Verfolgungsjagd und Wolfsgejaule

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,,So Katharina, jetzt sag mir mal bitte wie das passiert ist."
Julian lehnte sich in seinem weißen Computerdrehstuhl nach hinten und sah mich aufmerksam an. Ich druckste herum, erklärte ihm aber: ,,Ich bin über einen Besenstiel gestolpert und hab einige Kisten auf den Kopf bekommen."
Christians Kumpel schaute mich ungläubig an und drehte sich fragend zu meinem Freund um der seinen besten Kumpel grinsend auf die Schulter klopfte. ,,Ich hab dir doch gesagt, dass sie tollpatschig ist.", erklärte er und drehte sich zu mir. Ich verdrehte die Augen und fragte gespielt böse: ,,Ach, musst du deine Freunde neuerdings vor mir warnen?!" ,, Natürlich!", antwortete er schlagfertig. ,,Bei dir muss man auf alles gefasst sein!" ,,Na vielen Dank auch!", gab ich sarkastisch zurück und lächelte Julian an. ,,Chris übertreibt mal wieder, ich bin eigentlich gar nicht so ungeschickt wie er immer behauptet."
Wie auf Kommando begannen mein Freund ,,Nein überhaupt nicht!", zu rufen, Julian zu lachen und Gisela ziemlich laut zu husten. Meine nervige innere Stimme klang so als würde sie an ihrem vorgetäuschten Hustenanfall wortwörtlich verrecken und ich wünschte es ihr. Aus tiefstem Herzen. ,,Kathi das war das Highlight des Tages!", lachte mein Schatz und auch Julian kicherte. ,,Ich frage mich sowieso wie man es schafft über einen Wischmop zu stolpern und dann auch noch irgendwelche Kisten vom Regal zu schmeißen!"
Chris prustete los. Er lachte so laut, dass ich Angst hatte er würde ersticken. ,,Ach bei ihm hast du Angst aber bei mir wünschst du es dir oder was?!", fragte Gisela beleidigt und sie konnte froh sein, dass mein Freund so laut lachte das eine Arzthelferin zu uns ins Zimmer gerannt kam und fragte, ob alles okay sei. ,,Alles bestens!", versicherte ich ihr peinlich berührt und Julian japste: ,,Erzähl ich dir später!"

Einen scheiß auf die ärztliche Schweigepflicht!

Chris schüttelte nur den Kopf und ich fragte mich ob das neuerdings seine Art ist mich auszulachen denn auch schon auf der Fahrt zu Julian hatte er mich bestimmt hundert Mal kopfschüttelnd an. ,,Wie kann man nur so tollpatschig sein?!", fragte er immer wieder und strich sich eine seiner braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht. ,,Ich kann doch nichts dafür!", antwortete ich aufgebracht und fügte hinzu: ,,Kann ich ja nichts für wenn dieser blöde Wischmop umfällt und ich hängen bleibe!"
Als Antwort legte er seinen Kopf schief und sagte sarkastisch: ,,Nein!", wobei er das ei in die Länge zog.
Ich gab ihm nur den Killerblick und zog mein Handy aus der Tasche. Nach drei Versuchen hatte ich es dann auch geschafft die Kiste zu entsperren und öffnete die Bluetooth Anzeige. Ich ging auf Scannen und verbindete mein Smartphone kurz darauf mit Christians Auto. Es pipste wie üblich als Zeichen, dass sich zwei Gräte gepaart hatten. Leicht vor mich hin grinsend öffnete ich den Musik Player, suchte das Lied aller Lieder und klickte es an. Gleichzeitig drehte ich die Lautstärke am Radio auf volle Pulle und sorgte dann dafür, dass wahrscheinlich alle Menschen die sich in der Umgebung befanden ein traumatisches Erlebnis miterlebt hatten. Ich ließ die Fenster runter was Dank der warmem Dezemberwitterung kein Problem war und begann dann volle Lautstärke den Refrain meines absoluten Lieblingslied zu Singen:

Oh don't you dare look back

Just keep your eyes on me.

