4. Kapitel

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In der Schule steuern Hya-, Kaze-kun und ich direkt den Raum an, in welchem wir Unterricht haben werden. Gerade noch rechtzeitig betreten wir den - mit schon einigen Schülern gefüllten - Saal und lassen uns auf einen unbesetzten Gruppentisch nieder. Eigentlich kein Wunder, dass keiner - außer uns beiden - hier sitzt, da der Tisch mitsamt Gerätschaften recht alt ist. Deswegen schaut mein neuer Mitschüler leicht verzweifelt zu mir, um anschließend mit seinem Kopf zu der kleinen Anlage zu nicken. "Funktionieren diese Teile überhaupt?" "Tuen sie. A-allerdings dauert es l-lange bis man ein E-Experiment fertig hat", erläutere ich im kurz.
- "Oh echt? Hast du mal mit ihnen gearbeitet?"
Knapp erwiedere ich ihm mit: "Musste."
Gerade als Kaze-kun seinen Mund aufgemacht hat, um was zu sagen, kommt unsere Physiklehrerin herein. "Guten Morgen meine kleinen Physiker!"

Schon seit letztem Jahr nennt sie uns so, weil unsere Klasse die besten Noten in diesem Fach - aber auch den anderen Naturwissenschaften - schreiben. Dazu gehöre ich nicht, da ich recht tollpatschig bin. Trotzdem kriege ich zwischen 65 und 80 Punkten in jedem Test. Also eine Niete bin ich in diesem Fach nicht, eher durchschnittlich.

Nachdem wir Homura-Sensei begrüßt haben, fängt sie direkt an die Experimente zu erklären, die wir heute machen werden.

Danach dürfen wir die benötigten Materialien holen und das Experiment vorbereiten. Mit Hyakuya-kuns Hilfe geht das viel schneller als letztes Jahr, wie ich mit Freuden feststelle.
Zum Glück dürfen wir in Homura-Senseis Unterricht reden und so tuen wir es - wie der Rest der Klasse - auch.

Während der Ausführung des Experiments unterhalten wir uns nebenbei über belanglose Sachen. Dabei erfahre ich, dass der blondhaarige bei seinem Onkel lebt, welcher - laut ihm - ziemlich cool drauf sein soll.

"... Ich wette du wirst ihn mögen", versichert er erst  ganz zuversichtlich, doch dann wird er nachdenklich. "Wobei ... Andererseits ... Du hast doch nichts gegen Homosexuelle oder Kuro?"
Bei diesem Satz fällt mir die Glühbirne, welche ich in just diesem Moment gehalten habe, aus den Fingern.

Doch bevor es Kontakt mit den Boden macht, fängt er es gekonnt auf. Erstaunt schaue ich ihn an, während ich ihm einen kleinen Applaus gebe. Ich kann nicht umhin(?) ihn zu loben: "D-du hast gute Reflexe, K-kaze-kun!"

"Danke~", erwidert er grinsend und verbeugt sich kurz. Dann entschuldigt er sich: "Sorry, ich wollte dich vorhin nicht erschrecken."

"Macht nichts. Und ... i-ich hab nichts gegen Sch-schwule oder H-homosexuelle im Allgemeinen", murmele ich eher leise - es ist mir viel zu peinlich, um es laut zu sagen.
"

Ach ja? Das ist gut!"


Wenig später haben wir das Experiment einige Male durchgeführt und nebenbei die Ergebnisse aufgeschrieben. Unsere Lehrerin hat kurz drüber geguckt und dann gemeint, wir könnten unsere Hausaufgaben oder sonstiges machen  - solange wir keinen damit stören. Und so unterhalten wir uns wieder bis die Schulglocke erklingt.

⏰🏫♥🚫

Der Rest des Schultages vergeht ziemlich ereignislos, wobei ich die Pausen mit Kaze-kun genieße und der Unterricht erträglicher mit ihm geworden ist. Nach der Schule verabreden wir uns bei ihm zum Lernen und ich stimme zu. Sein Onkel würde auch da sein, was mich freut, da ich ihn gerne kennenlernen würde.

Jetzt gerade summe ich irgendwelche Lieder, während ich dusche. Bis zur Verabredung habe ich noch ein wenig Zeit, welche ich dazu nutze mich auf Vordermann (?) zu bringen.

Nachdem ich mich fertig gewaschen habe, trockne ich mich gründlich ab und gehe mit einem Handtuch um meine Hüfte in mein Zimmer. Dort überlege ich, was ich anziehen soll.
Just in diesem Moment klopft es an meiner Tür und ich bitte die Person herein.

Yukiteru-kun kommt herein und öffnet seinen Mund, schließt ihn aber wieder.

"Kuro-kun", fängt er letzendlich doch an.
"Hai? W-was gibt's?"
Eine Weile mustert er mich schweigsam bis er herausrückt: "Kann es sein, dass du magersüchtig bist?"
"B-bin ich nicht!"
"Na wenn du meinst. Übrigens steht draußen ein Freund von dir, um dich abzuholen", informiert er mich und löst dabei - ungewollt - Panik in mir aus.
"Waaas? Ich hab i-ihn doch gesagt, d-dass ich zu ihm komme! N-nicht andersrum."

Hastig kramme ich aus meinem Kleiderschrank irgendwelche Sachen raus, die mir dann aber weggenommen werden, mit der Begründung: "Diese Kombination geht mal gar nicht." Der Ältere macht mir mit einer Handbewegung deutlich, dass ich zur Seite gehen solle, bevor er passende Klamotten für mich aussucht.
-"Hier probier mal das."
"D-danke." Mit einem Nicken nehme ich das Bündel Kleidung entgegen und schaue Yukiteru-kun hinterher, wie er mein Zimmer verlässt. Glücklicherweise gehört er zu den wenigen Leuten, die die Tür richtig schließen und so kann ich mich schnell umziehen.

Hastig renne ich zu Kaze-kun und falle fast hin.
Erneut zeigt er mir seine tollen Reflexe, doch da ich was gegen Berührungen habe lande ich trotzdem auf den Boden.

Netterweise unternimmt der blondhaarige keinen weiteren Versuch und wartet stattdessen, bis ich wieder auf den Beinen bin. "D-danke", nuschele ich aus Höflichkeit und merke, wie ein wenig Röte mir ins Gesicht schießt. Die Situation ist mir einfach nur peinlich und ich wünsche mir - wie so oft - das ich mich unsichtbar machen kann.

Unerwartet zögerlich erwidert er: "Bitte schön? Du hast dich nicht verletzt oder Kuro-kun?"

Mit einem Kopfschütteln verneine ich seine Frage, woraufhin er einfach das Thema wechselt - wofür ich ihm mehr als nur dankbar bin: "Wollen wir dann zu mir?"

"Klar!"

👨👬🙎

Bei Kaze-kun angekommen, holt der Braunäugige seine Schlüssel aus der Hosentasche und schließt die Tür auf. - "Bin wieder da, Onkel!"
Kurz darauf kommt ein etwas älterer Mann mit einem kleinen Bart in den Eingangsflur des Hauses. "Oh hallo Kaze-kun! Und das - nehme ich an - ist dann wohl dein Klassenkamerad Tachibana-kun richtig?"

"H-hai. F-freut m-mich mit I-ihnen B-Bekanntschaft zu machen!", stottere ich wie verrückt.
Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie sich Kaze-kuns Hand meiner Schulter nähert, er sie aber wieder zurück zieht. Dann erklärt er seinem - ebenfalls blondhaarigen - Onkel: "Kuro-kun ist ziemlich schüchtern. Ich hätte es dir vielleicht vorher sagen sollen."
- "Was geschehen ist, ist geschehen. Übrigens kannst du mich ebenfalls >Onkel< nennen oder Hyakuya, wenn es dir lieber ist."  "Übrigens Tachibana-kun...
Ist deine Schüchternheit auch der Grund, warum du so ein langes Pony hast?", spricht er mich auf mein halb verdecktes Gesicht an.

Stumm nicke ich, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entspricht. Zum Glück gibt sich Kaze-kuns Onkel damit zufrieden und mein Kumpel schlägt mir vor, in sein Zimmer zu gehen.

Dort bietet der Braunäugige mir an, sich neben ihn auf sein Bett zu setzen. Allerdings verneine ich dies mit einem Kopfschütteln, woraufhin Kaze-kun mich mehrmals  am Arm packen will - und es einmal sogar fast schaffte - um mich aufs Bett zu ziehen.

Irgendwann lande ich dann auf dem - glücklicherweise flauschigen - Teppich und Kaze-kun ragt direkt über mir. Ein Klos bildet sich in meinem Hals, welchen ich mühsam runterschlucke.
> Diese Nähe macht mich noch wahnsinnig! <

Siegessicher lehnt er sich runter zu mir und flüstert mir ins Ohr: "So leicht schüttelst du mich nicht ab."

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[ 1173 Wörter ]


Story of a shy boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt