~ Vier Wochen später; Hogwarts ~
»Ich dachte mir bereits, dass Sie die Stelle aus Hauslehrer für Slytherin besetzen werden. Deshalb habe ich auch veranlasst, dass die Räumlichkeiten Ihres Patenonkels immer unverändert blieben. Vielleicht befrieden Sie ihn ja auch von diesem furchtbaren Tuch, das man über sein Porträt geworfen hat. Seitdem redet er nicht mehr. Ich schätze dieses Tuch hat seinen Stolz gekränkt. Jedenfalls freue ich mich, dass Sie sich für Hogwarts entschieden haben. Ich erwarte Sie heute Abend zum Abendessen in der Großen Halle. Schauen Sie sich davor in Ruhe um und fühlen Sie sich ganz wie zuhause, Professor Malfoy.«
Professor McGonagall hatte Draco in die Kerker begleitet und ihm bereits die Neuerungen durchgegeben. Draco musste zugeben, dass es seltsam war wieder in Hogwarts zu sein, nachdem er das Schloss verlassen hatte und es einem Schlachtfeld geglichen hatte.
Er warf einen letzten Blick auf die Schulleiterin, die mit wehendem Umhang verschwand und seufzte, ehe er die Türklinke hinabdrückte und seine Privaträume betrat.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Snapes Räumlichkeiten hatten sich kaum verändert. Der alte Schreibtisch stand noch an Ort und Stelle und ein abgedecktes Porträt zierte die Wand dahinter. Draco war oft hier gewesen. Es war ein seltsames Gefühl, dass sein Onkel nicht mehr vor ihm saß und ihm eine Standpauke verpasste. Seufzend griff er nach dem Tuch und warf einen Blick auf das Porträt des Tränkemeisters. Vielleicht half es ja ihn zu sehen.
»Hallo Onkel Sev«, begann er, doch Snape antwortete ihm nicht.
»Nicht mal mit mir willst du reden? Na gut«, seufzte Draco und drehte sich bereits um, als er ein leises Lachen hinter sich vernahm.
»Ich hätte nicht erwartet, dass du zurückkehrst, Draco. Was wurde aus dem Stolz der Malfoys? Ich vernahm von den anderen Porträts, dass du nach der Schlacht geflohen bist und davor mit Potter etwas hattest«, begann Snape und grinste höhnisch.
Draco drehte sich irritiert um und zog eine Augenbraue nach oben, während er innerlich kochte. Was hatte Snape den anderen erzählt? Wer wusste alles davon? Wieso nahm er sich das recht heraus über Potter zu reden?
»Woher weißt du davon?«, knurrte Draco und Severus grinste.
»Man erzählt sich einiges, Draco. Wusstest du, dass Potter auch an Hogwarts unterrichten wird? Nein? Hat dir Minerva dieses kleine Detail verschwiegen? Wärst du zurückkehrt, wenn du es gewusst hättest?«, antwortete Snape und Draco drehte sich mit wehendem Umhang um.
»Was weißt du schon«, murmelte er und er vernahm Snapes lachen, ehe er in sein Schlafzimmer flüchtete und die Tür hinter sich schloss.
Es war ein merkwürdiges Gefühl wieder durch die Gänge von Hogwarts zu streifen und bei jedem Stein des uralten Gemäuers daran erinnert zu werden, welch grausame Schlacht hier einst gewütet hatte. Daran erinnert zu werden, wie viele Menschen ihr Leben gelassen hatten, weil sie ihn vor Lord Voldemort schützen wollten.
Natürlich hatte Professor McGonagall ihr Bestes getan um das Schloss wieder in den Ursprungszustand zurückzusetzen, aber dennoch konnte und wollte Harry die Opfer dieses Krieges nicht vergessen. Professor McGonagall hatte ihm ihr altes Büro, sowie die dazugehörigen Privaträume gestellt, während sie inzwischen die von Professor Dumbledore bewohnte. Leider konnte sie Harry nicht persönlich führen, wie sie durch Hagrid verlauten ließ, doch gerade das Wiedersehen mit Hagrid machte dies zu einer Kleinigkeit, die der Held ihr gerne verzeihen konnte.
