Dance into my Soul

Kapitel 35 - Mia

Nachdem ich jetzt drei Tage lang zu Hause saß und von der Außenwelt abgeschottet wurde, habe ich gestern Abend mein Handy wiederbekommen und beschlossen, heute tanzen zu gehen. Morgen treffen wir uns dann auch direkt mit Speechless zum Training. Jules meinte gestern, am Montag hätte es nicht ganz so gut funktioniert. Keine Ahnung wieso.

Warum ich wieder nach draußen darf? Das hat einige günstige Fügungen gebraucht.

Montagabend hat meine Mutter angefangen sich Sorgen zu machen, nachdem ich zwei Tage lang nichts gegessen habe und nicht aus meinem Zimmer gekommen bin. Mit meinem Vater habe ich natürlich auch nicht gesprochen. Sie kam in mein Zimmer und hat sich einfach eine Weile mit mir unterhalten. Ich habe ihr malwieder erzählt, wie wichtig das Tanzen für mich ist und mich beschwert, dass mein Vater viel zu sehr übertreibt. Interessanterweise begann meine Mutter ebenfalls, über meinen Vater herzuziehen, was das Gespräch echt interessant machte. So kam es, dass sie mir vor dem Schlafengehen versprach, mit meinem Vater zu reden, damit ich wenigstens weiterhin zum Training gehen könne.

Dienstag kam dann mein Bruder nach Hause. Und er war nicht allein. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er nachts nicht zu Hause war und am nächsten Morgen brachte er plötzlich ein Mädchen namens Hanna mit, das er als seine Freundin vorstellte. Nick hat also jetzt eine Freundin... und sie ist auch noch echt hübsch, mit ihren langen schwarzen Haaren, den leuchtend grünen Augen und der hellen Haut sieht sie aus wie ein Model und auch etwas wie Schneewittchen. Dazu ist sie auch noch echt sympathisch und man konnte guten Smalltalk mit ihr betreiben, obwohl sie dasselbe Hobby wie Nick hat: Zocken. Zusätzlich liest sie aber auch noch gern und unternimmt auch mal etwas mit Freunden wie Kino oder Essen gehen oder so. Also ist sie nicht der totale Nerd.

Naja, diese Neuigkeit hat auch meine Eltern total überrascht und ihnen in irgendeiner Hinsicht die Augen geöffnet. Denn plötzlich meinte meine Mutter beim Mittagessen, zu dem Hanna leider nicht bleiben konnte: „Selbst Nick hat jetzt eine Freundin und Emilia ist immer noch alleine. Das kann doch nicht sein." Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu und ich verstand sofort.

„Ist doch logisch, wenn mir der Kontakt zu Jungs so gut es geht verboten wird und ich jetzt auch noch die ganze Zeit zu Hause sitzen muss", beschwere ich mich.

Und ausgerechnet Nick unterstützt mich. „Stimmt. Außerdem sollten wir zur Hochzeit unserer Cousine doch möglichst eine Begleitung mitbringen. Wie soll Mia denn eine finden, wenn sie hier rumgammelt?"
Hanna schien da schon einen ziemlich guten Einfluss auf meinen Bruder zu haben. Sofort sammelte sie noch ein paar Sympathiepunkte mehr.

„Genau", unterstütze meine Mutter. Erst da fiel mir ein, wie schwachsinnig das Ganze ist. In zwei Wochen soll ich einen Jungen finden, den ich mag und mit auf eine verrückte türkische Hochzeit bringen möchte. Und die Hochzeit von unserer Cousine Selcan wird auf jeden Fall...interessant werden. Selcan macht ihrem Namen als die Temperamentvolle und Lebhafte alle Ehre und veranstaltet die, selbst für türkische Verhältnisse, krassesten Partys. Wie soll denn dann erst ihre Hochzeit werden?

„Ihr wollt mir also sagen, dass ich Emilia ihr Handy wiedergeben und sie rauslassen gehen soll. Damit sie sich am besten noch einen Freund sucht?", fragte mein Vater skeptisch. Normalerweise wäre er ausgeflippt, aber da mein Bruder jetzt endlich nicht mehr Single war, schien er ziemlich gut drauf zu sein. Echt erstaunlich...

Meine Mutter nickte: „So ist es und denk an das, worüber wir vorhin geredet haben."
Ich frage mich heute noch, worüber die beiden denn geredet haben. Zu gerne würde ich das erfahren... Aber ich weiß, dass meine Eltern mir nur über ihre Leiche von diesem Gespräch erzählen werden.

Mein Vater seufzte: „Ja... Emilia, du kannst ab morgen wieder zum Tanzen gehen."

Jaaaaaaaaaaaaaa. Wie gerne ich in diesem Moment ein Freudentänzchen gemacht hätte, aber das verkniff ich mir. Stattdessen sagte ich nur „Okay, dann geh ich morgen auch direkt mal in die Schule."