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Zombies... Stinkende, wankende Zombies... ein Meer von Zombies, das die Straßen verstopfte und wellenartig gegen Mauern und Zäune schwappte.

Der chemisch-industrielle Komplex, in dem er sich gerade aufhielt, erinnerte Gene an ein Steampunk-Venedig, während einer lauen Sommernacht, nur ohne Gondoliere.

Der bewölkte Halbmond erleuchtete die Umgebung nur unzureichend, was aber völlig nebensächlich war, da der gesamte Komplex in den Straßen und Plätzen durch zahlreiche künstliche Beleuchtung taghell erstrahlte.

Während er über das halbdunkle Dach der Lagerhalle hechtete, wünschte er sich einen LKW, der bis zum Rand mit Brandgranaten gefüllt war. Oder nein, besser ein Tankflugzeug, das bis zum Bersten mit Napalm betankt worden war.

Er erreichte den Rand des Daches und sprang, ohne zu zögern, auf das Dach des Nachbargebäudes. Im Flug sah er kurz das Getümmel in den hellen Straßen.

Hinter sich hörte er wie sein Teamkamerad ebenfalls auf dem Dach landete. Johnson schien leicht außer Puste zu sein: »Jetzt warte doch mal, verdammt Gene, wo willst du denn hin?«

Wenn du weniger reden würdest, hättest du mehr Atem zum Laufen und hättest mich viel früher eingeholt dachte sich Gene. Immer weiter rennen, weg von dem nervtötenden Gestöhne der untoten Brut unter ihm, weg von Johnson, weg von all diesem Scheiß hier.

Kurz hielt er an, um sich zu orientieren. Als er den Leuchtturm ausgemacht hatte, stürmte er weiter in dessen Richtung, während Johnsons dumme Worte über das Dach irrten: »Wir sollten doch den Kirchturm sichern, was hast du denn vor? Das ist die falsche Richtung.«

Unbeirrt lief Gene über die Dächer weiter, bis das Scharfschützengewehr auf seinem Rücken nicht mehr stramm an der Kampfweste sitzen wollte. Es schlackerte im Takt seiner Schritte, so dass er kurz anhalten musste, um die Schnalle des Gewehrgurtes wieder fester zu ziehen. Als das SG338 sich wieder an seinen Rücken schmiegte rannte er weiter Richtung Leuchtturm.

Dann, nach drei weiteren Dächern, änderte sich plötzlich schlagartig die Umgebung. Der industrielle Komplex mit seinen Röhren, Masten und Lagerhallen zog sich zurück und gab den Blick auf unbewohntes Weideland frei. Gene war gezwungen seine Hast zu unterbrechen. Leicht nervös, wie ein Tier in der Falle, ließ er seinen Blick über die vom Mond beschienene Szenerie schweifen.

Als er den Blick über den Dachrand warf, wurde er sofort von der dort herrschenden Beleuchtung und dem Krach der Untoten geblendet. Wie ein Haufen Irrer kratzen und scharten sie an den Mauern und warfen sich gegen die Zäune.

Gene lockerte den Gurt seines SG338, nahm es von seinem Rücken, klappte mit einem Knopfdruck die Schutzklappen des Zielfernrohrs hoch und visierte in Richtung Leuchtturm. Im gleichen Moment blieb Johnson neben ihm stehen. Sein Atem ging schnell und keuchend.

»Wieso ist deine Kondition heute so beschissen, Johnsie?« sprach Gene weiterhin durch die Zieloptik blickend. Der Lichtverstärker erledigte seine Aufgabe und tauchte das dunkle Land in strahlendes Hell.

»Ich weiss... auch nicht... scheint als... würde sich... jemand ein... einen Scherz... mit meinen... Vitalwerten erlauben...«

Diese Mistkerle versuchen mich auszubremsen, indem sie ihn schwächen. Gene sah sich die zombiefreien Felder zwischen seinem aktuellen Standort und dem Leuchtturm an.

Langsam kam Johnson wieder zu Atem »Wieso hab' ich das Gefühl,... dass du wieder revoltieren willst, Gene?«

Zornig blickte Gene in die noch tränenden Augen von Johnson. »Wenn es so wäre, würde ich dir als Letztem davon erzählen.«

»Was soll das denn jetzt?«

Gene ließ das Gewehr halb sinken und drehte seinen Oberkörper weiter in Richtung seines Gegenübers, während er ihn unbeirrt mit funkelnden Augen anstarrte. »Das soll heißen, dass Perry Bescheid weiss, dass ich kurz vor Einsatzbeginn bei Clarissa gewesen bin, und der einzige, der davon wusste, bist Du...«

Die Cydonia KatakombenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt