5. Kapitel

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„Vor Paul musst du keine Angst haben. Er ist echt nett."
„Solange du nett zu ihm bist", warf Liam dazwischen.
„Liam, jetzt hast du sie verunsichert! Cathy, Paul ist echt voll cool! Vielleicht ein bisschen respekteinflößend, aber irgendwie auch lustig."
„Ja und vor allem gönnt er uns unsere Freundinnen auch. Als Liam so Probleme mit Danielle hatte, hat er ihm immer geholfen und so."
„Jetzt verwirrst du sie aber, Lou! Sie kennt Danielle doch gar nicht!"
„Okay, Jungs ich denke-" „Du musst keine Angst haben, Cathy. Wenn du willst halte ich deine Hand."
„Okay, JUNGS! KLAPPE!" Augenblicklich waren alle leise und blickten mich schuldbewusst an. Außer Harry, aber der fuhr den Wagen.
„Erstens: Ich bin nett zu jedem, Liam! Und wer auch immer Danielle ist, ich glaube euch, dass dieser Paul ein sehr verständnisvoller Mensch ist und nein, Niall, du musst nicht meine Hand halten. Und um es mal allgemein klar zu stellen: Ich habe keine Angst!" Niall öffnete sofort den Mund, um zu protestieren, doch ich presste meine Hand darauf.
„Wir werden einfach abwarten", fügte ich noch hinzu und legte Louis, welcher aus irgendeinem Grund total nervös war, beruhigend eine Hand auf die Schulter.
„Ja genau. Wir atmen jetzt alle mal tief durch", begann Liam unseren gerade neu gegründeten Geburtshilfekurs an zu leiten.
„Alle aussteigen!", rief Harry und parkte den Wagen. Louis schob die Tür des Vans auf (der ja überhaupt nicht auffällig war, so als größter Wagen in London) und sprang raus, wobei er es vorzog mich mit hinaus zu ziehen.
„Das wird bestimmt voll lustig", lachte er plötzlich wieder völlig er selbst. Wir gingen (Louis hüpfte) an ein paar skeptisch guckenden Passanten vorbei und betraten ein großes Bürogebäude, in welchem wir uns mit dem berüchtigten Paul treffen wollten. Obwohl Harry auch noch andere Namen genannt hatte.
Louis zog mich in einen Raum und schubste mich leicht auf das Sofa, das mitten in dem Zimmer stand. Die Jungs postierten sich um mich herum.
„Hey Jungs." Ein großer, bulliger Mann betrat den Raum nach einiger Zeit und setzte sich gegenüber von uns auf den Sessel.
„Und du musst Catherine sein. Ich durfte mir schon viel über dich anhören", grinste er und hielt mir die Hand hin, welche ich freundlich ergriff.
„Ich hoffe nur Gutes. Peinliche Kindheitserlebnisse hatte ich eigentlich noch nicht erzählt", grinste ich. Der Mann (ich ging mittlerweile stark von Paul aus) lachte.
„Also ich bin Paul." Jap, es war Paul. „Und ich muss mich erst einmal für die Fünf hier entschuldigen. Wahrscheinlich haben sie dich ganz verrückt gemacht. Sophia kam völlig gereizt bei uns an und normalerweise ist sie eine sehr ruhige Person", lachte er. Ich konnte nur mit einstimmen, während Louis schnaubte.
„Also kommen wir zu dem Freundinnen-Teil", begann er. „Am besten stellst du dich mal vor. Die Jungs haben zwar schon viel erzählt und auch, dass du ihnen den Gefallen tun würdest..."
Ich nickte kurz und begann: „Also, mein Name ist Catherine Jordan, ich komme aus Deutschland und studiere momentan Dolmetschen." Paul, der sich das aus irgendeinem Grund notieren musste, nickte enthusiastisch.
„Dass du aus Deutschland kommst ist in dem Fall sehr dafür sprechend, da so keine Familienfragen auftauchen und durch dein Studium scheinst du mit der Sprache ja recht gut zu Recht zu kommen."
„Obwohl ihr Akzent echt süß ist, oder?", warf Niall dazwischen und zerstörte meine Frisur.
„Simon wollte eigentlich auch noch kommen, aber er hat abgesagt. Deswegen hab ich darüber das Kommando, aber ich denke das geht alles klar. Du darfst natürlich niemandem etwas sagen!", wies er mich hin und setzte einen versucht bösen Blick auf.
„Alles klar", grinste ich. Judith ließen wir mal aus dem Ganzen raus. Und am besten erwähnte ich auch nicht, dass meine Schwester brillant darin war genau so etwas aufzuspüren. Man verschlang schließlich nicht umsonst tausende Sherlock Holmes Bücher.
„Wir brauchen das übrigens auch schriftlich", fügte Paul noch hinzu und zauberte ein Dokument aus seiner Tasche.
„Erfährt Harrys Familie davon, dass es nur Fake ist?", fragte ich und warf Harry einen prüfenden Blick zu. Paul schüttelte den Kopf.
„Wir vertrauen den Familienangehörigen der Jungs zwar, aber der Bösewicht steckt meistens in den eigenen Reihen, nicht?", grinste er. Das klang zwar irgendwie gruselig und eigentlich war der Täter immer der Gärtner, aber wenn er meinte. Ich platzierte meine Unterschrift unter das Formular und übergab es wieder Paul.
„Harry, du musst dich natürlich benehmen. Die Beziehung wird mindestens ein paar Monate dauern. Und in der Zeit darfst du keine One-Night-Stands oder ähnliches haben!", wies Paul Harry mit einem erhobenen Finger drohend zurecht. Harry nickte ergebend. Na das konnte ja was werden. Harry Styles auf Entzug.
„Des Weiteren werdet ihr morgen Abend schon ausgehen. Irgendwelche Vorschläge?", fragte er in die Runde und breitete die Arme aus. Louis hob drängend die Hand.
„Geht doch in dieses eine Restaurant. Das in der Pollen Street." Harry warf mir kurz einen Blick zu und nickte schließlich.
„Hast du auch Hosen, die keine Risse haben?", fragte er mich und hob arrogant – in meinen Augen jedenfalls – eine Augenbraue hoch. Arschloch.
„Ob du's glaubst oder nicht ich besitze sogar Kleider, aber denke nicht, dass ich mir die Mühe für dich machen würde und eins anziehe", fauchte ich zurück, was Paul dazu veranlasste breit zu grinsen.
„Ich gebe Eleanor vollkommen recht", lachte er. „Sie ist perfekt für den Job."
„Perrie kann dir sicher bei der Kleidungsauswahl helfen", lächelte Zayn.
„Kann ich auf Watson aufpassen?", fragte Niall mit großen Augen und sah mich bittend an.
„Ähm..", stotterte ich, nicht sicher, ob Niall wirklich die perfekte Wahl wäre. „Also meine Vermieterin, Mrs. Evans, nimmt ihn auch gerne und Judith bestimmt auch, du musst ni-„
„Biiiiiiiitteeeeee! Bitte! Bitte! Bitte!", quengelte er und fiel vor mir auf die Knie. Ich seufzte.
„Okay, aber ich hole ihn nachher dann wieder ab." Niall strahlte.
„Das sieht dann aber seltsam aus, wenn du noch mit zu uns kommst nach dem Date", meldete sich – der immer noch leicht eingeschnappte – Harry. Ich schenkte ihm einen tötenden Blick.
„Das ist mein Hund!", knurrte ich ihn an und war dabei wahrscheinlich ziemlich angsteinflößend. Zumindest, wenn man auf Harrys Gesichtsausdruck achtete.
„Na ja, wir wäre es, wenn du dir Watson übermorgen einfach nach der Uni abholst? Dann ist er auch den Morgen über nicht alleine", schlug Niall vor und lächelte leicht. Seufzend gab ich nach. Zwar war ich blaue Hundeaugen gewöhnt (Toni hatte dieselben), aber Nialls strahlendes Gesicht gegenüber Watson übertraf leider alles. Diese Jungs machten mich langsam, aber sicher, zu einem nachgebenden Schwächling. Mist.

„...und deswegen darfst du es keinem sagen", vollendete ich meinen Vortrag und sah Judith ernst an. Na ja und auch irgendwie unsicher. Nachher hatte sie es schon weltweit erzählt. Obwohl das eher unrealistisch war. Die Brünette war ungefähr so gesprächig, wie ein Stein. Zumindest, wenn es um Geheimnisse ging.
„Geht klar", stimmte sie zu, „aber was glaubst du tun die, wenn du es weiter erzählst? Dich umbringen? Foltern? Ins Exil schicken?" Neugierig sah sie mich an, aber ich konnte nur die Schultern zucken und hoffen, dass Judiths Vorstellungen nicht wahr wurden.
„Oh da kommt Kecia!", bemerkte ich, als ich sah, dass diese geradewegs auf das Museum zu eilte, vor welchem wir saßen.
„Ich wette sie erzählt uns jetzt, dass sie und dieser Jared-Typ Schluss gemacht haben", meinte Judith gelangweilt und wandte sich wieder ihrem Buch zu.
„Hey Leute", schnaufte Kecia und setzte sich neben mich auf die Treppen.
„Es ist gerade etwas ganz merkwürdiges passiert. Als unsere Vorlesung zu Ende war, warst du ja so schnell weg, KittyKat, also habe ich auf Jared gewartet und ihr glaubt mir nie, was er getan hat!", erzählte sie und sah Judith und mich auffordernd an. Diese verdrehte die Augen.
„Nichts?", erwiderte ich, während Judith „Sich gehäutet?" antwortete.
„Nein, weder noch. Er hat mit jemandem rumgeknutscht. Und irgendwie hat es mir gar nicht so wehgetan. Wahrscheinlich bin ich gar nicht mehr in ihn verliebt. Na ja, aber ratet mal mit WEM er rumgeknutscht hat!", fuhr sie fort. Ich zuckte die Achseln.
„Seiner Mutter?", meinten Judith und ich, wie aus einem Mund.
„Ähh..nein." Leicht gestört sah uns die Blondine an.
„Mika aus dem Informatikkurs." Ich sah Kecia verwirrt an.
„Und wer oder was soll das sein?", hakte ich nach.
„Na die, die sich am Anfang des Semesters verirrt hat und in jeden Raum rein geplatzt ist, weil sie ihren nicht finden konnte." Judith und ich nickten wissend.
„Als sie bei uns ankam, ist sie völlig aufgelöst zu unserem Professor gegangen und wollte sich noch kurzfristig bei uns einschreiben. Nur, weil wir alle ebenfalls Computer benutzen", murmelte Judith, sodass Kecia sie kaum verstand, da ich ja schließlich noch dazwischen saß.
„Und was macht ihr heute Abend noch so?", grinste Kecia und sah zwischen Judith und mir hin und her.
„Habe ein paar Stücke Ziegenfleisch ergattern können. Hoffentlich klappt die Opferung auch mit Teilen von dem Tier", antwortete Judith, las aber weiterhin unbeirrt weiter.
„Ein Date", seufzte ich, was Kecia zum Quietschen brachte. Ich hätte mir wohl lieber eine Lüge einfallen lassen sollen.
„Ein richtiges Date? Also mit einer zweiten Person?", hakte sie nach und hüpfte aufgeregt auf und ab. Ich nickte und seufzte wieder.
„Oh mein Gott! Meine KittyKat wird endlich erwachsen", quietschte sie. „Wie viel Überredungskraft brauchte derjenige denn, um dich rumzukriegen?" Ich funkelte sie wütend an und kramte mein Handy hervor, welches mir eine neue SMS offenbarte. Von einer unbekannten Nummer. Wahrscheinlich der Teufel persönlich.

Hey Catherine, ich bin's Perrie. Die Jungs meinten, ich soll dir bei deinem Outfit helfen. Treffen wir uns irgendwo?

Doch nicht der Teufel. Aber eine hyperaktive Frau, die mich bestimmt in ellenlangen Plüsch stecken wollte, war nah dran.

Klar, ich sitze vor dem British Museum.

„Du musst mir nachher alles darüber erzählen! Wie heißt er eigentlich? Oder ist es eine Sie? Du bist doch nicht lesbisch, oder?", fragte Kecia und musterte mich kritisch.
„Nein, bin ich nicht und er heißt Harry."
„Ein gesuchter Massenmörder und Vergewaltiger", fügte Judith grinsend hinzu. „Er sucht sich immer ein Mädchen, mit welchem er dann ein paar Mal ausgeht und vergreift sich dann an ihren aufdringlichen Freundinnen." Der letztere Teil könnte bei Harry sogar beinahe stimmen.
„Weißt du, deine prüde Seite war doch nicht ganz so schlimm", grinste Kecia nervös – leichtgläubiges Mädchen.
„CATHERINE!"
Wir drei sahen gleichzeitig auf und beobachteten Perrie dabei, die sich einen Weg zu uns nach vorne bahnte.
„Oh Merlin", murmelte Judith, als Kecia aufgeregt aufstand und Perrie anstarrte.
„Ich kenne dich!", quietschte sie entzückt. Mist. Das hätte ich mit einberechnen sollen.
„Du bist Perrie Edwards von Little Mix. Ich habe jede Folge von der Staffel gesehen", erzählte Kecia aufgeregt, während Perrie mir kurz zu lächelte.
„Wirklich? Wir sind unseren Fans auch so dankbar", antwortete sie lächelnd. Kecia winkte ab.
„Bei mir musst du dich nicht bedanken. Ich war sowieso für Markus Collins. Aber ihr seid auch nicht schlecht." Perrie starrte sie, etwas vor den Kopf gestoßen, an.
„Wir gehen dann mal", sagte ich und winkte Judith noch zum Abschied – Kecia bestand auf einen Rippenbruch. Seufzend zog ich Perrie hinter mir her.
„Ich glaube ich will den Rest deiner Freunde gar nicht kennen lernen", grinste sie.
„Die Blonde ist irgendwie seltsam und Harry hat totale Angst vor irgendeiner Judith."
„Die Braunhaarige", erwiderte ich kurz und Perrie sah noch einmal zurück um Judith zu mustern.
„Na ja, die sieht doch eigentlich ganz nett aus... aber egal. Erst einmal: Schön dich zu sehen!", lachte sie und umarmte mich – oder versuchte meinen Körper an eine Zwangsjacke zu gewöhnen. Vielleicht wollte sie mich auch nur für ihre späteren Pläne eine Kleidergröße kleiner quetschen.
„Und danke, dass du uns hilfst. Niall ist irgendwie auch total froh darüber. Er meinte, dass er jetzt endlich mit einem Mädchen reden kann, das nicht sofort Partei für ihren Freund ergreift, außerdem freut er sich schon darauf auf deinen Hund aufzupassen. Er wollte glaube ich schon länger einen haben...", plapperte sie munter weiter und schob mich in Richtung eines Autos. Sie stieg auf der Fahrerseite ein, während ich mich neben sie, als Rolle des Beifahrers, setzte.
„Du musst mir wohl sagen, wo du wohnst", meinte sie. Ich nickte und beschrieb ihr ausführlich den Weg zu mir nach Hause. Perrie fuhr überraschenderweise nicht wie ein Penner, der keinen Führerschein hatte, und gerade sein erstes Auto gestohlen hatte, indem das Gas und die Bremse seltsamerweise nicht beschriftet waren, sondern sehr vorbildlich. Ungefähr so, wie ich nicht fuhr. Zwar hatte ich einen Führerschein absolviert, doch kam ich mit der Gangschaltung, welche hier ja auf der anderen Seite war, nicht sehr gut zurecht. Aber zum Glück gab es in London an jeder Ecke gleich drei U-Bahn-Stationen. Sehr praktisch.

Nachdem wir angekommen waren, Watson uns lauthals begrüßt hatte, Perrie die Wohnung einmal komplett sah und wir meinen Kleiderschrank kritisch gemustert hatten, begannen wir langsam mir für heute Abend ein Outfit heraus zu suchen.
„Hast du einen Laptop?", fragte sie und wandte sich kopfschüttelnd von meinem Kleiderschrank ab. Ich nickte und fuhr ihr den Laptop hoch, den ich, wie immer, unter meinem Kopfkissen gelagert hatte. Perrie klickte sich durch ein paar Sachen und keine zwei Minuten erschien Eleanor auf meinem Bildschirm. Die Magie von Skype.
„Hey El. Wir haben hier ein ziemlich großes Problem", begann Perrie. Ich winkte Eleanor höflich zu, die dieses grinsend erwiderte.
„Hey ihr zwei. Wie kann ich euch denn weiter helfen?"
„Cathy hat absolut nichts zum Anziehen!", jammerte die Platingefärbte.
„Stimmt doch gar nicht!", widersprach ich schnell. „Ich habe.."
„Schwarze Jeans, schwarze Shirts, schwarze Boots", zählte Perrie auf. Eleanor runzelte die Stirn.
„Das ist tatsächlich ein Problem. Hast du denn auch hellere Sachen, Cathy?", fragte sie und sah direkt in die Kamera. Zögernd nickte ich.
„Die Geburtstagsgeschenke von Toni, meiner Schwester." Seufzend legte ich mich auf den Boden und zog eine der Kisten unter meinem Bett hervor.
„Das sind alle Klamotten, von denen meine Schwester dachte ich sollte sie haben", erklärte ich und hob den Deckel beiseite. Perrie streckte sofort ihre Hände nach den hellen Sachen aus und begann sie auf meinem Bett auszubreiten.
„Die rosa Hose und die weiße Bluse", rief Eleanor fröhlich und deutete auf ebenjene Dinge.
„Muss das sein?", murrte ich sichtbar schlecht gelaunt. Die beiden nickten.
„Nachher denkt die Presse noch du wärst eine Selbstmordattentäterin, oder so. Zumindest das erste Mal musst du dich von deiner besten Seite zeigen!", nickte Perrie überschwänglich und drückte mir die verhassten Klamotten in die Hand.
„Und keine Boots!", setzte Eleanor noch dran.
„Ich habe auch weiße Boots", murmelte ich, doch Perrie schüttelte sofort den Kopf.
„Weiße Chucks?", fragte ich bittend und erntete – Gott sei Dank – ein Nicken.

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