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☝☝ : ~Isabella Florencia Miller

"Ma che cosa stai dicendo? Non puoi..."
Ich schaltete ab.
Tante Margherita war eine wahre Künstlerin darin, mir Verbote zu erteilen und mir weißmachen zu wollen, was ich alles nicht kann und darf.
Diese Regeln gab es schon seit gefühlten Ewigkeiten, eigentlich seit immer.
Das erste was ich damals von ihr zu hören bekam, war: "Du darfst das nicht!"
Und so schnell hatte sich dieses Verhalten auch nicht verändert.

Für ein Kind, dass drei Jahre lang nach dem Motto: "Probier es aus, wenn es weh tut, kannst du es das nächste Mal besser machen." Aufgewachsen war, war dass eine wirklich harte Umstellung.

Anfangs habe ich dann natürlich mit Absicht alles gemacht, was ich laut ihr nicht durfte.

Meine Eltern waren nicht mehr da, und diese seltsame dürre Frau, die behauptete, meine Tante zu sein, konnte sie auch nicht zu mir zurückbringen. Soviel wusste ich damals, mit meinen knappen vier Jahren.

Dann wurde ich älter, reifer, verstand langsam, dass Tante Margherita nichts hätte tun können, um den Tod meiner Eltern zu verhindern und ihr Bestes tat, um mir ein schönes Leben zu ermöglichen.

Ich wurde braver, strengte mich für meine Tante mehr in der Schule an, damit sie nicht unter mir zu leiden hatte. Sie war schon immer eine schwache, gebrochene Frau, und als ich meine Eltern verlor, verlor sie auch eine Schwester.

Gut, vielleicht konnte sie nicht wirklich Kinder erziehen oder war oft zu streng, aber sie war für mich da, als es meine Eltern nicht mehr sein konnten, und dafür liebte ich sie.

Jetzt bin ich auf den Tag genau achtzehn Jahre alt, und ich werde endlich gehen.
Raus aus Italien, dem Heimatland meiner Mutter, und ab in die Staaten, wo mein Vater herkam.

"...e non fare cavolate, va bene?"
Keine Scheiße bauen.
Das wird schwierig, Tante.

"Gut, zia, Tante, ich muss los. Grazie di tutto, danke für alles." Sagte ich und lächelte zaghaft.

Meine sonst so steife Zia wischte sich kurz über die Augen, schien kurz mit sich selbst zu kämpfen, dann nahm sie mich fest in die Arme.
"Pass auf dich auf, no?"

Ich nickte lächelnd und drückte sie nochmal fest, bevor ich auf mein Flugzeug zusteuerte und meiner Heimat den Rücken zukehrte.
Amerika, ich komme.

~

"Oh, halli hallo!" Zwitscherte die schlanke Dame, die als letztes in das Flugzeug eingestiegen war und sich neben mich auf den Sitzplatz gequetscht hatte.

Sie war schätzungsweise Ende dreisig, hatte blondes, schulterlanges Haar, eine reflektierende Sonnenbrille darin festgesteckt und einen schicke schwarze Bluse.

Sie schlug ihre langen Beine übereinander, die in einer hautengen Jeans steckten, welche sie jedoch defintiv tragen konnte, und legte ihren schwarzen Blazer beiseite.

"Oh. Hi." Sagte ich und zwang meine Lippen zu einem Lächeln.
"Ich bin Amanda und du?" Zwitscherte sie gut gelaunt und musterte mich neugierig.
"Isabella, hi."
"Woher kommst du denn, Isabella?" Fragte sie und schenkte mir ein strahlendes Zahnpastalächeln, da sie wohl meinen Akzent bemerkt hatte.

"Aus Italien. Also von hier. Und Sie?"
"Aus den Staaten. Genauer gesagt New York. Ich war über die Ferien hier in Italien, wegen meiner Arbeit. Tja, Geld verdient sich nicht von alleine. È molte...eh belle?"

Ich versuchte nicht über ihren gescheiterten Versuch, italienisch zu sprechen zu lachen, und biss mir auf die Lippe, um nicht laut loszulachen. Ich denke, dass wäre nicht sehr förderlich, wenn man versucht höflich zu sein.
"È molto bella." Korrigierte ich trotzdem sie grinsend, weil ich es mir einfach nicht verkneifen konnte.

"Ach, belassen wir es dabei, dass das Land schön ist." Meinte Amanda und winkte ab.
"Und das Essen. Das Essen ist auch sehr schön." Fügte ich zustimmend hinzu.

Weil Hallo? Pizza, Spaghetti, Gelato (also Eis), Lasagna, Tiramisù... und so geht es dann ja auch ewig weiter! Das ist ja wohl das leckerste Essen überhaupt!

"Oh ja, das ist wirklich wahr!" Stimme sie mir zu. Und gleich war sie mir viel symphatischer.

Wir quatschten noch ein bisschen miteinander, bis wir abhoben.
Mein Magen machte einen aufgeregten Ruck und mir entfuhr ein: "Ouhh Scheise!"

Amanda lachte leise bevor wir langsam aufstiegen. Staunend beobachtete ich, wie das Flugzeug in den Himmel stieg und die Menschen, Autos und Häuser unter uns immer kleiner wurden und schließlich hinter einer dichten Wolkendecke verschwanden.

Ich war noch nie geflogen. Meine Tante hatte noch genug Geld übrig, für große Reisen, noch gab sie mir die Erlaubnis. Sie war schon immer sehr ängstlich.

Aber insgeheim wusste sie, dass es stets mein Wunsch war, das Heimatland meines Vaters zu sehen und dort zu studieren.

Italien war zwar schön, aber ich war noch nie von dort weggekommen, und außerdem waren dort meine Eltern umgekommen.
Das hatte meine Beziehung zu der Heimat ganz schön auf die Probe gestellt, und manchmal war ich so kurz davor, einfach wegzulaufen.

Deshalb hatte Zia Margherita im Geheimen gespart, und zu meinem 18. Geburtstag bekam ich dann vollkommen überraschend die Reise und den Aufenthalt in einer Mädchen WG in New York City von ihr geschenkt.

Und glaubt mir, ein besseres Geschenk hätte sie mir gar nicht machen können! Davon hatte ich schon geträumt, als ich noch ein kleines Mädchen war, und dieser Traum hatte sich nie geändert.
Die Staaten zu sehen, mit anderen Mädchen eine Wohnung zu teilen.
In meiner Fantasie waren ich und meine Mitbewohnerinnen beste Freunde und alles war einfach und schön. Kinderträume eben. Aber Kinderträume, die auch bis heute noch anhalten.

Irgendwann hatte ich dann genug aus dem Fenster gestiert und die Wolken betrachtet, die aussahen wie eine weiche verlockende Zuckerwattendecke, lehnte mich zurück und versuchte zu schlafen.

Was mir auch sofort gelang.
Okay, mir gelang es eigentlich immer zu schlafen.
Tja, das war eben mein (un)heimliches Talent.

~

Ich wachte auf, weil mich jemand an der Schulter rüttelte.

Ich sah verschlafen auf und entdeckte Amanda, die mich entschuldigend anlächelte.
Hoffentlich hatte ich keinen Sabber im Mundwinkel hängen.

"Tut mir leid, Isabella, aber wir sind gleich da. Der Kapitän hat schon die Ansage zum landen gegeben."

"Kein Problem. Danke. Weißt du, wenn ich schlafe, dann schlafe ich, und ich hätte ungern auf meine erste Flugzeuglandung verzichtet." Sagte ich gähnend und setzte mich wieder gerade hin.

"Du bist noch nie geflogen?" Fragte Amanda und bemühte sich erst gar nicht, ihr Erstaunen zu verbergen.
"Nein." Antwortete ich und sah aus dem Fenster. "Ich war noch nie irgendwo anderes als in Italien."

"Na dann", sagte sie und mein Magen machte einen unruhigen Hüpfer, als das Flugzeug etwas absackte, bevor wir mit einem Ruck auf der Landebahn aufkamen und ausrollten.
"Herzlich Wilkommen in New York, Isabella."

~

Das war mein erstes Kapitel.😊😊 Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr bleibt weiterhin an der Story dran. Falls ihr Verbesserungsvorschläge habt, würde es mir sehr weiterhelfen, wenn ihr sie in die Kommis schreiben würdet.
Danke schon im Vorraus😙😙😙
:)

Eure euch zerquetschende Nagmur <3

Überarbeitet

Dulzura ~ The life is short *LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt