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"Nummer 243 bitte starten. Nummer 244 bereithalten." verkündete eine mechanische Lautsprecherstimme.

Taehyung sah einem dünnen Mann in die Halle gehen, in der alle Teilnehmer auftreten sollten.
Hinten auf dem Rücken stand seine Nummer. 243. Das bedeutete, dass er wohl wirklich gleich dran sein würde. Eigentlich wollte er gar nicht hier sein.

Es war nicht so, dass Taehyung etwas gegen das Singen, Tanzen oder Performen hatte. Nein, eher das Gegenteil war der Fall. Eigentlich war es sogar seine Leidenschaft.
Leider hatte seine Familie das schnell herausgefunden und bestand darauf, sein "Talent" zu fördern. Zumindest sagten sie, dass es Talent war.
Taehyung selbst war sich da nicht ganz sicher. Er empfand es eher als Last, dass sie immer von ihm erzählten und angaben, aber er sagte nichts.

"Nur einmal jedes Jahr bei diesem Wettbewerb zeigen, was du kannst, Schatz",
hatte seine Mutter gesagt und ihn liebevoll angelächelt. Und obwohl Taehyung schon fast volljährig war, mochte er nicht wirklich etwas gegen seine Mutter sagen und hatte schließlich zugestimmt, obwohl er es nicht mochte, seine Leistungen mit anderen zu vergleichen.
Er hatte seiner Mutter zwar versprochen sein Bestes zu geben, aber insgeheim hoffte er doch, dass er nicht weit kommen würde.

War man weiter, so wurden Bands gebildet, mit denen man gegen die anderen tanzte. Nach und nach würden es dann immer und immer weniger Teilnehmer werden. während die Bands zusammen von Show zu Show reisen mussten.
Taehyung hatte sich das Spektakel letztes Jahr im Fernsehen angeschaut und war recht schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass er die Vermarktung und den Leistungsdruck der Kandidaten nicht mochte.

Erneut seufzte er leise, dann hatte er keine Zeit mehr, nachzudenken, weil der Mann von eben wiederkam und seine eigene Nummer aufgerufen wurde.
Nervös stand der Dunkelhaarige auf und ging bis zu dem Raum, in dem du Juroren saßen. Da ihm niemand die Tür öffnete oder ihn hereinbat, blieb er unschlüssig vor der Tür aus dunklem Eichenholz stehen.
Hier war es etwas leiser und er hörte nur noch undeutlich das Stimmengewirr in der Wartehalle. Es waren wirklich viele gekommen, er schätzte die Zahl auf circa 500. Viele davon waren in seinem Alter. Taehyung hatte nur wenige Versuche gestartet, mit einigen von ihnen Gespräche zu führen, aber diese Wettkampf-Athmosphäre konnte er noch nie leiden und so hatte er sich einfach in eine ruhigere Ecke verzogen und seinen Gedanken nachgegangen. Die Mädchen waren alle so schrecklich zickig zueinander und die Jungs bis auf wenige unglaublich eingebildet und sowas mochte er nicht.

Nach ein paar Minuten wurde ihm von einem älteren Herren die Tür geöffnet. Taehyung hatte sich insgeheim immer gefragt, ob sich die Teilnehmer im Fernsehen wirklich so fühlten, wie sie taten und obwohl er es nicht erwartet hätte, hatte er doch ein kleines, aufgeregtes Kribbeln im Bauch, als er sich auf den markierten Platz vor die Jury stellte. Der Raum war sehr schlicht in weiß gehalten und ausgeleuchtet worden und er fühlte sich wie auf dem Präsentierteller.

Glücklicherweise waren die Castings ohne Zuschauer. Trotzdem war ein Kamerateam in der Ecke aufgestellt, da die Show später im Fernsehen übertragen werden sollte. Das einzig Farbige im Raum war das "IdolsMatch"- Schild, das den Namen der Show zeigte.

Seine Mutter hatte Taehyung geraten, sich vorher ein paar Worte zu überlegen, die er sagen sollte, allerdings hatte er es total vergessen. Sich vorzustellen zählte auch nicht gerade zu seinen Stärken. Noch nie. Zumindest nicht so, dass andere ihn ernst nahmen.
Als er sich früher in seiner neuen Schulklasse vorgestellt hatte, hatten ihn alle ausgelacht, das wusste er noch zu gut. Dafür hatte er sich so sehr geschämt, dass er sich den ganzen Tag über nicht mehr getraut hatte, seinen Mitschülern in die Augen zu sehen

So blickte er etwas nervös in 2 männliche und 2 weibliche Gesichter, die ihn teils neugierig, teils streng anblickten.

Die beiden Männer hatten schwarze Anzüge und Krawatten an und die beiden jüngeren Frauen trugen anscheinend Kleider , die aber durch den Tisch verdeckt wurden. Es sah alles viel ernster aus als in den anderen Wettbewerben, bei denen er schon war.
Verlegen räusperte er sich.
"Hi ich bin Kim Taehyung", sagte er, vielleicht etwas zu hastig, da ihm nichts anderes einfiel.
Der Mann mit hellbraunem Haar, der ganz rechts saß, legte den Kopf schief und sah ihn prüfend an.
"Erzähl uns was über dich", sagte er nur und lächelte.
Taehyung fragte sich, ob es ein ernst gemeintes Lächeln war.

"Ich- ich bin 17 Jahre alt und komme aus Daegu." brachte er hervor und starrte seine Schuhspitzen an. Aus dem Augenwinkel registrierte er, dass sich eine der Frauen Notizen machte.

"Zeige uns dein Talent", meinte die Frau nach einer kurzen Pause und Taehyung verstand in der Aufregung zuerst gar nicht, was sie meinte, bis er die ersten Töne seines ausgewählten Liedes hörte.
Und plötzlich war alles gar nicht mehr so schwer. Der Dunkelhaarige fühlte dieses ganz besondere Gefühl von Vorfreude, das er immer hatte, wenn er kurz davor war, etwas zu singen und dazu zu tanzen.

Es erinnerte ihn daran, warum er trotz des ganzen Drucks nie damit aufgehört hatte.
Taehyung griff nach dem Mikrophon und musste lächeln, als er die ersten Töne von "I wanna be loved" sang. Das Lied bedeutete ihm unheimlich viel, weil es von seinem Vorbild Eric Benèt kam.
Damals hatten seine Lieder ihm den entscheidenen Anstoß gegeben, sich zu trauen, vor Leuten zu singen.
Wenn er schon etwas vorführen musste, dann nur zu diesem Lied.
Taehyung schloss die Augen und legte seine ganzen Gefühle in den Song und seine Bewegungen. Erst als das Lied zuende war, öffnete er die Augen wieder.

Die Aufregung war verschwunden. An dem Ergebnis konnte er jetzt sowieso nichts mehr ändern.
Die Jury nickte ihm zu
"Wir melden uns bei dir", meinte eine der Frauen und Taehyung nickte nur.
Als er wieder aus der Tür und schließlich aus dem Studio ging, wusste er immer noch nicht so ganz, was er von der ganzen Sache halten sollte.

Born to sing {BTS Fanfiction} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt