T A G 1
Ich lernte ihn in der Nacht auf den 1. November 1998 kennen.
Ich war 17 und er 18.
Das Blut rauschte in meinen Ohren. Der Beat pulsierte in jedem meiner Körperteile. Der Alkohol floss durch meine Adern.
Ich bewegte mich im Takt der Musik, ließ die Haare fliegen und fühlte mich einfach frei.
Im grellen Stroboskoplicht erkannte ich die Leute um mich herum nur teilweise.
Leute ohne Namen versteckten ihre Gesichter hinter Masken aus Unsicherheit. In dieser Nacht war niemand derjenige, der er vorgab zu sein.
Halloween war die Nacht der Gesichtslosen.
Verkleidet als Hexen und Monster taten wir im Schutz der Anonymität Dinge, die wir uns so nicht trauen würden.
Der Schweiß ran mir vom vielen Tanzen über das Gesicht, verschmierte mein Make-Up und trocknete meine Kehle aus. Doch wie ich aussah war mir egal. Ich war allein gekommen um allein zu gehen.
Der Ansturm an der Bar war enorm. Mehrmals wurde ich übergangen, doch dann bestellte jemand anderes für mich.
Ich drehte mich zu Seite.
Dunkle Haare, dunkle Augen, dunkle Kleidung. Unter all den Fantasiewesen dieser Nacht war er die reinste Realität.
21/05/2017 00:00