I said your holding back,

She said shut up and dance with me!

This woman is my destiny

She said oh oh oh

Shut up and dance with me

Ich meine ich war mir durchaus schon im voraus bewusst gewesen, dass ich nicht gerade die Gesangsskills einer Adele oder Beyonce hatte, dennoch schockte mich meine Stimme doch ziemlich. Ich klang wie ein uralter Wolf der Verstopfungen hatte und gleichzeitig einen Rasenmäher mit Wackelkontakt gefressen hatte und dabei noch den armen Vollmond vollheulte. Auch Christian erschrak furchtbar und ließ beinahe sein Auto mit dem vor uns fahrenden Renault kuscheln. ,,Ach du heilige Maria, Kathi hast du irgendeinen Anfall?! Soll ich den Notarzt anrufen?"
Noch während er das fragte wühlte er in dem Handschuhfach herum und kramte sein Handy heraus. Eilig drehte ich die Musik leiser und riss ihm das Handy aus der Hand. Aus Reflex tat ich das mit meiner rechten Hand, dass die aber verletzt war hatte ich vergessen. Ich jaulte auf und fragte mich gleichzeitig ob ich in meinem früheren Leben möglicherweise ein Wolf war. Nur so konnte ich mir mein Jaultalent erklären. ,,AUTSCH!", kreischte ich wie eine Sirene und umklammerte mein armes Handgelenk. ,,Verdammtes Miststück!", beleidigte ich es und nahm das Handy meines Freundes in die linke Hand. ,,Nein mir geht's gut ich hab doch nur gesungen!" ,,Gesungen?!", fragte Chris Fassungslos. ,,Gekrischen.", verbesserte Gisela ihn aber ich ignorierte sie. ,,Mein Gott nicht jeder kann singen Chris!", regte ich mich auf und zeigte einem vorbeifahrenden Mann meinen hübschen Mittelfinger da er das Fenster bei sich in seinem Auto runterließ und allen ernstes ,,Blondi halt die Fresse oder ich ruf Greenpeace an und sag denen, dass hier ein Wolf ist!", zu mir gesagt hatte und dann mit dröhnendem Motor abbrauste.
Fassungslos hatte ich ihm hinterher gesehen und dann etwas gemacht wofür mich Chris am liebsten umgebracht hätte. Ich sagte ihm, dass er sich mal auf den Rücksitz setzten sollte und verwirrt tat er das um was ich ihn gebeten hatte. Dann aber setzte ich mich auf den Fahrerplatz. ,,Ehm Kathi...?", begann Chris vorsichtig und auch Gisela wollte etwas sagen aber ich schnitt ihnen das Wort ab: ,,Ruhe! Jetzt zeig ich euch allen mal was ich kann!" ,,Das kann ja nur schief gehen!", murmelte mein Freund und auch meine innere Stimme stimme ihm zu: ,,Ruft schon mal den Krankenwagen, Kathi in Action, am besten gleich ein intensiv Bett und schon mal einen freien OP Platzt!"
Und dann tat ich das, womit wirklich keiner gerechnet hatte: Ich zog aus dem Handschuhfach ein kleines Blaulicht und klemmte es an dem Dach fest. Dann verbindete ich es mit meiner Box und Sekunden später machte es laut Tatü-Tata Tatü-Tata
Christian war zu überrascht zu reagieren, vorallem als ich das Gaspedal mit dem Bremspedal verwechselte und eine Vollbremsung auf der Autobahn hinlegte. ,,Kathi was machst du da?!?!", brüllte er Fassungslos aber ich rief nur: ,,VERFOLGUNGSJAGD!", und drückte diesmal das richtige Pedal bis auf den Anschlag. Das ein Ferrari ein klein wenig mehr Power hatte als mein kleiner Ford hatte ich aber nicht bedacht. In letzter Sekunde riss ich das Steuer zur Seite um nicht dem Auto vor uns hinten drauf zu fahren. ,,Was machst du da?!?!", riefen Christian und Gisela gleichzeitig geschockt und Fassungslos. Ich antworte ihnen nicht. Nebenbei hatten sie die Antwort eh.
Wie eine gestörte raste ich dem Typ von vorhin hinterer und dank des Blaulichts hatte ich auch freie fahrt. Lachend paarte ich mein Handy mit dem Autoradio und drehte es bis zum Anschlag. Diesmal gab es aber kein Shut up and dance sondern Johnny Fontaine von Farid Bang. Und damit begann der Untergang.
Während Farid rappte traf ich auch auf meinen Freund der Fassungslos zu uns sah. ,,Auf Opa!", brüllte ich ihm zu. ,,Straßenrennen!!"

Der Typ gab Gas.

Ich auch.

Tja und ich saß im Ferrari.

Er im VW.

Lachend zog ich an ihm vorbei und ließ dann auch noch das Dach einfahren.

1 8 7 ich lass Reifen quitschen

Passend dazu quitschten die Reifen. Kurz ließ ich das Lenkrad los und streckte meine Hände aus dem Dach ,,JEEEHAAA!!!", brüllte ich und kreischte: ,,Ich bin nicht Johnny Fontaine!"
Durch den Rückspiegel sah ich, dass Christian die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen hatte. Er murmelte irgendwas von ,,Mama Mia", ,,Gott Hilf mir!", und ,,Lass uns das überleben!" ,,Ey Chris jetzt bleib mal locker!", rief ich lachend und fuhr ein paar Schlangenlinien. ,,Wir werden allen sterben Kathi!", antwortete er aufgebracht. ,,Wie soll ich da ruhig bleiben?!" ,,Vertrau mir eben mal!" ,,Wie soll ich dir vertrauen wenn du die Möglichkeit hast uns gleich in Matschepampe zu verwandeln?!"
Jetzt kann ich ihn ärgern!, dachte ich gehässig und fuhr gefährlich nah an ein vor uns fahrendes Auto. ,,Kathi pass auf!", kreischte Chris wie ein Mädchen und ich lachte ihn aus.

Durch das Lenken tat mir ziemlich das Handgelenk weh und ich beschloss es jetzt mit dem Verkehrsraudi sein zu lassen und zu dem Arzt zu fahren, zu dem Chris mit mir wollte. Die Musik ließ ich allerdings an. Hey wir waren Jung da durfte man auch mal lauter Musik hören!
Nach etlichen einpark versuchen und Chris Stoßgebet in den Himmel, dass seinem geliebten Auto nichts passierte standen wir dann vor der Arztpraxis. Mein Freund schwankte als sei er auf einem Schiff bei hohem Seegang und sein Gesicht war leichenblass. Deshalb dachte die nette Dame an der Rezeption auch , dass es um Chris und mich um mich ging. Wir klären sie auf und sie schickte mich ohne weiteres ins röntgen. Von dort kam ich direkt ins Behandlungszimmer wo sich Chris mit einem jungen Mann im weißen Kittel unterhielt der sich mir als Julian Jose vorstellte und ein ziemlich guter Kumpel von Christian war. Er sah sich die Röntgenbilder an und gipste mir anschließend mein Handgelenk inklusive alle Finger ein. ,,Ruhig halten und nichts mit der Hand machen.", wies er mich noch an und verschrieb mir noch einige Schmerztabletten.
Am Auto wollte ich gerade auf der Fahrerseite einsteigen als Chris mir einen Strich durch die Rechnung machte. ,,Fass nie wieder mein Steuer an!", rief er aufgebracht und verfrachtete mich auf die Rückbank. Er selbst setze sich auf den Fahrersitz und streichelte seinem Lenkrad über die Verkleidung. ,,Was hat sie dir nur angetan Barbarella?", fragte er das Lenkrad leise und ich lachte mich tod. ,,Ja lach du nur Kathi aber keine Sorge, Rache naht!" Und damit fuhr er los und als ich auf einem Schild Freizeitpark lesen konnte ahnte ich, dass das nicht gut ausgehen konnte.
Für uns beide.

Ich kam, sah und vergaß was ich wollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt