Kapitel 18

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George hielt sich mittlerweile die Seiten. Adam warf seinem engsten Freund einen Blick zu und runzelte die Stirn. ,,Also ich muss schon sagen, das, was ich über sie gehört habe scheint auf sie zuzutreffen.", sagte er lachend und klopfte Adam auf die Schulter.
Adam nickte und zuckte die Achseln.
,, Widerstand bin ich von den Frauen nicht gewöhnt, eher das Gegenteil. Doch auch das wird langsam langweilig und wie du mich kennst sage ich zu einer Herausforderung niemals nein. Wenn mein Vater ihren wahren Charakter kennen lernt, wird er sie sicher eher respektieren als er es zur Zeit tut...", sagte er mehr zu sich selbst.
George musterte ihn von der Seite.
,, Hast du herausgefunden wer sie entführt hat?"
Natürlich hatten sich die Umstände, unter denen Rose hergekommen war, verbreitet wie ein Lauffeuer.
,, Noch nicht. Aber es war keiner meiner Leute, da bin ich mir sicher. Ich habe da einen Verdacht. Rose stellte mir bei dem kurzen Besuch ihren engsten Freund vor, wie sie ihn nannte. Er schien mich nicht sonderlich zu mögen und was käme da gelegener, als meiner Familie ihre Entführung anzuhängen um die Pläne zu manipulieren?"
,,Apropos, haben die Vallingtons eine Botschaft überbringen lassen?"
Adam schüttelte den Kopf. ,,Nein, noch nicht aber ich rechne damit, dass sie uns bald ihren Dank aussprechen werden. Schließlich haben wir ihre Tochter aufgenommen und ihnen die Nachricht sofort überbracht, sie sei nun sicher."
George legte den Kopf schief. ,, Und wenn ihre Familie nun genauso denkt, wie sie es anfangs getan hat? Was wenn sie auch von einer Entführung überzeugt sind...Viele Reiche verlieren in solchen Situationen den Verstand und sind nicht mehr bereit die andere Seite anzuhören sondern greifen sofort nach den Waffen..."
Adam raufte sich die Haare. George hatte natürlich recht. Daran hatte er noch keinen Gedanken verschwendet, da ihm diese Möglichkeit nicht annähernd in den Sinn kam.
,, Wenn sich ihre Familie nicht bis heute abend meldet reite ich früh los um mit ihnen zu reden. Ich führe meine Leute nicht in eine erneute Schlacht gegen diese Familie. Bei dieser unsinnigen Angelegenheit haben schon zu viele gute Männer ihr Leben gelassen."
George entging der besorgte Ausdruck auf den Gesicht seines Freundes nicht. Er klopfte ihm auf die Schulter.
,, Wir werden einen Weg finden, um dieses Chaos aufzuklären ohne den Krieg."

Im Haus der Vallingtons

Seit dem Verschwinden von Rose Vallington herrschte reges Treiben, aufgeregtes Hin-und Herlaufen auf dem Hof. Man hatte Soldaten auf die Suche geschickt. Doch jedesmal kamen die Männer mit zerknirschten Gesichtern aus dem Wald zurück und überbrachten schlechte Nachrichten. Lord und Lady Vallington überlegten seit einigen Stunden wie sie am besten verfahren sollten. Sie kannten ihre Tochter zwar gut und wussten auch, dass abenteuerliche Ausflüge nichts seltenes waren. Doch sie war nun schon solange fort wie nie zuvor ohne Bescheid zu geben.
James Kenton hatte sich aus dem Treiben zurückgezogen. Er lief schnellen Schrittes in Richtung der Stallungen, ging auf seinen schwarzen Hengst zu und sattelte ihn. Wenig später schwang er sich auf seinen Rücken und galoppierte in Richtung der Felder.
Einer plötzlichen Eingebung folgend schlug den Weg ein, der hinunter zur Stadt führte.
Er trieb das Pferd an schneller zu werden, als er in der Ferne eine Gestalt auftauchen sah.
Ein Mann, etwa in seinem Alter, ebenfalls auf einem Pferderücken.
,,Ho!", rief James und verlangsamte den Hengst. ,,Wer seid Ihr?", rief er dem Fremden entgegen.
Als dieser ihm nah genug war, blieb er schließlich stehen. ,,Ich bin ein Bote aus dem Hause Lancaster. Ich habe eine Botschaft für Lord Vallington."
James musste sich zwingen ruhig zu bleiben. ,, Ich schwöre euch in Gottes Namen, wenn ihr Rose auch nur ein Haar gekrümmt habt schlage ich euch hier und jetzt den Kopf ab und sende ihn eurem König zurück.", presste er langsam durch zusammengebissene Zähne hervor. Als sein Gegenüber in seine Manteltasche griff, zog James im selben Moment ohne zu zögern sein Schwert hervor. Der Mann hob die Hände. ,,Nur ein Brief...", murmelte er und hielt ihn James hin.
Dieser griff unwirsch danach und sah auf das Siegel der Lancasters.
,,Ich werde den Brief selbst überbringen!"
Der Mann schüttelte heftig den Kopf. ,,Mir wurde gesagt, ich dürfe die Schrift nur in die Hände von Lord Vallington selbst legen..."
James lachte kalt und verächtlich auf. ,,Seht einmal ganz genau hin wem ihr sie stattdessen gegeben habt. Und jetzt geht bevor ich es mir anders überlege!" Er deutete mit der Schwertspitze knapp an seinem Gesicht vorbei in die Richtung aus der er gekommen war.
Flüche vor sich hinmurmelnd folgte der Gesandte seiner Aufforderung. James starrte auf die versiegelte Schrift in seiner Hand. Kurt wägte er seine Möglichkeiten ab. Entweder er überbrachte sie den Vallingtons und würde nie genau erfahren was darinstand oder er öffnete es.
Was er dann tat. Er würde erzählen es wäre in seiner Tasche gebrochen.
Langsam klappte er es auf und überflog die geschriebenen Zeilen.
Die letzten Sätze verursachten eine solche Wut in ihm, dass er seine Finger so eng um den Griff des Schwertes schloss, dass die Knöchel weißlich hervortraten.

Rose befindet sich in sicheren Händen und ich halte es für das Beste ~im Interesse aller~, wenn sie sich bis zu der Hochzeit hier aufhalten würde. Niemals könnte ich es mir verzeihen, wenn ihr erneut etwas zustoßen würde aufgrund von mangelndem Schutz für die zukünftige Königin. Hiermit bitte ich also um eure Einwilligung...

Rose sollte also bei ihnen bleiben? Ein kaltes Lächeln legte sich auf James Züge und ein Plan fügte sich in seinen Gedanken zusammen, der genau das vereiteln würde...

Im Haus der FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt