Sanftes plätschern dringt von außen hindurch in mein Bewusstsein. Vögel zwitschern irgendwo in der Ferne.
Bin ich an einem See?
Blinzelnd schlage ich meine Augen auf, doch grelles Licht blendet mich. Ich sehe den klaren blauen Himmel über mir.
Als ich mich bewegen will durchfährt mich ein höllischer Schmerz. Augenblicklich entfährt mir ein ersticktes Stöhnen. Ich bleibe reglos liegen und atme nur noch flach. Selbst etwas so simples wie das Heben und Senken des Brustkorbes tut mir weh.
Mit zusammen gebissenen Zähnen richte ich mich langsam auf. Normalerweise würde ich mir jetzt sagen: "Tief Luft holen", aber mit tief Luft holen ist hierbei nicht wirklich gut Kirschen essen.Als ich sicher stehe schaue ich an mir hinab und was ich sehe ist kein Kleid mehr, sondern eine schwarze Leggins mit einem Top und einer hellen Strickjacke drüber. Mir kommen die Anziehsachen viel zu warm vor für so ein schönes Wetter, aber etwas ändern daran kann ich ja sowieso gerade nicht.
Ich ziehe das Top ein Stück hoch und erschrecke mich fast zu Tode. Es ist zwar nur ein kleiner Teil meines Bauches freigelegt, doch ist dieser komplett mit Blutergüssen und blauen Flecken übersäht. Wenn der Rest meines Körpers auch nur annähernd so aussieht wie das, dann kann ich gut nachvollziehen warum mir alles so weh tut. Ehrlich gesagt will ich dann lieber gar nicht erst wissen wie meine Rippen aussehen bei den höllischen Schmerzen, die sie mir beim Atmen verursachen. Deswegen verstecke ich meinen Körper wieder unter meinem Top.
Ich frage mich wie das passiert ist, denn ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich mit Kilian zum Abschlussball wollte.Unbehaglich blicke ich mich um.
Vor mir befindet sich ein breiter Fluss. Ihn überqueren zu wollen, wäre viel zu gefährlich für mich, denn die Strömung ist so stark, dass sie mich mitreißen würde, wenn ich versuchen würde zu schwimmen.
Rechts von mir schlängelt sich ein kleiner Weg durch den Wald, hinter dessen Bäumen ich einen Regenbogen ausmachen kann. Von dort vernehme ich auch das Vogelgezwitscher.
Links geht man direkt am Wasser entlang. Eigentlich auch eine schöne Strecke.
Hinter mir ist erstreckt sich eine riesige Felswand in die Höhe, die mir unumwindbar scheint.
Alles sieht so animiert aus, wie in einem Zeichentrick oder soetwas.Ich lasse mich nach rechts leiten, hauptsächlich wegen des Regenbogens und dem beruhigenden Vogelgezwitscher.
Das Stück durch den Wald ist sehr kurz. Eine große Lichtung mit einer Wiese voller Rosen befindet sich vor mir, bis der Wald sich dahinter weiter erstreckt.
Ich habe die Hälfte der Lichtung überquert, als ich gegen etwas hartes stoße und leicht benommen zurück taumele.Was war das?
Sehen kann ich nichts, doch jedes Mal wenn ich einen Schritt vor mache knalle ich gegen etwas unsichtbares und werde zurückgeworfen.
Vorsichtig strecke ich meine Hand aus. Mein Blick ruht auf meinen Fingern. Sie berühren etwas was ich selbst nicht mit meinen Augen sehen kann, aber doch da zu sein scheint.Was ist hier los?
"Du hast hier nichts zu suchen", ertönt es mit zarter Stimme. Kalte Worte, doch lieblicher Klang.
Erschrocken blicke ich auf und mache ein Mädchen auf der anderen Seite der Lichtung aus. Sie tritt gerade aus dem Schutz der Bäume. Neugierig beobachte ich ihre fließenden, fast schon tänzerischen Bewegungen. Kurz vor mir bleibt sie stehen und sieht mich aus rosafarbenen Augen an. Was für eine ungewöhnliche Farbe. Auch durch ihr Haar zieht sich dieser Ton.
"Ich sagte du hast hier nichts zu suchen, Mensch", sie spuckt das Wort fast schon abwertend aus, "also was willst du noch hier?" Das Mädchen scheint etwas genervt zu sein.
"Ich... Eh-", stottere ich etwas unbeholfen, denn sie hat mich mit ihrem Auftreten etwas aus der Bahn geworfen. Sie seufzt einmal laut auf und fährt sich durch ihre rosa Mähne.
"Wieso verschwende ich bloß meine Zeit mit dir? Du bist sie im Endeffekt ja sowieso nicht wert", meint sie und wendet sich zum gehen.
"Warte bitte", reagiere ich schnell und will nach ihrem Handgelenk greifen, doch meine Hand prallt an der scheinbar unsichtbaren Barriere ab. Die hatte ich ja fast schon ganz vergessen."Was willst du?", keift das Mädchen und sieht mich über ihre Schulter hinweg an.
"Kannst du mir vielleicht sagen wo ich hier bin? Ich weiß nicht wie ich hierher gekommen bin." Sie fängt lauthals an zu lachen und dreht sich zu mir. Ich stehe nur unbeholfen da. Meine Verwirrtheit steht mir sicherlich ins Gesicht geschrieben.
"Es würde mich auch wundern wenn du den Teil von deinem Tod an bis zu der Erwachung in der Anderswelt mitbekommen hättest", meint sie schnaufend.
"Wie... Wie meinst du das?", frage ich verunsichert.
"Wie ich das meine? Du bist tot Mädel, du existierst nicht mehr in der Menschenwelt sondern nur noch als ein Schatten in der Anderswelt."
Ungläubig sehe ich sie an. Das kann doch nicht ihr Ernst sein? Wer glaubt denn heutzutage schon noch an die griechische Mythologie?"Und jetzt kehr um. Du kannst das Elysion nicht betreten", meint das Mädchen mit den rosa farbenen Haaren und Augen. Sie macht auf dem Absatz kehrt und überquert die Rosenwiese. Ihre Gestalt verschwindet wieder im Wald.
Ich bleibe verwirrt zurück und frage mich nur wo ich hier verdammt noch mal gelandet bin.
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Götterfluch-The Empire of Hades (Pausiert)
FantasyZur falschen Zeit am falschen Ort. Erwacht in der Unterwelt, dem endgültigen Tode geweiht. Verzweifelt hält man an dem alten Leben fest, doch es entgleitet einem immer mehr. Da kommt es einem sicherlich nicht gerade ungelegen, wenn dir jemand einen...