Besuch

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Ich schreckte auf als ich den Schlüssel zu meiner Zellentür an den kalten Gitterstäben klappern hörte. Nanu? Ist denn schon wieder Hofgang? Ich blickte auf, ein schmächtiger Wärter mit gelocktem blonden Haar stand vor mir und sah mich auffordernd an. Ich stand auf und blickte ihm direkt in die eiskalten braunen Augen, irgendwo in ihnen sah ich einen Funken Angst. Ich grinste verschmitzt. Er hat Angst. Vor mir. Er packte mich am Arm und zog mich hinaus, außen in dem kalten grauen Gang wartete ein weiterer Mann auf mich. Hmm.. Ungewöhnlich, sie mussten doch nur zu zweit sein wenn ich zu einem Verhör musste oder.. Besuch hatte. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, wer mich wohl besuchen würde und ob ich denjenigen denn überhaupt erkennen würde. Vor der Tür des Besuchraumes angekommen, musste ich warten bis ich eingelassen wurde. Nervös sah ich zu Boden, ich blickte auf meine Füße. Sie waren verborgen unter orangenen Schuhen, die einfacher nicht sein konnten. Hinten offen und unten nur mit einer dünnen Sohle versehen. Besonders warm waren sie nicht, aber ich fror nicht. Es musste also Sommer sein. Als ich wieder nach oben blickte, war die Tür offen. Langsam und mit gesenktem Blick ging ich schlurfend zu meinem Platz. Ich sah zu dem Wärter an der Türe gegenüber von mir. Noch immer überlegte ich, wer mein Besuch war und wann er wohl durch die Tür kommen würde. Die Türe öffnete sich langsam. Nanu? Ich sah blondes mittellanges Haar, das sich an dünne Schultern anschmiegte. Beinahe so wie ein Löwe seine Beute umkreiste. Ich blickte in das Gesicht der Person. Sofort schoßen mir Bilder in den Kopf. Joy! Was tat sie hier? Konnte sie mir erklären was das alles zu bedeuten hatte? War sie der Schlüssel zu meiner Erinnerung? Ich verspürte Hoffnung. Sie kam auf mich zu, als ich ihr ernstes Gesicht sah wich das Lächeln aus meinem Gesicht. Was stimmte hier nicht? Sie setzte sich auf den Stuhl gegenüber von mir und der Wächter stellte sich wieder an die Tür. Ich sah sie fragend an. Sie sprach, über das Wetter, wie es mir ging und was ich so machte. Ich wollte aber keinen Smalltalk führen. Ich wollte antworten. Nach ihrem langen Monolog, brachte ich eine Frage hervor: "Was ist passiert?" Sie hob den Kopf sodass ich genau in ihre Augen schauen musste. Sie lächelte mich an "Aber das weißt du doch, du warst doch dabei. Als..." Sie verstummte als sie meinen fordernden Blick sah. Warum spricht sie nicht weiter? Ihr Mund öffnete sich "Du weißt also absolut nichts mehr, von unserem Auftrag, von deiner Gabe und von dem Tag?" Ich schüttelte leise den Kopf. "Nimm meine Hand." Meine Hand wanderte langsam zu ihrer. Ich blickte zum Wächter, er sah aufmerksam herüber. Schnell sah ich wieder weg. Als meine Hand dann auf ihrer lag, wurde mein Körper von unten bis oben von Kälte durchzogen. Es war ein komisches Gefühl, als ob ich plötzlich in kaltes Wasser gesprungen wäre. Ich zog meine Hand zurück, doch sie nahm sie wieder und legte sie wieder an ihren Platz. "Spürst du es? Das ist deine Macht. Ich habe dich damals gelehrt, sie zu kontrollieren und für das Gute zu nutzen." Ich erwiderte "Kannst du mir nicht endlich sagen, was diese Kraft ist und warum ich sie habe?" Sie sah mich an und sagte nichts. Ihre Augen bohrten sich in meine und ihr Blick wurde glasig. Mein Blickfeld wurde kleiner. Immer kleiner, der Tunnel zog sich zu. Langsam von außen nach innen wurde der Kreis schwarz. Ich wollte schreien. Doch mein Mund gehorchte nicht. Ich blickte einfach wie versteinert weiterhin in ihre Augen, bis alles plötzlich ganz schwarz war. Meine Ohren waren taub und mein Körper war in einer Starre. Alles schwarz. Was ist das denn jetzt? Was soll das? Fragen schoßen mir durch den Kopf, als der Film der sich vor meinen Augen abspielte begann.

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