Ein übergewichtiger Hund kann mich nicht leiden...

254 13 3
                                    

Wisst ihr, es ist ist echt nicht gerade toll, fast von einem ca. 165 Kilo schweren Hund umgerannt zu werden.
Fragt mich am besten nicht, warum immer ich das Glück habe in solche Situationen hineinzugeraten, ich weiß es nämlich selbst nicht. Jedenfalls ist es nicht immer spaßig.

Mein Bus fährt gewöhnlich immer durch den kleinen Waldabschnitt, der unser Dorf von der Stadt trennt. Heute morgen war es schon anders als sonst, düsterer und neblig, obwohl eigentlich schönes Wetter herrschte.

Meine beste Freundin Elena war so damit beschäftigt Musik zu hören und auf Instagram Typen zu stalken an die sie eh nie rankommen würde, dass sie nicht einmal meine Frage hörte.
Erst nachdem ich sie (nach ca. tausend unbeachteten Seitenhieben) fast auf den Gang schubste, nahm sie ihre Stöpsel aus dem Ohr. "Hallo? Gehts noch? Wegen dir wäre ich fast platt auf dem Boden gelandet!", motzte sie.

"Wenn du nicht hörst, kann ich doch nichts dafür, außerdem hast du als beste Freundin die Pflicht mir zu zuhören!", entgegnete ich und zeigte anklagend auf sie. Elena fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Locken.
"Ist ja gut! Was ist denn?"
"Vergessen...", ich guckte sie unschuldig an. "Oh man, du bist doch echt...", sie erstarrte und schaute hinter mir aus dem Fenster,"was ist das?" Sie klang leicht panisch.
Erschrocken drehte ich mich um."Was denn?" Ich konnte nichts erkennen. "Da...da ist was hinter den Bäumen!"
Ich sah nichts.
"Was soll da sein?"

Doch tatsächlich.
Urplötzlich sprang eine riesige Hundegestalt hinter unserem Bus hinter den Bäumen hervor und jagte ihm hinterher.
Ich erschrak so sehr, dass ich mit dem Kopf gegen die Scheibe knallte.

Meine Freundin seufzte allerdings erleichtert. "Puh. Zum Glück. Ich dachte schon das ist ein Monster oder so!" sie lachte.
Ich starrte erst sie, dann den Hund, dann wieder sie an.
"Was?"
"Naja, im ersten Moment hatte ich das Gefühl, es ist irgendwas riesige oder so, aber jetzt", sie zeigte auf die Gestalt hinter uns," ich kann echt nicht glauben, dass ich einen Traktor so verwechseln konnte!"
Wollte die mich verarschen? Allerdings war Elena nicht der Typ für so was.

Okay, langsam wird das gruselig.
Ich werde vermutlich verrückt.
Vielleicht BIN ich ja sogar schon verrückt.
Ein Traktor? Ernsthaft? Und warum kam der dann bitte querfeldein aus dem Wald?
Ich würde Elena zwar nur zu gerne glauben, allerdings sah der Hund schon etwas gefährlich aus.
Tiefschwarzes Fell, glutrote Augen, schwarze Zähne und mindestens drei Meter hoch.
Okay, der Hund sah sehr gefährlich aus.
Ich wusste nicht genau, wem ich trauen sollte. Meinen eigenen Augen oder denen meiner besten Freundin.

In dem Moment fuhren wir aus dem Wald heraus und in die Stadt. Der Hund rannte immer noch hinter dem Bus her und ich konnte das Knurren sogar durch das Dröhnen des Busses hören. Ich war nur froh, dass wir noch nicht halten mussten, aber gleich kam eine Haltestelle...

Ich fasste einen Entschluss.
"Elena? Wir steigen aus. Jetzt!"
"Was, aber wir müssen doch erst...!"
"Mach einfach!", unterbrach ich sie.
Verwirrt stand sie auf und lief auf die Tür zu. Ich hinterher.
Wir waren zum Glück die einzigen Insassen, denn um diese Uhrzeit schliefen viele Schüler noch. (Unsere Schule begann früher.)

Der Bus hielt, die Tür öffneten sich und ich zog Elena mit hinaus.
"Maya, was...?"
"Halt die Klappe und renn!" schrie ich. Fast im selben Moment erreichte der Hund den Bus. Durch den Schwung überrollte er ihn fast.
Er schnüffelte erst daran, dann knurrte er.
Offenbar hatte er nicht das gefunden, was er suchte.
Mit seiner Tatze (oder Riesenpranke, was auch immer) gab er dem Bus einen Stoß und dieser flog praktisch auf die andere Fahrbahn. Einige Autos hatten damit nicht gerechnet (ich konnte es ihnen nicht verübeln) und es gab einen riesigen Zusammenprall.

Oh shit.

Was ist mit dem Busfahrer? An den hatte ich gar nicht gedacht. Und die anderen Aurofahrer?
Elena starrte ebenfalls geschockt auf das Wrack des Busses, aus dem Rauch aufstieg.
Dann explodierte es.

Die Wucht schleuderte uns noch ein gutes Stück nach hinten und ließ uns Bekanntschaft mit dem Boden machen. Ich wäre am liebsten einfach liegen geblieben, doch ich richtete mich langsam und hustend wieder auf. Ich war auf meiner Hüfte gelandet und diese tat nun höllisch weh.
Der Hund schnüffelte unterdessen an der Haltestelle herum.
Plötzlich richtete er sich wieder auf und blickte in unsere Richtung.

"Oh nein, oh nein, scheiße, Elena?" , murmelnd tastete ich nach Elena und stand auf. Die Hüfte wurde plötzlich Nebensache. "Steh auf, sofort, aber am besten langsam!" Elena richtete sich langsam und zitternd auf.

Der Hund sah uns - und stürzte los.
"Okay! Vergess das langsam! Renn!", schrie ich und zog Elena mit.
Sie war schon immer etwas schneller als ich gewesen, sodass ich Mühe hatte mitzuhalten.
In diesem Moment war ich trotz allem sehr, sehr dankbar, dass Elena mich immer zwang, mit ihr joggen zu gehen, obwohl ich es hasste.
Wir rannte durch Straßen und Gassen, aber den Hund konnte wir nicht abschütteln.
Und durch seine langen Beine holte er langsam auf.

Meine beste Freundin blickte kurz zu mir und verlangsamte dann ihr Tempo etwas. Sie war so blöd!
Allein hätte sie bessere Chancen.
"Wir teilen uns auf, in Ordnung?", schrie ich, als wir mal wieder eine Straße entlangrannten.
"Was?", rief sie zurück, "bist du verrückt?"
"Nein. Aber und du bist alleine schneller!"
"Aber, was auch immer das ist, es ist gemeingefährlich!"
"Elena!", verzweifelt fuchtelte ich beim Rennen mit meinen Händen herum, "Geh am besten in die Schule und falls ich noch nicht da bin, lass dir irgendeine Ausrede einfallen. Vertrau mir einfach, ok? Viel Glück, hab dich lieb und jetzt geh!"

Ich schubste sie im vorbeirennen in eine Gasse und rannte weiter. Sie stolperte, doch ob sie hinfiel oder nicht konnte ich schon nicht mehr sehen.
Sie würde sich schon kein Bein brechen.

DemigodsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt