Kapitel 4; Marco

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Wir waren nun über eine Stunde lang gelaufen und der Gesprächsstoff war uns schon lange ausgegangen. Sayuma wusste nun alles über die verschiedenen Befehle und war sichtlich verstört, während Collin die kompliziertesten Theorien über meine Verletzung, die nicht wehtat, aufgestellt hatte. Es war irgendetwas mit dem Gen für irgendwas, das neben was anderem war, dass die OMG vielleicht aus irgendeinem Grund verändert hatte. Man merkt, wie aufmerksam ich zugehört habe... Apropos meine Wunde. Sie fing langsam wieder an zu schmerzen, also wickelte ich den Verband ab und dachte an den Schmerz, den die Wunde bei Sayumas Angriff ausgestrahlt hatte. Augenblicklich fing meine Hand an zu brennen und tat nicht mehr weh. Eigentlich ziemlich paradox. Aber in Mathe ist das ja auch so, dass negativ und negativ positiv ergeben, so ähnlich war es vermutlich auch bei mir. Schmerz und noch mehr Schmerz ergeben keinen Schmerz. Klar ist es bei normalen Menschen nicht so, sondern Schmerz und Schmerz ergeben doppelt so viel Schmerz, aber vielleicht haben die OMG ja bei mir ausversehen das verändert statt mich schmerzresistent gegen Feuer zu machen. Das jedenfalls war meine Theorie, die ich dann auch gleich Collin erklärte, der daraufhin in Gelächter ausbrach. "Du hast deine Organa vestibulocochleares wohl vorhin vor meiner Theorie verschlossen?", kicherte er dann. Ich nickte verlegen. "Das wusste ich bereits, denn meine Theorie besagte genau das gleiche, nur etwas ausgearbeiteter, ich sagte nämlich noch zusätzlich, dass... ", sprach er dann weiter und ich hörte wieder nicht zu. Eigentlich war es schon ziemlich erstaunlich, dass ich unabhängig von Collin auf die gleiche Theorie, wie er gekommen war, das bedeutete nämlich, dass ich von alleine auf die richtige Theorie gekommen war, denn Collins Theorien waren immer richtig. Er konnte gar nicht anders. In diesem Moment war ich wirklich neidisch auf Collin, denn er hatte im Gegensatz zu Sayuma und mir keine Probleme mit seiner Gabe. Was war schon ein bisschen zwanghaftes klugscheissern! Sayuma hatte keinerlei Kontrolle über das Tier in ihr und hatte es genau zweimal geschafft sich nicht mal vollständig zu verwandeln und nur das zweite Mal (die Rückverwandlung vorhin) war überhaupt gewollt. Und ich hatte Probleme das Feuer zu kontrollieren und konnte dazu nicht mal mit Feuer in Kontakt kommen ohne mich zu verbrennen, dass ich mit meinem Feuer meine Verletzung dazu bringen konnte nicht mehr zu schmerzen war ein schwacher Trost. Es war einfach nicht fair, aber das Leben ist halt nicht fair. Ich musste mich wohl oder übel damit abfinden...

Geistesabwesend band ich mir wieder den Verband um die Hand. "Ich kann nicht mehr, lasst uns Pause machen!", Sayuma riss mich mit ihrer Quengelei aus den düsteren Gedanken. Manchmal vergass ich vollkommen, dass sie erst sechs war, denn sie benahm sich meistens ziemlich erwachsen und drückte sich dank Collins Einfluss auch sehr gewählt aus. Sie war aber auch ziemlich launisch, was sicher nicht nur von ihrem Alter, sondern auch von ihren Raubtiergenen kam. Das kam jetzt zum Vorschein, als sie sich trotzig auf einen Baumstamm setzte und ausrief: "Ich bewege mich nicht von hier weg, bis ich etwas gegessen und getrunken habe! Also gebt mir auf der Stelle etwas!" Collin machte mir ein Zeichen und ich setzte den Rucksack mit den Worten "Mal sehen, was wir für dich finden" ab. Kurz darauf assen wir alle zufrieden Knäckebrot und tranken dazu abgekochtes Wasser aus einem Fluss in der Nähe. Vielleicht, waren meine Fähigkeiten ja doch nicht so schlecht...

Plötzlich hielt Sayuma inne und ihre Ohren zuckten hin und her. "Da kommt jemand", warnte sie uns im Flüsterton. Nun spitzten auch Collin und ich unsere Ohren. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich es auch. Schritte von mindestens zwei Personen, die immer näher kamen. "Bleibt ganz ruhig", sprach ich den anderen Mut zu, "Sie sind nicht von der OMG, dafür kommen sie aus der falschen Richtung. Lasst uns abwarten, wer es ist, vielleicht können sie uns ja eine Unterkunft geben." So warteten wir angespannt auf die Verursacher der Schritte. Sie entpuppten sich als sehr nettes Ehepaar, das uns sofort anbot vorübergehend bei Ihnen zu wohnen, als sie erfuhren, dass wir keine Unterkunft hatten. Sie stellten auch keine Fragen, wofür wir sehr dankbar waren. Und so teleportierten wir uns alle zusammen zu ihnen nach Hause. Ich war richtig erleichtert, dass wir uns nun keine Sorgen um eine Unterkunft mehr machen mussten, denn diese Nacht schliefen wir alle ganz hervorragend in den Gästeschlafzimmern des Ehepaars.

Befehl 721 (Kollaboration mit Estraia) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt