T

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'T wie ...'

Ja, wie was? Mir fällt nichts ein. Ich sehe mich suchend im Raum um und entdecke die Visitenkarte meines Psychologen. Sofort erinnere ich mich an die letzte Sitzung, als er mir diese Aufgabe aufgetragen hat.

"Du musst an dich glauben! Diese Aufgabe wird dir helfen.", stand auf einem Blatt, das er über den Tisch zu mir schob. Darunter war die Erklärung zu finden, was genau diese Aufgabe bewirken sollte. Doch ich nickte lediglich und schaute es mir nicht einmal an. Zu sehr betrübte mich die Tatsache, dass ich mich nicht mehr normal unterhalten konnte.

Tatsache. Ein Wort mit T. Doch ich überlege noch, ob ich es aufschreiben soll. Es käme einer Bestätigung meiner körperlichen Beeinträchtigung gleich. Aber ich will es nicht wahr haben. Ich habe es geschluckt, aber noch immer nicht verdaut. Meine Magensäure scheitert.
Und meine Metaphern werden auch immer schlechter. Könnte an der schlechten Luft hier drin liegen. Seit Tagen habe ich die Fenster nicht geöffnet und war nur ab und zu im Bad. Meine Haare stehen gewiss in alle Himmelsrichtungen ab und meine Augen sind noch immer gerötet.

Mein Blick wandert zu einer Eintrittskarte, die ich zusammen mit einem Bild an die Wand geklebt habe, gleich nachdem ich von einem Konzert mit meinem Kumpel zurück gekommen bin. Auf dem Bild lache ich. Das habe ich schon so lange nicht mehr getan. Mittlerweile frage ich mich, ob ich es überhaupt noch kann.

Ist das normal? Nein, mit Sicherheit nicht. Obwohl heute sowieso viel zu wenig gelacht wird.
Langsam habe ich wirklich das Gefühl, von den normalen Menschen wegzutreiben auf dem großen Fluss der Gesellschaft.

Treiben.
Auch das schreibe ich nicht auf.
Stattdessen notiere ich
'T wie Tatsache'.
Das kommt mir ehrlicher vor. Und ändern kann man sowieso nichts mehr. Ob dieses Wort nun auf einem Zettel steht oder nicht. Es ist egal. Ich bin taub. Und werde es immer bleiben.

Deprimierend.

Ertaubt - Ein stummes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt