Nachdem wir so ziemlich alles erzählt hatten, was erzählt werden musste, stand Reyna auf und lief vor uns auf und ab und kräuselte die Stirn.
Wir hatten offenbar die Wahrheit gesagt, denn die beiden Hunde lagen auf dem Boden und schienen zu schlafen, oder so etwas.“Was bedeutet das jetzt?“ ,traute ich mich zu fragen, “Sind wir verrückt geworden und haben uns diese Monster nur eingebildet? Aber was seid ihr dann? Ich meine ihr konntet sie ja auch alle sehen!“
Reyna blieb stehen und schaute uns an. “Was wisst ihr über Mythologie?“
“Ähm...“, das traf uns unvorbereitet.
“Naja...“, ich blickte April an,“es gibt mehrere. Die griechische, römische, ägyptisch und noch eine über so Wikinger-Götter, glaub ich...“
“Beschränken wir uns auf die griechische und römische Mythologie.“, unterbrach mich Reyna kurz.
“Ähm okay, also es gibt drei Hauptgötter. Zeus, oder im römischen Jupiter; Poseidon oder Neptun und Hades, der auch Pluto genannt wird?“Reyna nickte anerkennend.
“Das war schon mal das wichtigste. Glaubt ihr denn an die Götter?“
“Eigentlich weiß ich nach dem heutigen Tag gar nicht mehr, was ich glauben soll, aber eigentlich, nein.“, antwortete April.
“Dann fangt besser damit an“, entgegnete Reyna,“denn es gibt sie wirklich und sie wären nicht gerade erfreut darüber, dass ihr nicht an sie glaubt.““Was?“, grinste ich und richtete mich aus meiner halb-liegenden Position auf,“ du willst uns also weismachen, dass es einen drei Meter großen Typen gibt, der einen Blitz durch die Gegend wirft, oder einen, der mit einem Dreizack im Meer wohnt?“
“Macht euch nicht über sie lustig!“, warnte Reyna, “sie hören das nicht gerne! Andererseits, hast du bis vorhin geglaubt, dass es Höllenhunde gibt?“
Ich erwiderte nichts. April grunzte zustimmend.“Und was hat das jetzt mit uns zu tun?“, hakte April nach.
“Nun ja“, druckste Reyna herum und fuhr sich durch die Haare, sie überlegte wohl, was sie sagen wollte,“ die Götter bleiben nicht ewig nur auf dem Olymp, sondern manchmal kommen sie auf die Erde und dann ... kann es schonmal passieren, dass sie sich verlieben ... und ein Kind zeugen...“
“Moment!“, unterbrach ich sie,“ willst du damit sagen, wir sind so etwas wie...“ “Halbgötter?“, ergänzte April.Reyna wirkte irgendwie erleichtert. Offenbar führte sie diese Art von Gesprächen nicht oft.
“Genau.“, bestätigte sie und besiegelte somit unser Schicksal.Wir glaubten ihr. Ich meine nach irgendwelchen dämonischen Cheerleadern und Höllenhunden ist das schließlich nicht mehr sehr verwunderlich.
“Na super.“, stöhnte ich und ließ mich wieder nach hinten in die Couch fallen, “heißt das, wir werden in nächster Zeit öfters von Monstern verfolgt? Weil eigentlich ist mein Leben eh schon komplett durchgeknallt.“
Ich dachte an meine kleine Schwester, die grade in einer Prinzessinen-Phase war und meine Stiefmutter, die neuerdings nur noch vegan aß und auch sonst total auf Bio abfuhr. An meinen Vater mit dem Uhrentick wollte ich gar nicht denken.
Jetzt kam also noch eine von-Monstern-verfolgte-Halbgöttin dazu. Die absolute Traum-Familie.
Ich hasste mein Leben.Auch April sah sehr begeistert aus.
“Och nee“, maulte sie, “wie soll ich denn meinen Abschluss schaffen, wenn dauernd so komische Dinger hinter mir her sind?!“
Der war natürlich auch wichtig...
“Was das angeht...“ , begann Reyna, wurde aber von einer zuschlagenden Tür unterbrochen.
“Na, wen haben wir denn da?“, hinter Frank kam ein blonder Junge ins Zimmer gerauscht. Frank sah eindeutig genervt aus und machte Anstalten etwas zu sagen, hielt aber dann doch den Mund.
“Wo ist Hazel?“, fragte Reyna. Frank zuckte mit den Schultern und deutete auf den Blonden. “Wahrscheinlich sucht sie ihn noch.“
Der Junge trug ein weißes T-shirt und eine Tasche in der Hand, die er als erstes erst einmal auf die Coach neben uns schmiss. Was ziemlich dumm war, da er sie ja eigentlich brauchte, immerhin schien er hier der Heiler oder so zu sein.
Er schien ziemlich zuversichtlich und musterte auch sogleich April.
“Aha, ich seh schon. Ein gebrochenes Bein. Aber konntest du das nicht selbst?“ Er zwinkerte April zu, die verwirrt zurückstarrte.
Was genau war mit dem los?
Als ob April ihr Bein selbst zusamenflicken könnte.
Der Typ kniete sich vor sie und kramte in der Tasche herum, die er sich letztendlich doch wieder geholt hatte. (Ich habs ja gesagt!) Er holte Salben, Verbände und ein komisches Gerät heraus.
Ich bekam jetzt schon Angst.
“Dann machen wir uns mal an die Arbeit, Schwester. Deine Freundin nehmen wir uns gleich vor.“
Ich war absolut begeistert, dass er von mir in der dritten Person sprach und das machte ich ihm mit einem “Hallo? Ich stehe neben dir?!“ auch klar.
Er wendete den Blick zu mir. “Ja,ja, das sehe ich. Ich komme gleich zu dir, okay?“, er zwinkerte mir zu und ich wendete augenverdrehend meinen Blick ab.
Was genau war nur falsch mit dem Typen?Während dieser also Aprils Bein untersuchte, begann Reyna wieder zu erzählen.
“Also, nun wisst ihr ja, dass es die griechischen Götter gibt. Es gibt aber auch noch ihre andere Gestalt, die römischen Götter.“
“Das heißt, die Götter gaben zwei Gestalten?“, hakte ich nach.
“So ungefähr. Eher zwei Persönlichkeiten in einem Körper.“
“Ach so, na dann ist ja alles klar.“, bemerkte ich und versuchte, diese Information erst einmal gescheit aufzunehmen.
Götter, mit zwei Persönlichkeiten in einem Körper. Na, das war ja mal was.“Und von welchem Gott oder Göttin sind wir jetzt?“, fragte April.
Der Typ mit dem creepy Grinsen war nun mit ihr fertig und kramte in seiner Tasche herum. Ich bekam langsam Angst.
“Das wissen wir noch nicht.“, antwortete Reyna, “Sie müssen euch erst bekennen, ihr könntet ja auch einfach nur Sterbliche sein.“
“Das heißt, rein theoretisch sind wir gar keine Halbgötter?“, April war offenbar verwirrt, “Aber warum habt ihr uns dann mitgenommen und das alles erklärt, wenn wir gar keine sind?“
Nun meldete sich Frank zu Wort. “Erstens, könnt ihr beide durch den Nebel sehen, der...“
“Was ist das noch gleich?“, unterbrach ich ihn verwirrt, “Wieder irgendwas göttliches?!“
“Das wollte ich doch gerade erklären“, seufzte Frank.“Der Nebel ist eine Art Schleier, der verbirgt, wie die Dinge wirklich sind.“, erklärte nun Reyna, “könntet ihr nicht hindurchsehen, hättet ihr die Monster nicht als Monster erkannt und unsere Waffen nicht als Waffen, sondern als Baseballschläger, oder irgend so was.“
“Aah! Ok, alles klar, mach weiter!“, forderte April Frank auf, vermutlich um eine weitere Unterbrechung meinerseits zu verhindern, da ich schon zu einer nächsten Frage angesetzt hatte.
“Gut, also ihr könnt durch den Nebel sehen und zweitens wurdet ihr beide von Monstern verfolgt. Normale Sterbliche ignorieren sie für gewöhnlich, außer sie haben wirklich Kohldampf, und das ist ein weiteres Zeichen. Außerdem seid ihr ganz gut mit ihnen zurechtgekommen.“April und ich nickten nur.
Der blonde Typ hatte nun auch endlich gefunden, was er gesucht hatte und streckte mir grinsend einen Tiegel mit Salbe entgegen.
“Hier. Schmier das einfach 3x täglich auf die schmerzende Stelle und es müsste bald wieder in Ordnung sein.“
“Äh, ja, danke.“, unentschlossen nahm ich die Salbe entgegen. Ehrlich gesagt, hatte ich etwas sehr viel schlimmeres erwartet. Für was hatte er jetzt so lange in der Tasche herum gekramt?“Von welchen Göttern seid ihr?“, fragte April plötzlich neugierig.
Das war eine Frage, die mich auch interessieren würde.
“Ich bin die Tochter der Bellona, der Göttin der Kriegeskunst und ich bin eine der zwei Prätoren.“, beantwortete Reyna die Frage als erstes.
“Ich bin der Sohn des Mars, dem Gott des Krieges“, seufzte Frank, offenbar war er nicht sehr angetan von seinem Dad, “und ich bin ebenfalls Prätor.“
Ich musterte Frank unauffällig, besser gesagt, dachte ich, dass es unauffällig wäre.
Er sah nicht wirklich aus, wie ein Kriegskind, Soldat oder was auch immer. (Aber wenigstens passte die Friseur).“Und du?“, fragte April den Heiler-Typen. Doch bevor dieser antworten konnte, öffnete sich die Tür und das Mädchen von vorhin, Hazel, kam hereingerauscht.
Die hatte ich total vergessen.“Sorry“, sagte sie nur und lief zu Frank um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. War die denn gar nicht außer Atem? “Ich habe Artie gesucht, der war aber weg“, dabei warf sie dem Heiler-Typen einen bösen Blick zu, “ und dann hat Rachel mich aufgehalten. Sie hat irgendetwas gesehen.“
Gut. Verstehen musste ich das jetzt hoffentlich nicht.
Reyna runzelte die Stirn. “Gut oder schlecht?“
Das wusste Hazel offenbar auch nicht, denn sie zuckte mit den Schultern. “Weder noch, glaube ich. Ich weiß nicht, das war irgendwie komisch.“
“Okay, ich rede nachher mit ihr.“ Reyna wandte sich wieder zu April und mir.
“Also, weiter in der Story. Es gibt viele Halbgötter auf der Erde und je mächtiger der Halbgott, desto stärker seine Aura und desto mehr Monster zieht er an. Wenn ihr also stark seid, könnt ihr mehr Monster anlocken als schwächere Halbgötter, wobei ihr von der stärkeren Sorte seid, wie ich vermute.“
“Soll das heißen, dass wir stinken?!“
“Nein“, grinste Reyna, “das heißt es nicht. Und auch für die verfolgten Halbgötter gibt es auch Lösungen. Ich habe euch doch von den römischen und griechischen Göttern erzählt. Ihre Nachkommen errichteten zwei Camps. Camp Halfblood für die Griechen und Camp Jupiter für die Römer. Dort können sie wohnen, kämpfen und so weiter. Sie lernen also praktisch alles, was sie zum Überleben brauchen...“ Sie unterbrach sich und starrte auf etwas über Aprils Kopf. Frank, Hazel und der Heiler-Typ (oder Artie, wie auch immer) taten es ihr nach.
Etwas irritiert blickte also auch ich nach oben. Über ihrem Kopf schwebte eine Gestalt. Ein Gegenstand, genauer gesagt.
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Demigods
FanfictionMaya ist eigentlich nur auf dem Weg in die Schule, als sie in eine Reihe seltsamer Situationen gerät, die sie manchmal an ihrem Verstand zweifeln lassen. Dabei machen die komischen Gestalten, welche andauernd ihren Weg kreuzen, die Sache auch nicht...