Broken Smile Kapitel 1.2

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Nach der Schule ging Taisan, durch eine kleine Siedlung mit Häusern und Gärten, nach Hause. Sie hätte auch den kürzeren Weg entlang der Hauptstraße nehmen können, doch das hatte ihre Mutter verboten. Überglücklich dachte sie an die langen Ferien, denn nun würde sie sechs Wochen niemand ärgern, keiner  würde sie mit Steinen bewerfen oder sie „ Affenfresse“ nennen. Sechs Wochen konnte sie sich von den Strapazen, die sie in den letzten Monaten erdulden musste, erholen. All dies machte sie so glücklich, dass sie leise anfing zu singen. Es war als würde ein dunkler Schatten tief in ihr ganz plötzlich von einem immer heller werden Licht vertrieben werden. Immer glücklicher legte sie den Rest des Weges hüpfend zurück, bis sie vor einem gelben Mehrfamilienhaus Halt machte. Ihre Mutter die gerade vom Einkaufen wieder kam begrüßte Taisan mit einer langen Umarmung.

„ Und mein Schatz wie war die Schule?“

„ Super wie immer. In der Pause hab ich mit den anderen zusammen fangen gespielt!“, antwortete Taisan. Das war wenigstens nicht ganz gelogen, dachte Taisan. Gerne hätte sie ihrer Mutter von ihrem schrecklichem Tag in der Schule erzählt, hielt es jedoch für besser es für sich zu behalten.

Taisan wusste, dass ihre Mutter selbst schon genug Probleme hatte und sich nicht auch noch mit ihren rumschlagen konnte. Aus diesem Grund hatte sie beschlossen, dass sie stark genug ist, um selbst mit dem Problem fertig zu werden, dass machte ihre Mutter doch immerhin auch ständig und dafür bewunderte Taisan sie.

Gemeinsam trug sie mit ihrer Mutter die Einkäufe nach oben und half ihr beim Einräumen. Anschließend ging sie in ihr Zimmer und spielte mit ihrer kleinen Schwester. Zu Hause konnte sie alles hinter sich lassen, hier musste sie sich vor niemanden verstecken, hier war sie in Sicherheit. Nur beim Schlafen holten sie manchmal die schrecklichen Erlebnisse aus der Schule wieder ein. In letzter Zeit wurde sie immer öfter von Alpträumen geplagt. Es waren keine Träume von schrecklichen Monstern, sondern solche in denen selbst ihre Familie sie im Stich ließ und sie einsam und verlassen war. So träumte sie einmal, dass ihre Mutter sie mitten auf der Autobahn absetzte und ohne sie weiter fuhr. Schweißgebadet wachte sie nach solchen Träumen auf und versuchte sich selbst klar zu machen, dass es nur ein Traum gewesen ist. Doch dies alles würde sie jetzt sechs Wochen nicht mehr quälen. Sechs Wochen, so hoffte sie konnte sie ohne Alpträume schlafen.

Nach dem Mittagessen spielte sie mit ihrer kleinen Schwester auf dem Spielplatz vor dem Haus, damit ihre Mutter in Ruhe schlafen konnte. Gemeinsam mit Alina baute sie eine große Sandburg, mit einem langen Burggraben, den sie mit Wasser füllten.

Plötzlich kam Claire hinzu.

„ Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht mit Steinen bewerfen, aber Benjamin hat mich gezwungen.“

„ Ist schon okay“, sagte Taisan so als würde es ihr nichts ausmachen, dass selbst ihre beste Freundin sie mit Steinen bewarf.

„ Willst du mit uns spielen?“

„ Das geht nicht ich treffe mich gleich mit Benjamin und den anderen. Ein anderes Mal vielleicht! Ist auch wirklich alles in Ordnung?“

„ Oh okay ich verstehe. Viel Spaß!“, murmelte Taisan und ignorierte die von Claire zuletzt gestellte Frage.

Sie beneidete Claire, sie wäre nur zu gern mitgekommen und  hätte mit den anderen gespielt, doch wie immer blieb sie zurück. Während sich Claire auf den Weg machte, setzte Taisan sich betrübt auf eine der Schaukeln und hob Alina auf ihren Schoss, so dass diese ihre Beinbewegungen nach machen konnte. Nach einiger Zeit schmerzten Taisan´s Beine so sehr, dass sie Alina absetzte. Gelangweilte schaute sie ihrer Schwester zu, wie diese auf dem Schaukelpferd hin und her wippte und dachte dabei an Claire und wie viel Spaß sie jetzt wohl mit den anderen hatte. Natürlich war sie einerseits froh, dass sie sechs Wochen Ruhe hatte, andererseits würde sie die gesamte Zeit mit ihrer kleinen Schwester oder bei ihrer Oma verbringen, was nicht grade aufregend war. Sie stellte sich vor, wie Claire und die anderen eine Wasserschlacht mit Wasserbomben und Wasserpistolen veranstalteten und sich lachend auf dem Rasen wälzten, oder wie sie Mal wieder den alten Harry ärgerten und ihm hinterher schrien, dass ihn Enten verfolgen würden. Sie wusste, dass es gemein war ihn damit zu ärgern, da er eine Riesenangst vor Enten hatte, doch trotzdem musste es einen  ziemlich lustig sein.  In ihrer Vorstellungskraft klangen all diese Dinge so aufregend, dass ihr, ihr eigenes Leben so langweilig vorkam, dass sie sich fragte was ihr Leben überhaupt für einen Sinn hatte.

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