Hagrid hatte inzwischen die Schule nachgeholt und seinen Professor gemacht. Er unterrichtete nun in Pflege magischer Geschöpfe (und man spekulierte schon länger darauf, das Olympe Maxime daran mitunter schuld war, dass er seinen Titel bekommen hatte, aber Hagrid schien dicht zu halten).
Nach einer gemeinsamen Tasse Tee in seiner Hütte, hatte Harry dann auch schon seinen Weg durch Hogwarts begonnen um den Kopf frei zu bekommen. Immerhin sollte er sich gleich einer Horde schaulustiger Schüler stellen. Sein Weg kreuzte den Raum der Wünsche und schmerzlich schossen die Gedanken an die Stunden in seinen Kopf, die er dort mit Draco verbracht hatte.
Ob der Malfoy-Spross ihn wohl genauso vermisste? Harry schüttelte den Kopf. Nein. Draco hatte noch nicht einmal in Betracht gezogen sich bei ihm zu melden. Vermutlich war er glücklich, hatte eine traumhafte Frau und entzückende Kinder.
Er sollte aufhören sich Hoffnungen zu machen. Irgendwann würden diese Hoffnungen ihn zerstören.
Harry warf einen Blick auf die Uhr um mit einem Schrecken festzustellen, dass er das Festessen und die Zeremonie der Erstklässler beinahe vergessen hatte.
Draco hatte seinen Platz an der großen Tafel bereits eingenommen. Unter den Lehrern konnte er einige bekannte Gesichter (unter anderem den Zentaur Firenze, Neville Longbottom und Luna Lovegood) ausmachen und auf seinem Weg zur Halle hatte er bereits die ersten Gerüchte über ihn von den Geistern aufgeschnappt, die bereits einen liebevollen Spitznamen für ihn hatten: „Snapes Fledermaus". Ein Name, der Draco ein amüsantes Lächeln auf die Lippen schickte. Sein Stil kam dem seines Onkels immer mehr nach. Wallende dunkelgrüne Umhänge, einzig das dunkle Wolfsfell differenzierte zwischen ihnen. Und natürlich das Grün anstelle des Schwarzes.
Er hatte eine Ausstrahlung die vielen Zauberern signalisierte, ihn besser allein zu lassen. Das hatte er bereits bemerkt, als er an die Tafel geschritten war.
Es war jedoch kein Wunder, dass es Neville Longbottom war, der ihm den Platz am Rande der Tischplatte widerstandslos freimachte und ihn mit einem offenen Lächeln begrüßte, ganz gemäß der alten Gryffindor-Manier.
»Willkommen zurück, Draco. Minerva hatte gesagt, dass du kommen würdest, und ich dachte mir, vielleicht besetze ich dir einfach den Platz am Rand. Ich hatte irgendwie schon das Gefühl, dass du gerne da sitzen würdest. Ich meinte ja nur, weil du vielleicht Ha-«, begann er, doch Draco schnitt ihm das Wort ab.
»Danke, Longbottom«, murmelte er und ließ sich auf den Stuhl sinken. Neville sah ihm kurz irritiert nach, dann zuckte er mit den Schultern und ließ sich einen Stuhl weiter sinken.
Draco zog die Stirn kraus und schloss die Augen.
Nur um sie einen Moment später zu öffnen, als die Tür Aufschwung ein bekanntes Gesicht in bekannter Manier zum Tisch schritt. Das dunkle Haar zerzaust, passend zum typischen Klischee seines Charakters trug er eine Gryffindorkrawatte locker um den Hals und das Hemd hing unordentlich aus seiner Hose.
Der noch fehlende Lehrer war niemand geringeres als Harry Potter.
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Memories of the past
FanfictionEine gemeinsame Nacht vor dem letzten Kampf zwischen Licht und Schatten kann alles verändern. Nach dem Kampf gegen den Dunklen Lord verlaufen sich die Spuren von Draco und Harry im Sand und beide beginnen ihren eigenen Weg zu gehen, sich stets bewus...