Kapitel 24

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An diesem Montag betrat ich die Schule ausnahmsweise einmal nicht schlecht gelaunt. Ich wusste nicht, ob ich ihm heute begegnen würde, oder nicht. Ich wusste nicht einmal, ob ich das wollte. Klar, ich wollte ihn sehen. Aber andererseits hatte ich auch Angst vor einem Treffen. Was, wenn er mich behandelte, als wäre nichts gewesen? Was, wenn er mich sogar ignorierte, weil er sich dazu entschlossen hatte, dass ihm sein Status wichtiger war als seine Gefühle? Oder noch schlimmer, wenn er mich bloß benutzt hatte und nicht einmal wirkliche Gefühle für mich empfand? "Tess!", stieß Mason erfreut aus, als ich ihm auf mich zukommen sah. Er schloss mich in die Arme und ich erwiderte seine Umarmung überrascht. Natürlich war sie völlig berechtigt, er hatte mich ja seit meinem Zusammenbruch bei dem Spiel nicht mehr gesehen. "Wie geht's dir?", erkundigte er sich höflich, als auch Liam ankam. "Hey, geht's dir wieder besser?", begrüßte dieser mich grinsend, aber ohne Umarmung. "Mir geht's gut. Aber ich hab so Einiges zu erzählen.", gestand ich verlegen und Mason fragte verwirrt: "Echt? Was denn?" Ich seufzte und brauchte einen Moment, um zu überlegen, wo ich anfangen sollte, beziehungweise, was genau ich erzählen sollte. Dann erklärte ich ihnen erstmal die Geschichte, wie ich fast entführt worden wäre und Brett mich beschützt hat. Darauf beruhigte Liam mich, indem er meinte, er würde es Scott erzählen und mit ihm abklären, was wir dagegen tun. Dann setzte ich meine Geschichte mit der Zeit-Kontrollier-Fähigkeit fort. Letztendlich brachte ich sogar ausweichend heraus, dass Brett und ich uns näher gekommen wären, doch ich nicht wüsste, was genau passiert wäre. "Warte. Was?", erwiderte Mason darauf entsetzt. "Wir haben uns bloß geküsst.", verteidigte ich mich leise und verlegen, da sein Blick mich verunsicherte. "Nein, nein, ich wundere mich nur. Du findest es also völlig okay, dass er bisexuell ist?" Überrascht hielt ich inne. "Er ...ist bisexuell?", musste ich nachhaken. Nicht, dass es mir etwas ausmachte, aber ich hatte ja gar keine Ahnung gehabt. Ich wusste kaum etwas über ihn, schließlich hatte ich nie irgendjemanden zum reden gehabt, geschweige denn mich über ihn erkundigt. Meine Informationen hatte ich damals über den Schulblogg bekommen, doch natürlich war dort niemals geschrieben, welche Sexualität irgendwer hat. Jetzt, wo ich es wusste, war ich mir nicht sicher, was ich denken sollte. Selbstverständlich änderte das nichts an meinen Gefühlen für ihn. Dennoch war es einschüchternd, denn es gab jetzt nicht nur viele hübsche Mädchen, die besser waren als ich, sondern auch viele hübsche Jungs. Mason warnte mich: "Mit Brett solltest du jedenfalls aufpassen, er hat ziemlich oft was mit Mädchen. Aber an deiner Stelle ist das wahrscheinlich was Anderes, ich glaube nämlich, dass er echt etwas für dich übrig hat. Du hättest sehen müssen, wie er vom Feld gesprintet ist, als er gesehen hat, dass es dir nicht gut ging. Das hätte er sicher nicht für viele getan. Brett ist ein ziemliches Arschloch, doch wenn es drauf ankommt ist auf ihn wirklich verlass." Stolz begann ich zu lächeln. Das brachte es wirklich auf den Punkt. "Oh man, du bist ja total verknallt.", merkte Liam stöhnend an und ich betrachtete ihn beleidigt. Dann kam der Lehrer herein, bei dem ich letzte Woche die Ermahnung kassiert hatte und ich beschloss, diese Stunde etwas weinger zu reden.

Nach Schulschluss lief ich zum Bus, zwischen Liam und Mason. An dem üblichen Parkplatz stand der Devenford Bus. Obwohl mich die Spieler anstarrten, wich ich deren neugierigen Blicken nicht aus, da ich wissen wollte, ob Brett dort ebenfalls stand. Ich konnte ihn nicht sehen, weshalb ich wieder versuchte, mich an Liam und Masons Gespräch über Videospiele zu beteiligen. "Hey, darf ich mir Tess für ein paar Sekunden ausborgen?" Bretts blonder, gestylter Haarschopf erschien links neben Liam und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Klar.", entgegnete der bloß und Brett bedeutete mir mit seinem Kopf, ihm zu folgen, was ich lächelnd tat. Die Blicke der Leute bohrten sich in meinen Rücken und irgendwie war mir die Situation auf einmal unangenehm. "Sollen wir..", setzte ich stockend an, als Brett sich zu mir hinunterbeugte, einmal sanft küsste und mich dann triumphierend angrinste. Hinter mir hörte ich, wie ein Mädchen laut nach Luft schnappte und betete inständig, dass es wegen etwas Anderem war. "W-Wofür war das denn?", stammelte ich zurückhaltend, als er selbsbewusst erwiderte: "Das war dafür, dass ich gestern trotz...gewisser Zwischenfälle, einen echt akzeptablen Abend hatte." Ich begann zu grinsen, wurde automatisch lockerer und fragte gespielt empört: "Akzeptabel? Was willst du mir damit sagen?" Sein Blick wurde ernst und er sah mich intensiv an, als er mir versicherte: "Nein, ich meine es ernst. Das mit uns. Hör zu, ich habe zuvor noch nicht vielen gestanden, dass ich sie liebe. Aber ich bin trotzdem ich, das heißt was Erfahrung angeht, bin ich ziemlich... erfahren eben. Ich will damit nur sagen, dass ich dich wirklich mag und dass ich nicht mit dir spiele, glaubst du mir das?" Fragend legte ich den Kopf schief. "Wie kommst du darauf, ich würde das denken? Und was genau meinst du, wenn du sagst..dass..also..", brach ich meinen Satz peinlich ab, weil ich nicht wusste, wie ich mich bei solchen Dingen am Besten ausdrücken sollte. "Sagen wir, ich habe schon gewisse Dinge mit verschiedenen Mädchen angestellt. Aber mit denen habe ich nicht gespielt, sie wussten, auf was sie sich einlassen. Dass es nichts zu bedeuten hatte. Und viele werden dir erzählen, du wärst nur eine von Denen. Aber vertrau mir einfach, wenn ich sage, dass du das nicht bist, okay? Genau genommen bist du sogar die Erste, die ich offiziell als meine Freundinn anerkenne." Dass er mir gerade gestanden hatte, mit mehreren Mädchen rumgemacht zu haben, machte mir in gewisser Weise nicht einmal viel aus. Ehrlich gesagt hatte ich das bereits geahnt. Doch im Moment war es mir wichtiger, wenn er sagte, ich wäre etwas Besonderes. "Du meintest doch vorhin, du hättest nicht Vielen gesagt, dass du sie liebst?", hakte ich nach, was ein Widerspruch mit seinem letzten Satz war, schließlich wäre ich dann nicht seine erste Freundin. "Ja, aber die haben meine Gefühle nicht erwidert.", gab er zurück. "Oh.", brachte ich heraus. Er grinste und meinte: "Das ist schon ne ganze Weile her, mach dir keinen Kopf. Nimmst du mein Angebot an?" "Angebot?", gab ich verwirrt zurück und er lachte: "Du weißt schon. Ob wir jetzt offiziell zusammen sind." Ich errötete und blickte ihn mit großen Augen an. Doch gerade jetzt begann ich zu zweifeln. "Was ist?", fragte er, wenn mich nicht alles täuschte etwas unsicher. Für mich beschloss ich, ihm die Wahrheit zu sagen: "Ich...naja ich denke grade nur daran, dass ich kaum etwas über dich weiß. Wir kennen uns praktisch nicht, auch wenn wir gemeinsame Erinnerungen teilen." Grübelnd sah er weg, als er plötzlich fragte: "Was hast du empfunden, als ich dich grade zur Begrüßung geküsst habe?" Ich machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch ich wusste nicht was. "Weißt du, ich kenne dich auch kaum. Doch wenn ich dich sehe, dann fange ich an zu Lächeln. Und seit ich gestern aus deinem Fenster gesprungen bin, frage ich mich, wann wir da, wo wir aufgehört haben, wieder weitermachen. Und ich denke, für eine Beziehung ist das keine schlechte Basis." "Nicht wirklich, nein. Und wir könnten uns ja auch näher kennenlernen, wenn wir schon zusammen sind, oder nicht?", wollte ich von ihm wissen und er packte mich an den Hüften und zog ich an sich. "Das sehe ich genauso.", flüsterte er, ein schiefes Lächeln auf den Lippen, sein markantes, makelloses Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. Wieder drückte er seine Lippen auf meine, doch ich unterbrach den Kuss grinsend, begründete dies aber nett, da ich es nicht als Zurückweisung meinte. "Selbst wenn wir jetzt zusammen sind....müssen wir das ja nicht allen unter die Nase reiben, oder?" "Wieso nicht?", neckte er mich sarkastisch, als Mason hinter mir hevorkam und antwortete: "Weil das ätzend ist." Rot wie eine Tomate hüpfte ich weg von Brett, den diese Geste sehr zu amüsieren schien. Es war mir peinlich, bei solchen Gesprächen belauscht zu werden, selbst von meinen Freunden. "Ich wollte nicht stören, aber dein Bus kommt in zwei Minuten, Tess, ich dachte, das interessiert dich vielleicht.", machte Mason sich über mich lustig und ich murmelte: "Oh shit, danke." "Kein Ding, wir sehen uns morgen.", verabschiedete er sich knapp, weil Brett da war und verließ uns. "Ich warte noch mit dir.", erwiderte Brett höflich und legte den Arm um meine Hüfte, während wir auf die Haltestelle zuliefen. Ich war froh darüber, ihm nicht peinlich zu sein und wenn ich mir seinen stolzen Gesichtsausdruck ansah, machte es mich überglücklich, dass er da so mit mir lief um allen zu zeigen, wer jetzt sein neues Mädchen war. Dabei war es mir trotz meinem neuen, heißen und unheimlich süßem Freund fast unmöglich, die verurteilenden, gehässigen Blicke mancher Leute zu ignorieren, die auch noch größtenteils mir galten...

I'm something || Teen Wolf/Brett Talbot FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt