Kapitel 37

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"Die Lasange haben Brett und ich zusammen gemacht.", prahlte ich stolz vor meinem Vater. Es war Sonntag Abend. Erst heute morgen hatte man ihn entlassen, da es ewig gebraucht hatte, die behandelnden Arzte davon zu überzeugen, das mein Vater allen ernstes keinen Selbstmordversuch gestartet hatte.

"Noch einmal kurz zurück zu dieser ganzen, verworrenen Geschichte, die ihr mir erzählt habt. Weshalb hat dein Plan eigentlich funktioniert, wenn ich mich gar nicht versucht habe, umzubringen?", stellte mein Vater eine berechtigte, logische Frage und Brett sah zu mir, als würde ihm diese Lücke jetzt erst auffallen. Ich trank einen Schluck Apfelschorle und erklärte meine Theorie: "Ohne meine Abwesenheit, hättest du die Schlafmittel nie benutzt. Du hättest nie zu der falschen Packung gegriffen, wärst nicht bewusstlos geworden und auch nicht ins Krankenhaus gekommen. Alles eine einzige, komplexe Kettenreaktion. Das vermute ich zumindest."

"Verrückt.", war alles was er dazu sagte, als er rasch abschweifte: "Dann hat Brett heute hier übernachtet?", hakte Dad misstrauisch nach. Die Frage, die ihm eigentlich auf der Zunge brannte, lag förmlich offen im Raum. "Ja.", erwiderte ich bloß knapp und versuchte, das Thema direkt damit abzuschließen. "Und die Nacht davor auch?", fragte Dad. Belustigt schnaubte Brett und platzte prustend heraus: "Oh, die Nacht davor haben wir nicht geschlafen." Geschockt schnellte der Blick meines Vaters zu ihm hinüber, worauf er verstand und stammelte: "Weil...weil - äh - Also wir waren auf dieser Party, nicht weil - Ich habe nicht ...." Mein Vater unterbrach ihn: "Jaja, ist schon gut, ich wills gar nicht wissen."

Während ich mit hochrotem Kopf und brennendem Gesicht zwischen den beiden hin und her sah, begannen sie erst zu bemerken, wie extrem peinlich ich das alles fand. Doch beide hatten auch eine Gemeinsamkeit: Sie fanden mein total rot angelaufenes Gesicht zum Totlachen und brachen in schallendem Gelächter aus. Ich konnte nicht anders, als miteinzustimmen, denn ich konnte mir ansatzweise vorstellen, wie amüsant ich aussah. "Solange du dich nicht betrunken hast.", meinte er dann, als wir uns wieder eingekriegt hatten. "Hat sie nicht. Sie konnte jedenfalls noch eine gerade Linie laufen, ich hab extra aufgepasst." Jetzt lachte ich: "Klar, er hat aufgepasst. Das ist leicht zu sagen, wenn man Alkoholresistent ist." Spielerisch knuffte ich ihn in die Seite. Brett zuckte unschuldig mit den Schultern: "Tja, das ist bei gefallenen Nephilimen wohl nicht der Fall. Schließlich war es schwer, dich von der Tanzfläche herunter zu holen, als du dir ein wenig Mut angetrunken hattest." Kichernd entgegnete ich: "Ja, das kann schon sein." Auch Dad, der mittlerweile ja ebenso die gesamte Geschichte kannte, gab hinzu: "Wenn's weiter nichts ist. Ich für meinen Teil gehe jetzt allerdings schlafen. Und es wäre mir recht, wenn ihr zwei nicht zu lange macht. Schule morgen, ihr wisst schon." Brett versprach: "Klar Sir, in einer Stunde bin ich weg." Darauf wünschte mein Vater uns eine Gute Nacht und verschwand die Treppe hinauf.

"Und was machen wir jetzt noch so?", erkundigte sich Brett. "Sollen wir schauen, was im Fernsehen kommt?" Er nickte zustimmend und zwei Minuten später hatten wir uns beide auf dem kleinen, gemütlichen Sofa platziert. Brett saß da wie ein ganz normaler Mensch, während ich meinen Kopf auf seinen Schoß gelegt hatte, breit auf dem Sofa lag und eher ihn ansah, als den Fernseher. Mit einer Hand schaltete er durchs Programm und spielte mit der anderen dabei mit einer meiner Haarsträhnen. Stehen blieb er bei einer Werbung für eine Fashionseite. Nicht etwa, weil ihn die Werbung interessierte, nein, vielmehr aufgrund der Titelmelodie"You're the one that I want", die ganz leise im Hintergrund ertönte. Unmittelbar grinste ich ihn an und er erwiderte mein Grinsen mit leuchtenden Augen. "Dann ist das jetzt unser Lied? Ich glaubs ja nicht.", beklagte er sich gespielt enttäuscht und ich setzte mich auf und stemmte ebenfalls in ironischem Sinne empört die Hände in die Hüften. "Was ist denn daran auszusetzen?", meinte ich melodramatisch worauf er schnaubte: "Ach, gar nichts. Es ist genau so verrückt wie du." "Danke. Mehr wollte ich gar nicht hören.", gab ich zuckersüß zurück und gab ihm einen flüchtigen Kuss. "Und deshalb liebe ich dich.", antwortete er darauf und hob mich mit einem Ruck auf seinen Schoß, was mich kurz aufquietschen ließ. Ich schlug mir die Hände vor den Mund, schließlich schlief mein Vater bestimmt schon. Seine Schultern bewegten sich leicht auf und ab, als er wegen meiner Geste lautlos in sich hineinlachte. "Echt witzig.", flüsterte ich, meine Lippen nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Mit der linken Hand drehte ich dieses sanft zu mir und sah ihm dann direkt in seine wundervollen, grünen Augen. Er beugte sich ganz zu mir vor, um mich zu küssen und als seine Lippen sich dann zärtlich auf die Meinen legten und wir uns in unseren Berührungen verloren, empfand ich wieder dieses unglaubliche Gefühl, von dem ich niemals wollte das es endet. Vor meinem Tapetenwechsel nach Beacon Hills hatte ich so etwas nie empfunden, doch jetzt war es present. Und besser als alles andere.

Der Umzug hatte nicht alles viel schlimmer gemacht. Er hatte mich Brett näher denn je gebracht, mir neue Freunde beschert und dazu ein völlig neues Leben geschenkt. Rückblickend konnte ich also nur sagen, dass der Umzug wohl das Beste gewesen war, was ich hatte tun können. In positiver Art war meine gesamte Lebensweise, von einem Tag auf den Anderen, völlig umgekrempelt worden und vorallem ein entscheidender Punkt hatte sich auf meiner bis dahin kaum erfüllten Liste endlich abgehakt. Wahrscheinlich war es sogar der wichtigste Punkt von allen. Ganz ehrlich konnte ich nun nämlich folgendes vor jedem behaupten: "Ich bin glücklich." Und ob ich das war. So glücklich wie noch nie.

Ende

I'm something || Teen Wolf/Brett Talbot FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt