Der Venuswagen

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Der Venuswagen

Klingklang! Klingklang! kommt von allen Winden,

Kommt und wimmelt scharenweis.

Klingklang! Klingklang! was ich will verkünden,

Höret, Kinder Prometheus'!

Welkes Alter - rosenfrische Jugend,

Warme Jungen mit dem muntern Blut,

Spröde Damen mit der kalten Tugend,

Blonde Schönen mit dem leichten Mut!

Philosophen - Könige - Matronen,

Deren Ernst Kupidos Pfeile stumpft,

Deren Tugend wankt auf schwanken Thronen,

Die ihr (nur nicht über euch) triumpht.

Kommt auch ihr, ihr sehr verdächtgen Weisen,

Deren Seufzer durch die Tempel schwärmt,

Stolz prunkieret, und vielleicht den leisen

Donner des Gewissens überlärmt,

Die ihr in das Eis der Bonzenträne

Eures Herzens geile Flammen mummt,

Pharisäer mit der Janusmiene!

Tretet näher - und verstummt.

Die ihr an des Lebens Blumenschwelle

In der Unschuld weißem Kleide spielt,

Noch nicht wilder Leidenschaften Bälle,

Unbefleckten Herzens feiner fühlt,

Die ihr schon gereift zu ihren Giften

Im herkulschen Scheidweg stutzend steht,

Hier die Göttin in den Ambradüften,

Dort die ernste Tugend seht,

Die ihr schon vom Taumelkelch berauschet

In die Arme des Verderbens springt,

Kommt zurücke, Jünglinge, und lauschet,

Was der Weisheit ernste Leier singt.

Euch zuletzt noch, Opfer des Gelustes,

Ewig nimmer eingeholt vom Lied,

Haltet still, ihr Söhne des Verlustes!

Zeuget wider die Verklagte mit.

Klingklang! Klingklang! schimpflich hergetragen

Von des Pöbels lärmendem Hussah!

Angejochet an den Hurenwagen

Bring ich sie, die Metze Zypria.

Manch Histörchen hat sie aufgespulet,

Seit die Welt um ihre Spindel treibt,

Hat sie nicht der Jahrzahl nachgebuhlet,

Die sich vom verbotnen Baume schreibt?

Hum! Bis hieher dachtest dus zu sparen?

Mamsell! Gott genade dich!

Wiß! so sauber wirst du hier nicht fahren

Als im Arm von deinem Ludewig.

Noch so schelmisch mag dein Auge blinzen,

Noch so lächeln dein verhexter Mund,

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