Kapitel 7-Unerwartete Begegnung

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Ich ertrug die letzen beiden Stunden nur mit Mühe und Not.
Immer wieder glitt mein Blick zu Zoey. Ich konnte mich nicht davon abhalten. Zum Glück saß sie mit dem Rücken zu mir und sah es nicht.
Als es dann gefühlte Stunden später klingelte packte ich schnell meine Sachen zusammen und flüchtete schon fast aus der Klasse.
Ich ignorierte Bryan der mir noch hinterher rief und machte mich auf den Weg nach hause.

Zuhause angekommen, stellte ich meine Tasche weg und ließ mich auf einen Stuhl sinken.
Dieser Tag hatte mich schon wieder völlig fertig gemacht.
Ich nahm mir ein Glas Cola und was von dem essen was meine Mutter gemacht hatte und aß erstmal etwas.
Im Haus war es still. Die Stille bohrte sich förmlich in meine Ohren und machte mir schmerzlich bewusst, dass ich alleine war. Ich stand auf und drehte die Musikanlage voll auf.
Das verscheuchte zwar diese erdrückende Stille, aber mehr auch nicht. Ich war trotzdem noch alleine.
Meine Eltern waren beide arbeiten und mein Bruder wahrscheinlich auch.
Aber selbst wenn jemand da war, redete ich außer mit meiner Mutter nicht wirklich mit jemandem.
Mit meinen Vater verstand ich mich auch nicht mehr besonders gut.
Aber im Endeffekt war mir das alles egal.
Wenn ich meinen Abschluss habe würde ich sowieso von diesem verfluchten Ort verschwinden.
Ich konnte es mittlerweile kaum erwarten.
Als ich dann mit essen fertig war, ging ich hoch in mein Zimmer und machte schnell meine Hausaufgaben.
Danach wusste ich nicht wirklich was ich mit mir anfangen sollte.
Ich räumte mein Zimmer noch ein wenig auf und setzte mich dann an meinen PC.
Ich zockte etwas skyrim, was mir nach einer Stunde aber auch zu langweilig wurde.
Jetzt wo ich nicht wirklich was zu tun hatte erdrückten mich meine Gedanken förmlich. Ich dachte über Tessa nach und ich konnte nicht verhindern das sich Zoey's stechend grünen Augen in meine Gedanken schlichen.
Langsam aber sicher formte sich ein Gedanke in meinem Kopf.
Ich wollte sie kennenlernen. Mit ihr reden, vielleicht sogar mit ihr befreundet sein.
Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das nicht so leicht werden würde.

Es war jetzt mittlerweile 18 Uhr und ich wusste immer noch nichts mit mir anzufangen, also beschloss ich ein bisschen raus zu gehen.
Wie von selbst trugen mich meine Füße zu dem Ort an dem ich die letzen Monate mehr oder weniger jede Minute verbracht habe.
Bevor ich jedoch den Friedhof betrat, ging ich noch auf die Wiese die daneben lag um ein paar Blumen und Gräser zu pflücken.
Die meisten fragten sich wahrscheinlich warum ich nicht einfach einen Blumenstrauß kaufte, weil es ja auch viel schöner aussah. Ich wurde jedenfalls schon öfters von der Seite beäugt, aber das war mir ziemlich egal.
Tessa hatte mir mal erzählt, das wenn sie sich mit einem Jungen treffen würde und der ihr Blumen mitbringen würde, dann wären selbstgepflückte Blumen viel schöner als ein gekaufter Strauß.
Sie meinte immer das zeigt dann, dass der Junge sich viel mehr Gedanken machen würde.
Deswegen pflücke ich immer selber einen Strauß um ihr den aufs Grab zu legen.
Als ich mit meinem Werk ganz zufrieden war ging ich zu ihrem Grab und legte den Strauß behutsam davor.
Ich wollte mich gerade davor niederlassen, als mir im Augenwinkel eine Bewegung auffiel.
Ich sah mich um und mein Blick fiel auf ein Mädchen, welches mich anstarrte.
Mir stockte der Atem, denn das Mädchen was dort stand und mich ansah war Zoey.
Was machte sie hier?
Sie ist doch gerade erst hergezogen und es war ziemlich unwahrscheinlich das hier jemand lag den sie kannte.
Meine Hände ballten sich unbewusst zu Fäusten und mein Atem raste.
Das hier war mein Ort.
Mein Platz an dem ich ungestört sein wollte. Hier kam ich her wenn nichts anderes mehr half.
Es war falsch das sie genau hier stand. Nur wenige Meter von ihrem Grab entfernt.
Der Friedhof war groß genug und Tessas Grab war sehr abgelegen, eines der ersten in dieser Ecke.
Außer ihrem waren hier nur noch 2 weiter und die anderen waren bestimmt 200 Meter entfernt.
Mein inneres kochte und bevor ich mich selbst vergessen würde drehte ich mich um und ging so schnell weg wie ich nur konnte.
Ich steuerte auf einen Waldweg zu und betrat den dichten Wald.
Ich konnte jetzt nicht nach hause.
Ich musste mich erstmal beruhigen.

Mein Weg zu dir (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt