Lying Run-Lüg um Dein Leben

Wer bin ich?

Wie versteinert saß ich da.

Was war da gerade geschehen? Eben noch haben meine Mum, mein Dad und ich noch zusammen ein ungenießbares Abendessen gezaubert, darüber gelacht, dass das mit dem Kochen wohl in den Genen liegen muss und dann eine Familienpizza bestellt und nun sitze ich tränenüberströmt in einem Zug von Düsseldorf nach Köln.

Gegenüber von mir saß eine alte Dame und versuchte hartnäckig herrauszufinden, was denn bloß mit mir los sei.

'So ein hübsches und kluges Mädchen darf doch nicht einfach so weinend und allein in einem Zug sitzen, links und rechts ein Obdachloser, der wahrscheinlich schwarz fährt und nur darauf wartet dich in eine dunkle Ecke zu ziehen. Die Welt heutzutage ist nicht mehr sicher mit ihren I pods und wie der ganze Krimskrams auch heißt. Hinter jeder SMS kann sich ein ganz anderes Gefühl verstecken als man vielleicht vorher gedacht hat. HA!!! Mal schnell einen lachenden Smiley eingefügt obwohl man eigentlich sauer ist....das ist einfach unglaublich heutzutage....'

'Aber man kann auch lang verschollene Angehörige wiederfinden oder schnell an Informationen kommen.' ich schaute betreten zur Seite....' Natürlich kann man auch schlechte Erfahrungen machen....'

' Das stimmt kleines...ich heiße Moni und bin auf dem Weg nach Gummersbach.Was macht ein Mädchen wie du so traurig und allein hier???' fragte sie neugierig.

'Ich ... habe eben herrausgefunden, dass meine Eltern nicht meine richtigen Eltern sind. Jetzt bin ich auf dem Weg zu meiner Zwillingsschwester, sie heißt Emma. Ich habe sie im Internet kennen gelernt...Wie konnten mir meine  "falschen" Eltern sowas antun?...'antwortete ich traurig.

'Ich bin sicher sie hatten einen Grund dafür, dass sie es Dir nicht gesagt haben. Hast du denn nicht versucht mit ihnen darüber zu reden? Und außerdem...sie haben Dich doch immer geliebt, oder? Was macht es dann aus ob leiblich oder nicht?'sagte die Frau, Moni mitfühlend zu mir.

Darüber musste ich ersteinmal nachdenken. Es stimmte schon, sie waren immer für mich da, hatten immer gut für mich gesorgt und haben nächtelang meine Hand im Krankenhaus gehalten, als ich nach dem schweren Autounfall einen Monat im Koma lag anstatt zuhause ihre Trauer um meinen Bruder Nathan im Alkohol zu ertränken.

Dafür hatte ich sie immer geliebt.

Reue überkam mich und ich spürte, wie mir eine Träne die Wange herunterkullerte.

'Ich habe sie angeschrien und sie beschimpft...oh man, was habe ich getan? ' fing ich an, doch Moni nahm mich einfach in die Arme und ich ließ meinen Tränen und der Trauer freien Lauf.

Ich bin einfach weggerannt. Ohne einen Brief oder eine Antwort auf ihre Frage, wo ich hingehen werde. Sie müssen krank vor Sorge sein...Schnell holte ich mein Blackberry heraus und schrieb eine Nachricht.

"Mom, Dad....es tut mir so Leid!!! Ich wollte das alles nicht sagen und ich habe es auch nicht so gemeint. Ich weiß wie sehr ihr mich lieb habt, auch wenn ...auf jeden Fall bin ich jetzt auf dem Weg zu Emma. Ich möchte sie kennenlernen.

Bin bald zurück. Liebe Euch, Berry."

Ich drückte auf 'Senden'.

Puh, geschafft.Sie mussten sich keine Sorgen mehr machen. Sie wussten jetzt, dass ich in Sicherheit war.

Als ich mein Smartphone grade wieder einstecken wollte kam auch schon die Antwort.

" Tu es nicht, bitte, bitte komm zurück. Ich fahre Dich zu ihr nach Hause, aber komm bitte nach Hause!!!  Wir müssen Dir noch viel mehr sagen... Ich hole Dich am Bahnsteig Bilk ab. Dann fahren wir kurz heim und du packst deine Sachen..."

Ich las diese flehende SMS meiner Mutter und überlegte kurz....ich hatte tatsächlich nur einen Müsliriegel, meine Geldbörse und eine Flasche Cola mit...nicht viel.

Ich hörte die Stimme des Typen, der immer ansagte wo wir waren und stellte fest, dass wir am Bahnsteig Bilk angekommen waren. Ich sprang auf und sah der verdutzten Moni in die Augen.

' Ich habs mir anders überlegt. Ich werde jetzt von meinem Daddy abgeholt.' sagte ich.

Ich hob die Hand zur Verabschiedung und lächelte sie noch einmal an.

Dann stieg ich aus.