Prolog

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Der Schein eines Lagerfeuers erhellt die Gesichter der Nachwuchspfadfinder; sie sind zwischen 9 und 14 Jahren alt. Alle von ihnen bestehen darauf die gruseligste und auch noch realste Geschichte zu kennen.

Man kann hier alles hören, vom unglaublichen Monster des Eises, dem Yeti, bis zu den untoten blutsaugenden Vampiren.

Die Burschen prahlen mit ihrem Wissen über das Übernatürliche dieser Welt, während nicht nur ein Mädchen kurz davor ist zu weinen.

Angeführt wird dieser bunte Haufen von zwei besonders witzigen Figuren.

Der eine, ein 17 jähriger Junge, hat vor lauter Haaren, die in sein Gesicht hängen, gar keinen Blick mehr für die Kinder, oder das was um ihn herum geschieht. Nicht mal für das, was unter seinem Vorhang an Haaren passiert.

Die andere Figur, eine junge Frau, scheint gerade damit beschäftigt zu sein, die Mädchen, die noch nicht weinen, zu überreden nicht auch noch zu weinen, bisher erfolgreich.

Beide Figuren haben keinen motivierten Eindruck. Der Junge versucht erst gar nicht die kleinen Bengel unter Kontrolle zu kriegen und die junge Frau hat es auch schon längst aufgegeben.

Immer wieder hört man das Lachen der Jungen, wenn sie sich über die unrealistischen Legenden der anderen lustig machen. Doch auch das Knacken des Lagerfeuers und einige unheimliche Geräusche aus dem kleinen Wald von nebenan, gestalten eine unheimliche Geräuschkulisse.

Auf einmal erhebt der Junge seine Stimme um etwas zu sagen, lässt es dann aber doch. Man könnte meinen, er wollte damit nur das Interesse der jungen Pfadfinder wecken, doch als die Kinder ihn darauf ansprechen, weiß er nicht wovon sie reden. Zumindest solange, bis er keine Lust mehr hat, länger die Kinder mit ihrem Nörgeln zu hören.

Er erhebt nun also seine Stimme und fängt an zu erzählen, nur Wahres, wie er meint.

Die Jungen verstummen und auch die Mädchen hören nach und nach auf zu weinen, nur um der Geschichte des Siebzehnjährigen zu lauschen.

Die junge Frau setzt einen erleichterten Blick gegenüber dem Jungen auf, welcher die Kinder in seinen Bann zieht.

"Kennt jemand von euch die Geschichte der Säuberung?"

Er macht kurz eine Pause und die Kinder schütteln demonstrativ ihren Kopf.

"Nun gut, aber ich muss euch warnen, es ist eine lange und sehr harte Geschichte."

Die Kinder lachen kurz und ein Junge prahlt damit, dass er auf jeden Fall bei dieser Geschichte einschlafen wird, da sie ja so langweilig werden würde. Sofort werden ihm ein paar böse Blicke zugeworfen und er ist sofort wieder still.

"Also, wenn jemand gehen will oder noch aufs Klo muss, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt."

Keines der Kinder rührt sich.

"Gut, dann nicht.

Ihr müsst aber wissen, dass alles und ich meine wirklich Alles, was in der Geschichte passiert oder passiert ist, wahr ist. Denkt daran. Ich weiß es, denn mein Großvater war Teil dieser Geschichte."

Ein paar der kleinen Bengel klappt der Mund auf, ein paar andere lachen nur blöd, aber der größte Teil ist einfach nur verblüfft.

"Alles beginnt in einem kleinen Waisenhaus, einer Vorstadt wie unserer in einem weit, weit entfernten Lande. Die Geschichte passiert ungefähr vor 150 Jahren, doch keiner hat von ihr erfahren, weil es eine verbotene Geschichte ist. Fragt also nicht eure Eltern, Verwandte oder Freunde danach."

Die SäuberungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt