital« antwortet die Krankenschwester schnell.
     »Sie haben 2 Tage geschlafen. Sie müssen sehr erschöpft gewesen sein.«
     »Ja.. das war ich«
     »Was ist ihnen passiert? Sie haben überall Wunden und ein Sturz oder ein Unfall richtet solche Wunden nicht an.«
Garolt schaut still aus dem Fenster.
     »Tut mir leid... Darf ich Sie was anderes fragen?«
Garolt schaut sie ein paar Sekunden lang an und nickt anschließend.
     »Haben Sie keine Familie?« fragt sie neugierig.
     »Einen Vater« antwortet er emotionslos.
     »Sie scheinen kein gutes Verhältnis zueinander zu haben«
     »Ist das so offensichtlich?«
     »Nun ja, würde ich mich 2 Tage lang nicht bei meinem Vater melden oder nicht an's Telefon gehen wäre er außer sich vor Sorge und würde jedes Polizeirevier und Krankenhaus hier in der Nähe anrufen um rauszufinden ob mir was zugestoßen ist«
Garolt lächelt und fragt:
     »Ist das ihr Ernst?«
Die Krankenschwester beginnt zu lachen.
     »Absolut!« entgegnet sie während sie noch halb am Lachen ist.
     »Sowas wäre undenkbar bei meinem Vater« sagt Garolt mit leichter Trauer in der Stimme.
     »Und ihre Mutter? War sie ebenfalls so wie ihr Vater?«
Garolt blieb kurz ruhig und dachte an früher, an seine Kindheit.
     »So ähnlich..« sagt er erneut mit Trauer in der Stimme.
     »Meine Kindheit war nicht die Beste« sagt Garolt.
     »Haben wir nicht alle mal einen Abschnitt im Leben, der nicht ganz rund läuft?«
     »Ja, nur das bei mir dieser Abschnitt mein ganzen Leben beinhaltet«
Die Krankenschwester schaut ihm in die Augen und grübelt über sein Leben, was so schlimmes geschehen sein kann. Schließlich traut sie sich und fragt:
     »Wollen sie es mir erzählen?«
     »Vielleicht Morgen« entgegnet Garolt.
     »Okay, dann sei es so! Hören Sie, ich muss jetzt zu weiteren Patienten. Ich habe ihnen etwas zu Essen auf den Nachttisch gelegt. Essen Sie, Sie hatten lange nichts mehr im Magen.«
     »Danke« antwortet er um höflich zu wirken.

Die Krankenschwester steht auf und öffnet die Tür.
     »Warten Sie« ruft Garolt
Sie dreht sich um und schaut ihn mit einem Lächeln im Gesicht an
     »Ja?« fragt sie.
     »Ich habe sie noch garnicht gefragt wie sie heißen« sagt Garolt
     »Judith. Ich heiße Judith«
Sie geht aus dem Zimmer und Garolt schaut aus dem Fenster. Er bemerkt dass eine Karte auf seinem Nachttisch liegt und wundert sich darüber. Er nimmt sie in die Hand und ließt sie
„Gute Besserung und schnelle Genesung. Kommen Sie schnell wieder auf die Beine!"
     »Judith« murmelt er und schaut lächelnd aus dem Fenster.

Story Of A Murderer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt