Abendessen und Antworten

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Wir sitzen uns gegenüber und haben die Vorspeise, ein leckeres Carpaccio, gerade beendet. Die Flasche Bollinger ist fast leer und ich habe Elena alles erzählt, was seit meinem gestrigen Verlassen ihres Hauses passiert ist.

Sie hat ruhig zugehört und mir immer wieder nach geschenkt, wenn mein Glas leer war.

„Offensichtlich bringen die Schläge etwas, aber die Tatsache, dass er so auf deine Striemen und dein Aussehen reagiert, ist doch ein Ansatzpunkt."

Ich nicke und der Kellner bringt den Hauptgang, ein Risotto mit Pilzen, das köstlich duftet. Ob es am Champagner oder an der Umgebung liegt, ich habe jedenfalls Hunger und wir essen schweigend.

Ich schaffe die ganze Portion und Elena hat einen ähnlich zufriedenen Blick auf meinen Teller, wie sonst Christian.

„Ist das ein Dom-Sache?", frage ich und merke, dass ich ein Lächeln im Gesicht habe.

„Was?", fragt sie verwirrt.

„Na ja, dass mit dem Essen. Christian ist da ziemlich nervtötend, und dir scheint mein leerer Teller auch zu gefallen", entgegne ich und bin wirklich neugierig auf die Antwort.

Elena lacht los, wirft dabei den Kopf leicht in den Nacken und sieht auf einmal um Jahre jünger aus.

„Nein, um Gottes Willen. Ich bin kein solcher Kontrollfreak, wie dein Mann. Ich sehe nur, wie viel du abgenommen hast, und es ist schön, dass du mal was zu dir nimmst. Keinem ist geholfen, wenn du umkippst", erklärt sie grinsend und schenkt uns nach.

Ich sehe mich im Raum um und die gemütliche Atmosphäre hier, die durch gedämpftes Licht und ein exklusives Publikum noch unterstrichen wird, gefällt mir. Es ist schön, mal nicht im Escala zu sein, mit all den momentanen Problemen.

„Eine Domina zu sein, heißt nicht, automatisch ein Freak zu sein, obwohl normale Menschen es so sehen würden. Es ist ein Lebensstil, ich vergleiche es gern mit Essgewohnheiten. Die einen essen Fleisch, die anderen leben vegan. So ist es hier auch. Den einen reicht ein normales Sexleben, andere bevorzugen es etwas ... würziger."

Ich kann ein Kichern nicht unterdrücken, das wohl dem Champagner geschuldet ist.

Elena lächelt milde und sieht mich abwartend an.

„Frag ruhig, Ana. Ich glaube, es wird Zeit für die große Frage- und Antwortstunde an die pädophile Mrs. Robinson. So nennst du mich doch gern."

Sie sieht nicht gekränkt aus, als sie die Worte ausspricht, aber mir schießt das Blut in die Wangen. Es ist das eine, jemanden so zu titulieren, wenn man über ihn spricht, eine ganz andere Sache, wenn derjenige es weiß.

„Warum?", frage ich leise und sie wird ernst.

„Die Geschichte der Mrs. Robinson? Warum ich einen fünfzehnjährigen Jungen geschlagen und sexuell verführt habe?"

Ich nicke, der Champagner macht mich mutig, aber ich glaube, für diese Geschichte habe ich noch nicht genug Alkohol intus. Ich winke den Kellner herbei und bestelle mir einen Cognac. Elena winkt ab, sie möchte nichts mehr.

„Als er zu mir kam, um beim Umbau zu helfen, hat Grace einen zornigen, jungen und sozial absolut inkompatiblen Jungen abgeliefert. Ich wusste von ihr, wie viele Schwierigkeiten sie mit ihm hatten: Ständige Prügeleien, Ungehorsam und er ertrug keine Berührungen. Mein Mann war dominant und ich selbst hatte über mein Leben keine Kontrolle. Christian war ein verwandter Geist , und ein sehr attraktiver junger Mann. Ich hatte es nicht geplant, aber als er gegen Abend ging, hatte ich ihn schon stundenlang beobachtet. Jeder Bewegung von ihm zeugte von unterdrückter, maßloser Wut. Und je länger ich ihn ansah, desto wütender wurde ich selbst. Er hatte so viel Potential, welches er nicht nutzte. Er war trotzig und gab eine patzige Antwort und ich schlug ihn, wirklich fest, ins Gesicht. Ich hatte viel erwartet, aber er bekam tatsächlich eine Erektion und starrte mich nur an. Dann küsste ich ihn. Es war einfach ... logisch."

50 Shades of PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt