„Was für eine Sauerei.", kommentierte Eyeless als er in das Fahrerhaus spähte. „Also ich finde, dass es genau die richtige Menge an Blut ist. Für den ersten Versuch war das auf alle Fälle nicht verkehrt.", ließ jetzt Laughing Jack verlauten, der in einem gestreiften Schal und viel zu großen Gummistiefeln im Regen stand und sich klaglos berieseln ließ. Jeff warf mir bei den letzten Worten Jacks einen komischen Blick zu, den ich versuchte zu ignorieren.
Müde und klitschnass saß ich auf der Bordsteinkante und betrachtete mit tiefliegenden Augen, wie die anderen mehrere Kästen Benzin in das Auto verluden. Sobald sie damit fertig waren, kletterte BEN hinter das Steuer. Ich war zu fertig um anzumerken, dass es vielleicht eine nicht besonders schlaue Idee war, das ausgerechnet den Kleinsten von ihnen erledigen zu lassen. Schon röhrte der Motor los und das mächtige Fahrzeug wurde mit schlingernden Bewegungen ungeschickt auf die Autobahn gelenkt, die inzwischen kaum noch befahren war.
Trotzdem erklangen die Hupen mehrerer Autos, kurz nachdem BEN weggefahren war. Die anderen sahen ihm weniger nervös hinterher.
„Kommst du?", fragte es neben mir und Jeff bot mir einer seiner weißen Hände an.
Ich nickte und obwohl ich selten und ungern Hilfe annahm, so ging das dieses Mal in Ordnung. Seine Finger fühlten sich kühl an, doch sie schlossen sich fest um meine. Zusammen stiefelten wir zurück in den Wald.Ich war noch nie mit einem guten Orientierungssinn gesegnet gewesen, und gerade wenn es dunkel war, konnte ich kaum mehr gescheit geradeaus laufen. Ein Ast schlug mir ins Gesicht, als er von der Bewegung meines Vordermannes zurückschnellte. Ich spürte den blutigen Striemen im Gesicht, doch ich schwieg und konzentrierte mich stattdessen darauf, den Anschluss zu der Gruppe nicht zu verlieren.
Zwar hatte Eyeless etwas zu Essen mitgebracht, als er gemeinsam mit den anderen auf dem Parkplatz zu uns gestoßen war, aber ich war immer noch fix und fertig und eine Nachtwanderung half bei der Erholung eher weniger. Aber wer war ich, mich zu beschweren? Ich hätte mir diese dumme Flucht einfach von Anfang an sparen sollen. Denn wenn ich ehrlich zu mir war, hätte ich wissen können, dass es zum Scheitern verurteilt gewesen war, ohne Handy, ohne Geld und ohne Ausweisdokumente kopflos loszustürzen. Und ich hatte Jeff und den anderen nur Ärger damit gemacht. Ich biss mir auf die Lippen.Der Regen war unter der dicken Blätterschicht kaum zu spüren, aber die Erde war feucht und total aufgeweicht und es dauerte nicht lange, da hörte ich ein Japsen und einen Körper, der zu Boden stürzte. Mein Vordermann war ausgerutscht. Da wir die beiden Letzten waren, bemerkte es kein anderer und dieser Jemand war offenbar zu stolz, um sie um Hilfe oder Innehalten zu bitten.
Ich wartete. Hörte in der Finsternis ein Ächzen. Warum stand der Kerl nicht einfach auf, verdammt nochmal? Seufzend flüsterte ich: „Kann ich dir helfen?"
„Nein.", kam es prompt und sehr barsch zurück und ich erkannte die Stimme von Helen, von dem man natürlich, mies gelaunt wie immer, keine andere Reaktion erwarten konnte.
Ich stieß die Luft aus und wartete, während er weiterhin versuchte sich aufzurappeln. Doch schließlich riss mein Geduldsfaden. „Helen, ich habe keine Lust, noch länger hier herumzustehen. Lass es mich doch mal versuchen."
Zwar grummelte er böse, ließ mich dieses Mal jedoch wenigstens schauen. Jetzt sah ich auch, was die ganze Zeit das Problem gewesen war; irgendwie hatte der Schwarzhaarige es geschafft, seinen Fuß zwischen einer Wurzel und der Erde zu verkeilen.
„Am besten du ziehst den Schuh aus.", meinte ich, und kniete neben ihm nieder. Helen stöhnte frustriert, befolgte meinem Rat aber schließlich.Als er sich den Schuh abstreifte, wurde sofort klar, wo der Hund begraben lag. Durch den heftigen Ruck, der beim Sturz durch seinen Knöchel gegangen sein musste, war sein Fuß stark angeschwollen. Es führte kein Weg dran vorbei; es würde sehr schmerzhaft werden, ihn aus dieser gemeinen Tretmine zu befreien.
„Das... wird jetzt etwas wehtun.", verkündete ich warnend und griff vorsichtig nach seinem Unterschenkel, mit der anderen hob ich die Wurzel an, soweit es ging. Ich hörte noch, wie er nach Luft schnappte, dann zog ich fest und ohne Rücksicht. Zwar schrie er nicht, aber als ich zu ihm aufsah stand Schweiß auf seiner Stirn und seine Lippen waren zu einem festen Strich zusammengepresst. Aber wir hatten es geschafft. „Ist alles okay?", flüsterte ich. Ich wusste nicht, ob ich ihm aufhelfen sollte. Helen sah auf und grinste schief. „Ich schätze schon." Doch sein Gesicht war blass. „Immerhin ist er noch dran.", fügte er dann scherzhaft mit einem Blick auf seinen Fuß hinzu. Er versuchte mehrere Male aufzustehen, doch es gelang ihm nicht, und schließlich musste ich ihm aufhelfen. „Komm. Ich stütz dich." Machte ich ihm Mut, obwohl ich unter seinem Gewicht selbst halb umfiel. Wider Erwartungen nahm er meine Hilfe an.
„Weißt du Ava.", ächzte er, nachdem wir schon einige Schritte zusammen gelaufen waren und blickte mir direkt in die Augen. „Vielleicht bist du doch gar nicht so übel."
DU LIEST GERADE
Tödliches Spiel (Jeff the Killer FF)
FanfictionAva kann sich nicht mehr daran erinnern, wie viele Jahre sie mittlerweile in der Klinik lebt. Sie bemüht sich jedenfalls die Schatten ihrer Vergangenheit kleiner werden zu lassen, um so irgendwann vielleicht entlassen zu werden und nochmal von vorne...