Kapitel 5

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Caleb führt mich in einen großen Raum, mit einer hohen Decke. Die Wände sind in einem dunklen Rotton gehalten. Gestützt wird der Sall durch vier breite Säulen, die mit schwarzen Ranken verziert sind. In der Mitte von ihnen steht eine lange Tafel aus schwarzem Holz. Dahinter erstreckt sich ein offener Karmin über die ganze Wand.

"Danke übrings das du mich gerade gerettet hast", ergreife ich das Wort. Er sieht mich über die Schulter hinweg an.
   "Keine Ursache, das habe ich doch gerne gemacht. Außerdem ist es nicht okay das er unseren Gästen immer Angst einjagt mit seinem Herumgebelle; das geht ja selbst mir auf die Nerven", meint er lachend.
   "Nur ich weiß nicht wie lange ich dich noch beschützen kann", wispert er so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann, aber eben nicht leise genug.
   "Wie meinst du das?", frage ich ängstlich. Anstatt mir eine Antwort zu geben zieht Caleb mich unerwarteterweise in seine Arme. Er drückt meinen Kopf an seine Brust und streichelt mir über den Rücken. Verzweifelt klammere ich mich an ihm fest.

"Wer ist das?", brummt es dunkel. Erschrocken fahren wir auseinander. Mein Blick gleitet durch den Raum, doch ich sehe niemanden.
   "Ein Mensch", sagt Caleb und scheint sich nicht daran zu stören das keine Person zu sehen ist.
   "Was macht ein Mensch hier? Sie hat hier nichts zu suchen!", dröhnt es kalt. Vor uns erscheint flackernd eine Gestalt in einem dunklen Gewand mit türkisen Streifen. Seine langen Haare sind blau-grün. Eine schwarze Dornenkrone schmückt sie. Sein einer Augapfel ist pechschwarz mit einer roten Iris, das andere ist weiß mit einer goldenen.
   "Ich habe sie vor Cerberus beschützt", meint der Junge neben mir.
   "Ja und? Damit hast du meine Frage nicht beantwortet Apollon, was macht sie hier?" Der Mann vor uns scheint immer wütender zu werden.
   "Schau sie dir doch mal an. An wen erinnert sie dich bloß Onkel?", fragt Caleb ihn eindringlich, woraufhin er mich mit zusammengezogenen Augenbrauen mustert. Für einen kurzen Moment meine ich etwas in seinen Augen aufblitzen zu sehen, doch ich könnte es mir auch nur eingebildet haben.

Meine Gedanken überschlagen sich.
   Das ist sein Onkel? Aber der dreiköpfige Hund ist doch sein Vater, wie kann das dann der Bruder von ihm sein? Und wieso nennt er ihn Apollon, so wie den Gott des Lichts?
   Tausend Fragen, doch keine Antworten.

"Wirf sie ins Fegefeuer, ich habe keinen Nutzen an ihr", meint er abfällig und macht eine wegwerfende Handbewegung.
   "Aber, aber, wieso willst du denn dieses süße sterbliche Geschöpf ins Fegefeuer werfen, Bruderherz?", unterbricht ihn eine Stimme. Ein großer, kräftig gebauter Mann ist aus dem Nichts neben uns erschienen. Er trägt ein Gewand, wie die Griechen und Römer sie früher trugen. In seiner Hand hält er ein Blitz ähnelndes Zepter.
   Zeus, kommt es mir in den Sinn, doch ich verdränge diesen Gedanken.

"Dort kommen nun mal alle hin, die auf der Erde nichts mehr zu suchen haben", erklärt die Person neben ihm kalt und mustert mich dabei emotionslos.
   "Ach komm schon, hab ein Herz mit ihr", versucht sein Bruder ihn umzustimmen. "Man hat mir das töten gelehrt, nicht das Leben zu schenken, also bist du da bei mir definitiv an der falschen Stelle, wenn du die Kleine lebendig sehen willst", murrt er missmutig und wendet sich ab.
   "Hades", mischt sich jetzt auch noch Caleb an, "du siehst sie vor dir. Und bitte sag mir nicht das du jetzt von einer auf die andere Sekunde erblindet bist." Bei seinen Worten wirft jetzt auch der andere Mann einen genaueren Blick auf mich.
  
"Wie heißt du, Liebes?", wendet er sich an mich.
   "Phoebe", piepse ich. Mir ist die ganze Situation ziemlich unangenehm.
   Ein breites Lächeln bildet sich auf den Lippen meines gegenübers aus. Er streckt mir seine Hand entgegen, die ich zögerlich ergreife.
   "Sehr erfreut Phoebe, mein Name ist Zeus", säuselt er entzückt. Ein Stromschlag durchfährt meinen ganzen Körper bei seiner Berührung. Schnell entziehe ich ihm meine Hand.

"Apollon, behalte dieses menschliche Wesen meinetwegen um deine unstillbare Lust zu besänftigen, doch wenn sie mir das nächste Mal unter die Augen kommt kenne ich keine Gnade mehr mit ihr!", knurrt Hades plötzlich und ist von jetzt auf gleich verschwunden, genauso wie Zeus. Zurück bleiben Caleb, alias Apollon, und eine verwirrte Version von mir.
   "Es tut mir leid das es so ausgeartet ist", entschuldigt er sich bei mir, "ich hätte es wissen müssen das er nicht so begeistert sein wird wie ich. Zum Glück ist Vater ja noch rechtzeitig gekommen."
   "Ist Cerberus jetzt dein Vater oder Zeus und heißt du jetzt Caleb oder Apollon?", frage ich ihn durcheinander.
   "Das ist eine lange Geschichte, die ich dir ein anderes Mal erzähle", gibt er gedankenverloren von sich und wendet mir den Rücken zu.
   "Komm, ich zeige dir wo du dich zurückziehen kannst", meint er dann wieder ganz er selbst und strahlt mich über seine Schulter an.

Was mache ich nur hier in dieser falschen Welt?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 28, 2016 ⏰

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Götterfluch-The Empire of Hades (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt