Kapitel 6

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"Achtung, Achtung! Aufstehen!", brüllte eine der Campleiter in ein Megafon,"Die Aktivitäten-Liste hängte aus! Vergesst nicht euch einzutragen!"

Severus richtete sich auf und rieb sich die Augen. Die Sonne war schon aufgegangen und vor der Hütte liefen schon die ersten Muggel herum.
Lily schlief noch tief und fest. Ihre roten Haare hatten sich in der Nacht um sie verteilt und sahen jetzt aus wie der Heiligenschein eines Engels.

Lupin war nicht zu sehen, aber Severus konnte aus dem Bad das Geräusch von laufendem Wasser hören und eine pfeifende Stimme hören.

Da die Campleiter nicht aufhörten rumzuschreien und zusätzlich die Essensglocke geläutet hatte, sprang Severus aus seinem weichen Federbett und klopfte gegen die Badezimmertür.
Die Stimme verstummte und das Wasser wurde abgestellt.
Kurz danach erschien Lupin in der Tür, ein Handtuch um seine Hüfte geschlungen.

"Ja, was ist?", fragte Lupin.
Severus drehte sich weg:
"Es gibt Frühstück, also beeil dich!"
Der Werwolf zog sich wieder zurück.

Von ihrem Gespräch wachte auch Lily auf. Sie gähnte und schaute sich verschlafen um.
Dann stand sie auf und torkelte zu ihrem Schrank.

"Gut geschlafen?", fragte Severus, bemüht höflich zu sein, obwohl die kommenden Wochen bei ihm Kopfschmerzen auslösten.

Als Antwort bekam er nur ein genuscheltes 'Gut'.
Die Badezimmertür öffnete sich wieder und Lupin verließ das Bad in seinen abgetragenen Muggel-Sachen.

Zombie-Lily schleppte sich mit ihrer Kleidung als nächstes in das Badezimmer.

Lupin beobachtete und fragte Severus:"Morgenmuffel?"
"Jep."
Der Rumtreiber nickte verständnisvoll.

Nachdem Lily fertig war und nicht mehr wie ein Zombie durch die Hütte schlurfte, wusch sich Severus kurz und zog sich an.
Die Muggel-Kleidung kratzte unangenehm. Sie war zu groß und war an vielen Stellen geflickt.
Lupin konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen.
Lily bekam davon nichts mit.
Sie stand vor der Hütte und unterhielt sich mit zwei Mädchen.

Severus warf Lupin einen bösen Blick zu.
"Klappe, du siehst auch so aus.", fauchte er ihn an.
Dieser lächelte nur und aß sein Stück Schokolade auf.
Severus hob eine Augenbraue:
"Es gibt gleich Frühstück."
"Schokolade geht immer.", war Lupins Antwort.
Kopfschüttelnd ging Severus nach draußen, Lupin würde sicher folgen, wie jeder andere Hund auch.
Wölfe und Hunde war ja sowieso das Gleiche.

Als Lily Severus sah, verabschiedete sie sich und lief zu den Jungs.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Frühstück.

Severus wollte sofort wieder umdrehen, als er das Essenszelt sah. Die Kinder saßen nicht geordnet auf ihren Plätzen, wie in Hogwarts. Stattdessen liefen sie herum, kreischten und verursachten Chaos.
Die Leiter des Camps schien das wenig zu stören.

Severus stellte sich an das Ende der Essensschlange, Lupin und Lily direkt hinter ihm.
Lily quasselte schon wieder mit jemanden, einem Jungen, der sich die ganze Zeit durch die Haare fuhr.
Entnervt schaute Severus wieder nach vorne.
Die Frau an der Ausgabe reichte ihm einen Teller mit etwas, was mit viel Fantasie Porridge sein könnte.
Als Beilage bekam der Zauberer noch einen Apfel und als Getränk ein Glas Milch.

Severus drängte sich durch die Menschenmasse an einen Tisch, der ein wenig abseits von den Anderen stand.
Severus ließ sich auf einen Stuhl fallen.
Lustlos begann er sein Frühstück zu essen, wenn auch langsam.
Dabei beobachtete er, wie Lily kurz zu ihm schaute, sich aber letzten Endes mit einem schuldbewussten Gesicht doch zu ihrer Schwester setzte.

Wütend stocherte Severus in seinem Porridge rum. Warum war er überhaupt mitgekommen, wenn Lily nichts mit ihm unternahm?!

"Na, macht deine Seelenverwandte nicht, was du willst?", Severus sprang fast an die Decke vor Schreck.
Lupin war unbemerkt zu ihm geschlichen und hatte sich auf den freien Platz gesetzt.
Jetzt saß er da und lächelte wieder sein Ich-Weiß-Was-Was-Du-Nicht-Weißt-Lächeln.
Severus antwortete nicht und beschäftige sich weiter mit seinem Essen, in Gedanken bei Lily.

Aus dem Augenwinkel hinaus konnte er sehen, wie Lupin sein Frühstück verschlang, wie der Wolf, den er verkörperte.
Vielleicht bekam er in diesem Camp endlich mal ein bisschen Fleisch auf die Knochen.

Die Mahlzeit neigte sich dem Ende zu und die Leiterin, die auch für die Hütteneinteilung zuständig gewesen war, stieg, schwankend, wenn man anmerken darf, auf ihren Stuhl.
Sie formte aus ihren Händen einen Trichter und schrie:
"Ruhe!"
Augenblicklich wurde es mucksmäuschenstill. Die Kinder hielten in ihren Bewegungen inne und schaute zu ihr.
Die Leiterin atmete tief durch und kündigte an:
"Wie unsere Stammgäste sicher wissen, veranstalten wir jedes Jahr eine Schnitzeljagd, die über die nächsten zwei Wochen geht.
Eure Teams? Die Hütteneinteilungen!
Euer erster Hinweis? Im See!
Der Preis? Ein toller, kann ich nur sagen!
Ihr habt, wie schon gesagt, zwei Wochen Zeit! Das Team, dass den Preis gefunden hat oder am dichtesten dran ist, hat gewonnen!
Auf geht's und viel Spaß!"
Mit diesen Worten stieg, beziehungsweise fiel, sie von ihrem Stuhl, trank etwas und schlief ein.

Angeekelt drehte sich Severus weg. Die kurzzeitige Ruhe unter den Kindern war wie weggeblasen. Sie schienen sogar noch aufgeregter, als vorher.
Auch Petunias Tisch war in Aufruhr.
Lily war sofort aufgesprungen und zu Lupin und Severus gerannt, als die Leiterin aufgehört hatte zu sprechen.

"Wir müssen los!", schrie sie gegen den Lärm an und zerrte die Jungen nach draußen.
Severus würde jetzt gerne behaupten, er hätte sie locker abschütteln können.
Leider war er kein Quidittch-Spieler und somit unsportlich.
Lupin war von Lilys Enthusiasmus belustig. Er hätte sich ohne viel Aufwand aus ihrem Griff befreien können, wegen dem Wolf in ihm, ließ es aber geschehen.

Vor ihrer Hütte angekommen, blieb Lily stehen und sagte zu den beiden Hogwarts-Schülern:
"Wir müssen diesen Wettkampf gewinnen!"

Lustlos trat Severus einen kleinen Stein weg.
"Müssen wir?"
Lily nickte heftig:
"Auf jeden Fall! Wir können Petunia doch nicht kampflos gewinnen lassen."
Punkt für Lily. Gegen die fiese Ratte wollte er nicht verlieren.
Als Lily seinen Sinneswandel bemerkte, drehte sie sich siegessicher um und ging in die Richtung, wo sie den See vermutete.

Lupin schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und fragte:
"Weiß sie wo der See ist?"
Severus schüttelte den Kopf und fragte zurück:
"Weiß sie, dass wir tauchen müssen?"

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