Ich muss mir wirklich mühe geben, um eine ausdruckslose Miene zu bewahren. Die Erklärung warum Serafina zu mir ins Zimmer muss habe ich nicht mitbekommen und um ehrlich zu sein ist es mir auch egal. ,,Lena? Lena!" Ups das ist Mr Stevens Stimme und sie klingt schon ziemlich genervt. ,,Was ist denn?" ich bin äußerlich ganz ruhig und emotionslos, doch in mir drin spüre ich wie die Wut anfängt die Oberhand zu gewinnen. ,,Hast du mir denn gar nicht zugehört? Du sollst jetzt zusammen mit Serafina auf euer Zimmer gehen." Ich zucke mit den Schultern, stehe auf und bedeute Serafina mir zu folgen. Sobald wir den Speisesaal mit seinen fröhlichen Gesprächen und Lachen verlassen sind wir in eine unangenehme Stille gehüllt. Den ganzen Weg bis zu unserem fortan gemeinsamen Zimmer schweigen wir. Es ist kein angenehmes, einheitliches Schweigen, sondern mehr ein unbehagliches bei dem keiner weiß was er sagen soll. Endlich sind wir da und ich habe die Chance sie los zu werden:,, Also das ist unser Zimmer, du kannst den Schrank und das Bett dort drüben haben." Ich will mich schon von ihr abwenden und das Zimmer verlassen, als sie anfängt zu sprechen. ,,Danke. Ich weiß dass du mich wider erkannt hast und dass du sehr wütend auf mich sein musst. Aber ich hatte gehofft, dass wir einfach von vorne anfangen können. Ich meine wir waren damals beide noch Kinder und was wir beide erlebt und vorallem verloren haben ist grauenvoll..." Sie lässt den Satz bedeutungsvoll in der Luft hängen. Zögernd überlege ich was ich darauf erwidern soll, schließlich hat sie mir das Leben gerettet und ihre Eltern haben meine umgebracht. Schließlich entscheide ich mich einfach für die Wahrheit:,,Tut mir Leid, ich kann das jetzt nicht so einfach entscheiden, ich kann dir nicht mal sagen, dass es nicht an dir liegt, denn das tut es. Deine Eltern haben vor 10 Jahren meine Eltern getötet und du hast mir danach das Leben gerettet, versteh mich bitte nicht falsch, ich bin dir wirklich sehr dankbar dafür, aber ich glaube ich bin einfach noch nicht so weit mich zu entscheiden." Beende ich meinen Vortrag und will erneut den Raum verlassen und erneut hält mich Serafinas Stimme davon ab:,, Okay, ich wollte nur, dass du weißt das meine und deine Eltern befreundet waren und dass meinen Eltern nichts anderes übrig blieb, als deine zu töten." Ich wette sie will das ich jetzt neugierig werde, was ich nurmalso auch bin, und sie frage warum ihre Eltern keine Wahl hatten. Doch ich werde mich nicht so erniedrigen lassen, nehme ich mir fest vor und trotzdem sagt mir eine leise, innere Stimme dass ich stehen bleiben und nachfragen soll. Ich habe den Flur schon zur Hälfte überquert und bin immer noch hin und hergerissen, einerseits möchte ich wissen, was genau mit meinen Eltern passiert ist und anderrerseits möchte ich stark wirken. Denn eins habe ich in meiner grauenvollen Kindheit auf jeden Fall gelernt: Wer nicht stark ist verliert. Mit diesem Mantra habe ich den Mord an meinen Eltern und den Tod meiner Freundin überlebt. Meine Freundin, noch mehr schmerzliche Erinnerungen strömen auf mich ein. Wir kamen gleichzeitig ins Waisenhaus, ihre Eltern waren in einem Feuer ums Leben gekommen. Damals haben wir uns über die schlimmste Zeit hinweg geholfen und uns richtig gut angefreundet. Ich erinnere mich noch genau an unseren ersten Schultag, wir hatten Angst, dass uns die anderen Kunder nicht mögen würden, weil wir keine Eltern hatten. Doch den meisten war das egal, manche warfen uns zwar komische Blicke zu und gaben dumme Kommentare von sich, aber das war zns egal. Für uns war es nur wichtig, dass wir einander hatten. Wir waren wie Schwestern, bis ein alter Schüler von unserer Schule amok lief und Jessy erschoss. Er hat sich später zwar anonym bei meiner Klasse entschuldigt und meinte, dass er das nicht gewollt hatte, aber keiner hat ihm geglaubt. Keine zwei Wochen nach dem Brief war der Amokläufer tot. Inzwischen frage ich mich, ob nicht doch ein Fünkchen Wahrheit darin steckt, dass er und Serafinas Eltern keine Wahl gehabt haben. Schließlich ist es schon komisch, dass alle Leute die mir bis jetzt wehgetan haben mit der gleichen Ausrede kommen. Ich habe nicht auf den Weg geachtet und merke erst jetzt, wohin meine Füße mich getragen haben. Ich bin in dem riesiegen Garten, der zum Waisenhaus gehört und zwar direkt neben dem Baum auf dem ich immer sitze und lese. Ich überlege kurz, ich habe zwar kein Buch dabei, doch ich glaube sowieso nicht daran, dass es mir jetzt hilft in eine Parallelwelt abzutauchen. Und da meine Gedanken beschäftigung genug sind, ich alleine sein möchte und das in meinem Zimmer jetzt nicht mehr geht beschließe ich auf den Baum zu klettern.
Ich sitze schon seit einiger Zeit auf meinem Stammplatz und bin mir immer noch nicht sicher, ob ich Serafina zu meinen Eltern ausfragen soll oder nicht. Immer noch in Gedanken versunken höre ich die schnellen Schritte nicht, die sich auf mein Versteck zubewegen. Als ich sue dann endlich bemerke ist es schon zu spät, um abzuhauen, also bemühe ich mich möglichst leise zu sein und zu hoffen, dass mich wer auch immer nicht bemerkt. Jetzt wo ich genauer hinhöre bemerke ich auch das leise Schluchzen und dann -oh scheiße- wie jemand anfängt den Baum hochzuklettern. Zögernd drehe ich meinen Kopf, damit ich die weinende Person sehen kann, die meine Ruhe stört. Es ist Serafina, als sie mich sieht zuckt sie kurz zusammen, doch dann lächelt sie schwach und sagt:,,Hi!"
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the Decision sie beobachten dich
Fantasy'Was ist los mit euch? Ich kann niemanden töten und erst recht kein Element beherrschen!' 'Du hast keine Wahl, wenn du ihn nicht tötest töten wir dich' Lena ist 14 Jahre alt und wohnt in einem Waisenhaus. Seit ihre Eltern vor ihren Augen ermordet wu...