Im Kaninchenbau

1K 41 10
                                    

Elena holt aus und sieht mich aufmerksam an.
„Sieh zu, Ana. Du willst Christian oder dich doch nicht verletzen!"

Ich bemühe mich, meine Augen auf der Szene vor mir zu lassen, obwohl ich am liebsten wegsehen würde. Sie schlägt zu, wie es aussieht, mit aller Kraft und Isaac zuckt leicht zusammen.

„Eins, Herrin", zählt er mit.

Noch etwas, was mich krank macht. Die Zählerei habe ich noch nie gemocht und selbst ich habe bei Christian nur widerwillig gezählt, auch wenn die Bestrafungen eher in einem spielerischen Rahmen waren.

„Zwei, Herrin", keucht Isaac und seine Hüfte hebt sich ein wenig vom Tisch.

Oh Gott, wenn überhaupt möglich, ist er noch härter geworden. Offensichtlich turnt es ihn an, was hier passiert. Und ich stehe daneben und sehe zu!

Als Elena nach fünf weiteren Schlägen aufhört, sehe ich sie erstaunt an. Sie winkt mich zu sich und mit zitternden Beinen und einer Übelkeit, die schlagartig in mir aufsteigt, trete ich näher.

„Jetzt du, er hat seine Strafe noch nicht zur Gänze erhalten. Er bekommt 12 Schläge, die restlichen fünf Stück wirst du ausführen. Achte auf eine entspannte Handhaltung, damit du weder ihm noch dir unnötige Schmerzen zufügst. Schlage mit Schwung, aber nie mit Wut oder unkontrolliert, und nie die gleich Stelle zwei Mal treffen."

Sie hält mir das Paddel hin und ich weiche einen Schritt zurück. Ich will niemanden schlagen, schon gar nicht Christian oder diesen Mann, der sich Elena freiwillig unterwirft.

„Es war deine Idee, Ana", tadelt mich Elena sanft und besorgt.

Herrje, warum ist sie so verständnisvoll? Es fällt mir immer schwerer, sie zu verteufeln, dabei finde ich diese Lebensweise so abstoßend wie eh und je. Und trotzdem strecke ich die Hand aus und nehme mit zitternden Händen das Paddel.

„Denk daran, du hast die Kontrolle! Du kannst jederzeit aufhören", sagt sie leise und zieht sich ein wenig zurück.

Vorsichtig gehe ich auf Isaac zu, der sich bereit erklärt hat, diesen Wahnsinn mitzumachen. Wir hatten alles besprochen, aber jetzt, hier, erscheint es mir falsch und beängstigend.

Ich weiß, dass Christian es erwartet, dass er trotz des freien Modus, in dem er momentan mehr existiert als lebt, auf seiner Bestrafung beharrt. Flynn sagt es mir immer wieder, denn auch er dringt nicht zu ihm durch. Training, Essen, Schlafen, mehr macht Christian nicht mehr. Er hält mich nachts im Arm, weil ich es ihm befehle und ansonsten starrt er ins Leere. Ich halte es nicht mehr aus, ich ertrage es nicht länger.

Wie in Trance und überwältigt von ambivalenten Gefühlen, hebe ich den Arm mit dem Paddel und lasse es herabsausen.

„Acht, Herrin", keucht Isaac und ich schlage ein weiteres Mal zu, mit all meiner Verwirrung und mit all meinem Ärger.

„Neun, Herrin", sagt er, während sich seine Haut verfärbt, erst kurz weiß, dann schnell darauf knallrot.

Gott, ich schlage einen Menschen, der mir nichts getan hat.

Die Übelkeit in mir nimmt überhand, das Paddel fällt klappernd auf den dunklen Holzboden und ich weiche zurück.

„Rot", murmle ich, mehr zu mir selbst, und stürze wie von Dämonen gejagt aus dem Zimmer zur Toilette.

Elena ist mir gefolgt und hält mir die Haare, während ich alles von mir gebe, was in meinem Magen ist. Viel ist es nicht wirklich. Dann drückt sie mir einen kühlen Waschlappen gegen die Stirn und seufzt.

50 Shades of PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt