Kapitel 2

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Langsam gehe ich zurück ins Zimmer. Angekommen sitzt Ray auf einem Haufen von Klamotten. Vielleicht verbirgt sich darunter ja ein Hocker, wer weiß das schon.
"Hey. Hats geschmeckt ? Ich persönlich finde das Essen echt eklig. Vergleichbar mit ner Boxershorts, die vor zwei Wochen hier verloren gegangen ist.", sprudelt ihm heraus.
Vor Ekel verziehe ich das Gesicht und setze mich hin.
"Nicht dein Ernst ?!", frage ich entsetzt. Ray erwidert nichts.
"Oh Gott ist das ekelhaft", lache ich.
"Soll ich dir was das Gelände zeigen ?", lenkt er schnell vom Thema ab. Er scheint wieder nüchtern zu sein. Den Ray finde ich um einiges sympathischer.
"Warte, du bist doch mein neuer Zimmergenosse oder ? Zumindest habe ich dich hier in sandwood bay noch nie gesehen", scheint er peinlich berührt zu bemerken.
"Jup. Und wir haben uns auch schon vorgestellt. Ich bin Chain und du Ray.", stelle ich ironisch fest. Er reicht mir die Hand und schüttelt sie kurz.
"Tut mir leid, ich wollte nicht so einen ersten Eindruck hinterlassen"
"Kein Problem", lächele ich.
"Was nh' Erleichterung. Komm, ich zeig dir das Gebäude.", steht er auf und wartet Erwartungsvoll an unserer Türe.

"Und hier ist die Aula", kommt er zu unserem letzten Anhaltspunkt. Ich nicke einmal und er führt mich herum.
"Das Portrait dort vorne in der Ecke, von unserem Direktor, wurde von einem ehemaligen Schüler gemalt, der in seinem späteren Leben Künstler geworden ist. Justin, ähm ein Freund von mir, und ich haben es vor einem Jahr mit einem Schnurrbart verziert. Der alte war nicht so erfreut darüber", lacht er und geht weiter. Ich kann mir bildlich vorstellen wie es ausgesehen haben muss. Ein kleiner Lacher entwischt mir.
"Weiß er das du es warst ?", frage ich.
"Nein, er ist immer noch hinter uns her", grinst er. "Ein wahrer Erfolg"
An einem Tisch entdecke ich Spring mit ein paar Freundinnen. Sie lachen und ab und zu trinkt sie was an ihrem Getränk. Ihre Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden und auf ihren Lippen zieht sich ein breites lachen während sie redet.
"Ich kann sie nicht leiden. So arrogant.", stört Ray meine Träume und starrt sie ebenfalls an.
Schulternzuckend wende ich mich ab.
"Justin ist mit ihr zusammen."
Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, den ich schnell versuche runterzuschlucken bevor er noch hochkommt.
Mit gespielter Desinteresse nicke ich einmal kurz und gehe aus der Aula hinaus. Ohne Ziel gehe ich in schnellen Schritten weiter, bis ich letztendlich vor einer großen Türe auskomme. Hinter ihr ist eine Lichtung zu sehen. Ich öffne die Türe und trete hinaus.
"Ey, das ist verboten.", schmollt Ray gespielt.
"Sei kein Kleinkind", entgegne ich ihm und gehe weiter.
"Jo ohne Spaß, wenn der alte uns erwischt sind wir zwei gebratene Hühner", macht er einen auf Ernst.
Ich ignoriere seinen Beitrag und konzentriere mich auf den bevorstehenden Weg. Am Ende der Lichtung ist ein kleiner Trampelpfad. Geradezu gehe ich auf diesen Weg zu, doch bevor wir da ankommen, hören wir eine laute Stimme hinter uns brüllen. Es war der Direktor.
"Dieses Geländer ist verboten ! Kommt sofort hier her !"
Das war mein Stichwort. Hastig drehe ich mich zu Ray um, "folg mir".
Mit schnellen Schritten rennen wir durch das Gestrüpp. Hinter mir höre ich aufgebrachtes keuschen.
"Na komm, schneller !", schreie ich. Und wie kaum zu erwarten legt er wirklich einen Schritt zu.
"Stehen bleiben ! Das werdet ihr bereuen !", hören wir hinter uns.
Endspurt. Wir springen über eine kleine Mauer und ich setze mich mit den Rücken daran. Ray hingegen möchte weiter laufen. Ich zieh ihn zurück und setze ihn unbehutsam neben mich.
"Autsch", motzt er und blickt mich empört an.
"Wer nicht erwischt werden will, muss leiden", setzte ich den 0815 Spruch der heutigen Gesellschaft um. Kurz danach gucke ich um die Ecke der Mauer um sicherzugehen, das Owne und nicht bis hierher gefolgt ist. Erleichterung macht sich in mir breit als ich keinerlei Spur sehe.
Erschöpft und leicht ausser Atem lehne ich mich erneut an die wand und lasse meinen Kopf in den Nacken sinken.
"Wir sind ihn los", lache ich und mir entwischt ein Gefühl der Freiheit.
"Alter war das knapp. Mach das nie wieder, man.", röchelt mich Ray von der Seite an.
"Du darfst Stoned in der Wanne liegen und ich darf kein Spass haben ?", grinse ich uns stehe auf.
"Du klingst übrigens wie nh' verreckte Scholle nach nem halben Marathon", bluffe ich.
Urplötzlich entdecke ich eine alte kleine Ruine, am Waldrand. Schnurstracks gehe ich auf diese zu. Angekommen trete ich die Türe auf.
"Boooah das perfekte Kifferhaus", staunt Ray nicht schlecht und kramt seine Zigaretten heraus.
"Und bis grade eben war ich noch der böse, na klar", grinse ich und setzte mich auf einen Heuballen.
"Willst du auch?", bietet mir Ray eine deiner Zigaretten an.
Zögernd nicke ich einmal. Ich sagte neuer Lebensabschnitt. Und neuer Lebensabschnitt bedeutet ausprobieren.
Langsam nehme ich eine Zigarette an und er zündet sie für mich an.
Unsicher schaue ich zu wie er den ersten Zug nimmt und ahme es ihm nach.
Ich nehme einen großen Zug und beginne laut zu Husten, wobei ich den kompletten Rauch wieder ausstoße. Scheiße man, das Zeug kratzt.
Ray beginnt zu lachen.
"Das erste mal ?", fragt er. Ich nicke als Bestätigung, ziehe jedoch noch einmal dran. Ich spüre wie das Nikotin meine Lunge fickt und sich darin ausbreitet. Ein Gefühl von Zerstörung und Freiheit in einem, Wahnsinn. Ich glaub mir wird schlecht, denke ich. Ich werfe sie auf den Boden und trete sie aus.
Hektisch renne ich aus dem Haus hinaus und übergebe mich hinter der nächsten Hecke. Übel.
Ich gehe wieder zu Ray, der sich Schrottlacht. Böse funkel ich ihn an.
"Rauchen ist eh verboten", Protze ich.
"Und weil wir's nicht dürfen, machen wir's heimlich."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 18, 2016 ⏰

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