May I..?

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Widmung an katsagirl: Vielen Dank für deine Hilfe und Unterstützung bei meinen Anfängen!
Widmung an Tobias, den ich 'benutzen' durfte für dieses Kapitel. ;)

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2. Kapitel: May I..?

Irgendwie war es komisch mit Matt jetzt hier so am Tisch zu sitzen, Kaffee zu trinken und uns über Freunde und ihre momentanigen Tätigkeiten zu unterhalten. Das Techtelmechtel endete vor rund einer halben Stunde, aber fühlte sich viel weiter weg an. Aber das lag wohl auch daran, dass Matt dazu neigte den absolut typischen Schweizer raushängen zu lassen, wenn wir uns unterhielten. Extrem diskret und karierrefanatisch. Aber das war auch gut so. Denn so bestand keine Gefahr, dass ich mich in ihn verlieben würde.
Er schaute auf seine klobige Uhr am Handgelenk und sein Blick hob sich langsam zu mir. Er liess einen Seufzer vernehmen. Ich wusste, dass er gehen wollte, doch ich wusste auch, dass er mühe damit hatte mir das zu sagen. Ich hob die Augenbrauen und schaute ihn an.
"Ich nehme an, du hast noch weitere Verabredungen?"
"Ja, ich wollte mich noch mit Claas zum Bowling treffen..." Claas kannte ich auch und ich wusste, dass die zwei oft was miteinader unternahmen. Am liebsten wär ich mitgegangen, aber niemand von den Leuten, die wir beide kennen, wussten von unseren Treffen. Also wäre das jetzt nicht das Richtige, obwohl ich Claas unbedingt wieder mal sehen wollte. Ich seufzte und stand auf, um meine Tasse in das Waschbecken zu stellen. Über meine Schulter hinweg fragte ich ihn, wann er denn gehen müsse. Tja, er wollte wohl so schnell wie möglich hier weg, denn er wollte den nächsten Bus erwischen.
Er zog sich noch die restlichen Kleidungsstücke über und ging zur Tür. "Tut mir leid so schnell wieder zu verschwinden. Aber ich hatte es Claas versprochen." Er schaute betrübt zu Boden und ich meinte nur: "Kein Problem. Geh jetzt. Ciao!"
Ich lächelte ihm nach und schloss die Türe.
Ich fühlte mich elendig. Es ging heute alles so schnell, dass es sich anfühlte, als ob nur er mich ausnutzte und nicht ich ihn auch. Ich brauchte Ablenkung. Und das noch heute Abend.

Ich verabredete mich mit den Mädels aus unserem „Frauen Chat" und wir (beziehungsweise eigentlich ich) entschieden uns an eine „30s-50s-Party" zu gehen und uns mal so richtig passend dazu einzukleiden und zu schminken. Da ich die einzige war, die sich einigermassen damit auskannte, gab ich den anderen ein paar Tipps. Und sonst galt „Frag Google".
Wenn wir alle vier im gleichen Raum gesessen hätten, hätten wir wahrscheinlich so ausgesehen wie Gamer, die eine LAN-Party veranstaltet hätten. Alle an den Computern mit starrem Blick auf die Bildschirme und wirres Rumgeklicke und Getippe.
Ich entschied mich für einen schwarzen, taillenhohen Bleistiftrock, der hinten einen Schlitz hat. Sechs weisse Knöpfe, davon je drei links und rechts am Bauchteil und eine weisse Masche oberhalb vom Schlitz liessen den Rock nicht zu langweilig erscheinen. Dazu ein schulterfreier, weisser Pullover, der oben einen schwarzen Rand hatte und die Ärmel gingen bis Mitte Oberarm. Für den richtigen Touch, zog ich schwarze Nylon-Strapsen und knallrote Pumps dazu an.
In den Haaren hatte ich schon den ganzen Nachmittag Lockenwickler gehabt und nun konnte ich diese entfernen und mir fielen meine roten Haare in grossen, weichen Locken über die Schulter. Ich tuppierte da und dort ein wenig, hier ein bisschen Haarspray und eine weisse, grosse Rose links oberhalb vom Ohr rundete das ganze noch ab.
Das Schminken war total einfach: rote Lippen, schwarzer Lidstrich, etwas Rouge und auf künstliche Wimpern hatte ich verzichtet, da sie meist irgendwann nur nerven. Ich zwinkerte mit meinen grün-braunen Augen mein Spiegelbild an.
„Du siehst scharf aus, Kleine. Das kann dir heute keiner vermiesen."

Bis ich am vereinbarten Treffpunkt ankam, konnte ich nicht aufhören zu grinsen. So jemanden wie mich, sieht man wohl nicht alle Tage. Denn egal ob weiblich oder männlich, jung oder alt, alle starrten sie mich an. Ich war froh, dass ich mit hohen Absätzen so gut gehen konnte, auch wenn ich es nicht nötig gehabt hätte mit meinen 1.75m.
Auch meine Mädels kriegten den Mund kaum mehr zu. Nina war sehr leger angezogen, da sie nichts gefunden hatte. Mona und Chloé trugen beide Petticoats, die sie aus der Fasching-Abteilung hatten. Aber alle hatten sich mühe mit der Schminke und dem Haarstyling gegeben.
Ich schloss alle einzeln in die Arme und wir begrüssten uns wie immer mit einem Kuss - auf die Lippen.
„Sandy, du siehst echt scharf aus! Warum läufst du nicht immer so rum?" Mona grinste mich an und zwinkerte. „Dir werden die Männer reihenweise zu Füssen liegen."
Ich lachte schallend auf und zog so nur noch mehr Aufmerksamkeit auf mich. Wie eines dieser Pinup girls legte ich meine Finger auf den Mund, beugte mich leicht nach vorne und legte die andere Hand auf meine Hüften.
„Uuups."
Jetzt gab es kein Halten mehr und wir hatten die Aufmerksamkeit des ganzen Bahnhofs.
Ich hakte mich bei den Mädels unter und wir versuchten so grazil und elegant wie möglich den Bahnhof zu durchschreiten - so gut das mit den hohen Hacken ging. Was uns jetzt fehlte, waren je ein gut aussehender Mann in der Militär-Ausgehuniform am Arm.
In meinen ganzen Körper kribbelte es vor Aufregung und mir klebte ein riesiges Grinsen im Gesicht. Ich fühlte mich mal seit langem so richtig schön und unwiderstehlich und ich genoss sichtlich den Anblick der Männer, denen fast die Augen aus dem Kopf fielen.
Überall drehten sich die Leute nach uns um, zeigten auf uns und kriegte kaum mehr die Münder zu. Am Besten fand ich die Reaktion der Frauen, die einen Mann im Arm hatten: Sie blickten uns völlig baff an und dann ihre Männer. Der Blick verhärtete sich sofort, als sie sahen, wie die Männer uns anstarrten.

Don't play with a redheadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt