"Marie!!" ich blinzle. Es ist dunkel. Meine Hände tasten nach meinem Gesicht und ich registriere, dass der Grund für die Dunkelheit auf meinem Gesicht liegt. Ich ertaste etwas flauschige, das unter meiner Berührung augenblicklich beginnt zu Schnurren. Ich stutze. Seit wann haben wir hier eine Katze?
"Marie!!!!" Die Stimmer erinnert mich an den eigentlichen Grund meines Erwachens, neben der Gefahr von einem Fellbündel erstickt zu werden.
"Marie, es ist eben eine Katze in unser Haus gelaufen. Ich kann sie nicht finden. Weißt du wo sie ist?"
Sanft versuche ich das Tier von meinem Gesicht zu schieben, was meinen Versuch allerdings als eine Einladung zum Kuscheln sieht und sich erfreut an meine Hand schmiegt. Ich grinse, sofern mir das in dieser Situation möglich ist. Machtlos beschließe ich mich einfach vorsichtig aufzurichten um so dem Kuschelmonster deutlich zu machen, das mein Kopf mit Nichten der Place-to-be ist. Mit einem Fauchen akzeptiert es meine Entscheidung und setzt sich anklagend vor mich.
Mich starren zwei hell blau-gelbe Augen durchdringend an. Sie scheint sagen zu wollen warum zur Hölle hast du das gerade gemacht?!. Doch da Katzen nicht die Fähigkeit besitzen mit und Zweibeinern zu sprechen, scheint dieser Eindruck vermutlich nur in meinem Kopf zu existieren.
Ihre Augen leuchten in ihrem schwarzem Fell. Und mir fällt auf wie gut sie in dieses Haus, in diesen Wald passt.
"Wo kommst du denn her?" frage ich sie. Und als Antwort tapst sie, wie selbstverständlich, auf meinen Schoß und lässt sich nieder.
"Du bist mir ja eine." Ich lächle und beginne ihren Kopf zu kraulen.
Sie scheint die Berührung zu genießen und schmiegt sich, wie schon einige Minuten zuvor, an meine Hand. Da diese Katz nicht all zu schnell aus der Ruhe zu kommen scheint rufe ich meiner Tante zu: „Ich glaub ich hab sie gefunden bzw. sie mich." . Als Antwort höre ich die Treppe knarren. Die Tür geht auf und sie streckt den Kopf herein. Erstaunt weiten sich ihre Augen bei dem Anblick von uns beiden.
„Die scheint ja genau zu wissen was sie will." fasst Ingrid ihr Erstaunen in Worte.
Ich zuck mit den Schultern und lächle. „Sie hat mich aufgeweckt, indem sie sich auf meinen Kopf gesetzt hat."
„Du hast geschlafen?"
Die Überraschung in ihrer Stimme lässt mich grübeln. Mit meinem Blick suche ich die Wand ab und entdecke die Uhr - erst 18 Uhr. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass es Morgens ist. Als mein Blick auf das aufgeschlagene Buch neben mir fällt erinnere ich mich wieder.
Nach dem Essen war ich zurück in mein Zimmer gegangen und hatte begonnen mein neues Buch zu lesen. Ich war, vermutlich, von dem Ausflug in die Stadt so erschöpft gewesen, dass ich über dem Buch eingeschlafen bin. Zurück im Hier-und-Jetzt, mustere ich die schnurrende Katze auf meinem Schoß erneut.
„Was machen wir denn jetzt mit dir?" frag ich mehr sie als meine Tante.
„Wir sollten sie raus bringen, damit sie zu ihren Besitzern zurücklaufen kann."
Dieser Vorschlag scheint mir der Logischste zu sein.
Also steh ich auf, was erneut von einem Fauchen quitiert wird, greife nach meinem Buch und wende mich zur Tür. Ingrid war schon hinunter gegangen. Als ich die Tür öffne und in den Flur gehe, halte ich auf der Treppe inne und drehe mich um. Wie ein Schatten klebt die kleine Lady an meinem Bein. Zumindest habe ich nun nicht das Problem wie ich sie auf die Terrasse bringen soll.
Unten angekommen öffne ich die Gartentür und setze mich auf einen der Gartenstühle. Als ich das Buch auf meinen Schoß lege, maunzt es vorwurfsvoll von unten. Ich blicke zu meinen Füßen und schaue in die Augen unseres kleinen Ausreißers. Sie scheint mir sagen zu wollen, dass es viel sinnvoller wäre, wenn sie an der Stelle des Buches sein könnte. Mit meiner Hand zeig ich in den Wald.
„Süße, du musst zu deinen Menschen gehen, die warten sicher auf dich."
Als könne sie mich verstehen maunzt sie widersprechend und beginnt um meine Beine zu streifen.
Da es mir scheint, als könne ich sie nicht zum Gehen bewegen, beschieße ich es mit Ignoranz zu versuchen. Vielleicht lässt sie dann von mir ab und macht sich auf den Weg nach Hause. Ich beginne zu lesen. Doch weder meine Augen noch mein Kopf wollen sich auf die Buchstaben konzentrieren. Stattdessen wandert mein Blick immer wieder zu dem schwarzen Fellknöll zu meinen Fßen, was es sich inzwischen vor mir gemütlich gemacht hat. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie sie mich beobachtet. Demonstrativ wende ich mich wieder zu meinem Buch und lese den selben Satz inzwischen zum siebten Mal. Einige Minuten später habe ich augenscheinlich das Kapitel beendet, doch kann nicht kaum noch daran erinnern was gerade eigentlich geschehen ist. Genervt lege ich das Buch zur Seite. Bevor ich irgendwas dagegen machen kann, springt sie auf meinen Schoß und maunzt mich zufrieden an. Ich lache. „So so, hast du also deinen Willen bekommen, mh?".
Sie scheint absolut nicht weg zu wollen. Was wohl passiert ist? Mir scheint es relativ abwegig, dass sie einfach ihren Besitzern davon gelaufen ist. Sie ist so menschenbezogen, dass sich das quasi selbst ausschließt. Die einzige Alternative die mir einfällt ist, dass sie ausgesetzt wurde. Aber wer würde so ein liebes Tier einfach aussetzen, hier im Wald? Ich hab schon oft davon gehört, das Menschen, vor allem in der Ferienzeit ihre Haustiere, anstatt eine geeignete Ferienbetreuung zu finden, sie einfach Aussetzen. Doch wirklich vorstellen möchte ich mir das nicht. Ich seufze, „Was ist mit dir passiert Süße?".
Sie maunzt als Antwort und macht es sich auf meinem Schoß bequem. „So schnell werde ich dich wohl nicht wieder los." murmle ich, doch will ich das überhaupt noch? Ich genieße ihre Nähe hier in der Fremde. Außer meiner Tante kenne ich in Berlin niemanden und etwas einsam fühle ich mich so schon. Meine Gedanken wandern zu den bevorstehenden Ereignissen während ich sie streichle. In etwa einer Woche beginnt die Schule, mein letztes Schuljahr, 12. Klasse, und das wird nochmal verdammt anstrengend. Hab ich dann überhaupt die Zeit Freunde zu finden? Und wollen die Schüler dort mich überhaupt aufnehmen? Wenn man in eine bestehende Klasse geworfen wird, gibt es zwar schon bestehende Gruppen, aber man ist den gesamten Tag mit diesen Menschen zusammen. Im Kurssystem hingegen, hast du in jedem Kurs ne andere Truppe, der Jahrgang ist riesig und dementsprechend, ist es auch deutlich schwieriger in eine Gruppe aufgenommen zu werden. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Angst bekomme ich vor meinem ersten Schultag. Ihr Schnurren bringt mich zurück in die Realität. Zu einem ganz anderem Problem. Ich stecke in einem Dilemma. Entweder ich behalte die Katze, die zugegeben, sowieso nicht weg will, nehmen sie aber vielleicht ihrer Familie weg. Oder ich suche die Familie der Katze, hänge Zettel aus oder, was mir eigentlich das Herz bricht, bring sie in Tierheim. Das einfachste wäre, wenn sie einfach nach Hause laufen würde, doch falls sie wirklich ausgesetzt worden ist, fällt dieser Punkt weg. Ich beschließe ein letzte Katze-bitte-geh-doch-einfach-nach-Hause-Aktion zu starten und stehe auf, schnappe mir mein Buch und renne ins Haus. Bevor sie mir folgen kann, schließe ich die Terrassentür hinter mir und laufe durchs untere Geschoss um alle Fenster zu schließen, durch die sie reinkommen könnte. Ich laufe nach oben, hole mein Handy und stelle den Timer auf 30 Minuten. Sollte sie dann immer noch da sein, werde ich sie erst mal aufnehmen und dann Zettel aushängen um ihre Besitzer zu finden. Ich schaue auf die Uhr, jetzt ist es 19 Uhr, sollte sie gleich noch da sein, hätte ich also sogar noch Zeit, zum nächsten Supermarkt zu fahren und Futter sowie ein Katzenklo etc. zu kaufen. Ich atme aus und wünsche mir innerlich, dass sie sobald der Timer klingelt immer noch da ist. Um mir die Zeit des Wartens zu vertreiben, surfe ich etwas im Netz um den nächsten Tierladen in der Nähe zu finden. Etwa 2 Kilometer von hier ist sogar einer, der noch bis 21 Uhr auf hat. Das sollte also machbar sein.
Der Timer klingelt und mein Handy vibriert. Ich seufze stehe auf und öffne die Tür meines Zimmers.
Long time, no new chapter. Tut mir leid, dass es so lange Zeit nichts neues gab. Aber da jetzt ja Sommerferien sind, hab ich endlich wieder Zeit um zu schreiben. Also könnt ihr euch (hoffentlich) in nächster Zeit auf mehr freuen.
& Danke an alle, die die Geschichte verfolgen, ihr habt keine Ahnung, wie sehr mich das freut ♥
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This girl.
Teen FictionEine neue Stadt. Ein neues Leben. Als Marie vom Schicksal getrieben nach Berlin zu ihrer schrägen Tante zieht will sie nur eins, vergessen. Und so beginnt sie sich, in der großen Stadt, die vor Leben nur so sprudelt, zurechtzufinden. Sie lernt neue...