„Oh mein Gott! Das wir bestimmt lustig. Wir könnten doch etwas zu Zehnt unternehmen. Auf einen Weihnachtsmarkt! Und danach bleiben wir einfach bei den Jungs und übernachten da. Vielleicht eine Pyjamaparty..." Seufzend blickte ich aus dem Fenster und betrachtete Londons Großstadt-Landschaft. Wir waren geradewegs auf dem Weg zum Flughafen London Heathrow, wo Toni in weniger als einer halben Stunde landen würde und einen riesen großen Aufstand machen würde, da die Flughafenangestellten mal wieder den roten Teppich vergessen hatten. Watson saß brav auf dem Rücksitz und betrachtete immer noch misstrauisch seinen Hundegurt, mit welchem ich ihn angeschnallt hatte.
„Wie kommt es eigentlich, dass du so ruhig bist, wenn deine Schwester doch so hyperaktiv sein soll?", wandte sich Eleanor jetzt geradewegs an mich. Ich hatte nicht viel Überredungskunst zeigen müssen, als ich sie gestern noch gefragt hatte, ob sie mit mir meine Schwester abholen würde. Sie war anscheinend genauso gespannt auf Toni, wie ich. Nur, dass ich das halbwegs verstecken konnte, Eleanor war darin noch etwas ungeübt.
„Ich weiß nicht. Ich war schon immer so. Wir waren schon immer vom Grund aus verschieden. Mit 8 wollte sie unbedingt Ballett tanzen, während ich mich in verschiedenen Kampfsportarten versucht habe. Sie ging auf viele Partys, ich las viel. Hätte ich denselben Weg, wie sie eingeschlagen, wären meine Schulnoten in den Keller gegangen, aber Toni hat das alles unter einen Hut bekommen", erklärte ich.
„Sag mal, du bist doch 19, oder? Waru-"
„Warum ich erst im ersten Semester sitze?", grinste ich. Eleanor nickte langsam.
„Nach dem Abitur habe ich erst einmal ein freiwilliges soziales Jahr gemacht, um mich in die Sprache ein bisschen einzuleben." Die Braunhaarige sah mich etwas ungläubig an, nickte aber anerkennend.
„Du kannst mich übrigens 'El' nennen", lachte sie, während wir auf den Parkplatz fuhren und parkten.
„Was?"
„Du kannst mich 'El' nennen. Das tun alle meine Freunde." Sie lächelte mich an. Ich nickte verdattert.
„Bei mir hat man da so seine Auswahl." Elea- El lachte und stieg aus dem Auto, während ich die hintere Autotür öffnete und Watson in die Freiheit ließ.
„Welcher Gate?", fragte die Brünette, als wir die Flughafenhalle erreicht hatten.
„Keine Ahnung." Ich zuckte die Achseln.
„Am besten warten wir einfach hier." Sie nickte und ließ sich auf einen der Plastikstühle an der Seite nieder. Ich folgte ihr mit Watson auf dem Arm, der ziemlich verängstigt von der großen Menschenmasse schien.
„Gleich kommt, Toni", flüsterte ich ihm zu. El betrachtete mich grinsend. Wahrscheinlich hatte sie nicht viele Freunde, die mit ihren Haustieren sprachen. Oder zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Wenn ich zuhause saß konnte ich mit Watson stundenlange Unterhaltungen führen, auch wenn sie ziemlich einseitig waren. Der Jogger, den ich morgens immer im Park traf, wunderte sich schon gar nicht mehr über meine Monologe. Er hatte mich zwar einmal angesprochen und gefragt, ob mein Hund denn auch antworten würde, worauf ich gähnend genickt hatte (morgens um sieben Uhr konnte man für gewöhnlich nicht viel mit mir anfangen), aber seit dem lief er nur jedes Mal breit grinsend an mir vorbei. Er winkte mir aber immer freundlich zu.
„Mir ist völlig egal, ob ihre Frau aus der Kur zurück kommt. Sie haben hier trotzdem nicht im Weg rum zu stehen!", schrie jemand durch die halbe Halle.
„Engländer!", schnaubte das Mädchen und steuerte direkt auf uns zu.
„Toni!", schrie ich erfreut und lief Watson hinterher, der den Überraschungsmoment genutzt hatte und samt Leine durch die Flughafenhalle auf meine Schwester zu rannte.
„Cat!", rief Toni. „Und Watson!" Sie hob den Welpen hoch und vergrub ihre Nase in seinem Fell.
„Du bist aber groß geworden, Kleiner! Hör auf zu wachsen! Du musst doch süß und putzig bleiben, damit Cat Typen mit dir auf sich aufmerksam machen kann."
„Darf ich vorstellen: Meine Schwester!", grinste ich, woraufhin Eleanor lachte.
„Und jetzt die Blutsverwandte", lachte Toni und kam mit Watsons Leine in der einen und ihrem Koffer in der anderen Hand auf uns zu.
„CAT!", schrie sie plötzlich, als hätte sie mich erst jetzt entdeckt und warf sich auf mich.
„UND FREUNDIN!", fügte sie noch hinzu und zog auch El in unsere Umarmung.
„Die sieht aber gar nicht so aus, als würde sie Tiere foltern", bemerkte sie und ließ uns wieder los.
„Liegt wohl daran, dass ich keine Tiere foltere. Du redest wahrscheinlich von dem Mädchen vor dem Harry so Angst hat", lachte Eleanor.
„Ich bin Eleanor. Eine Freundin der Jungs und die Freundin von einem der Fünf." Toni ignorierte Eleanors Hand und zog sie stattdessen in eine weitere Umarmung.
„Antonia Jordan. Aber du kannst mich Toni nennen."
„Oder Annie", lachte ich und kassierte einen tötenden Blick von meiner Schwester.
„Nein das darfst du nicht", grinste Toni.
„Das darf natürlich nur ihr langweiliger, nerviger, aufdringlicher Steffen", grinste ich.
„Tsss! Zumindest erzähle ich dir von meinem Freund. Von deiner 'Bekanntschaft' habe ich ja noch nicht so viel gehört", tadelte die Blondine und folgte El und mir aus dem Flughafen. Watsons Leine hatte ich mittlerweile wieder ergattert, sodass er jetzt spielerisch vor mir herum tollte.
„Du glaubst mir ja sowieso nichts", erwiderte ich und zuckte mit den Achseln. Toni verdrehte die Augen und blieb neben uns an Els Mini stehen. (Man musste nicht erst erwähnen, dass Eleanor und Kecia beide dasselbe Auto hatten – das war sicherlich kein Zufall.)
„Ich sitze hinten bei Watson!", meldete sich Toni sofort und nahm ihren Platz ein, während ich Watson, welcher es sich leider zur Aufgabe gemacht hatte zu fliehen, anschnallte.
„Man mag denken, dass du nur wegen dem Hund hier bist", grinste ich. El lachte.
„Wusstest du das etwa nicht? Ich habe eine Nachricht vom MI6 bekommen. Sie wollen, dass ich einen geheimen Fall löse und dazu brauche ich schließlich Dr. Watson."
„Sicher, Sherlock", grinste ich und schüttelte den Kopf, während ich mich neben Eleanor nach vorne setzte.
„Was machen wir heute, Schwesterchen?", fragte Toni sofort los, als El gerade den Wagen gestartet hatte.
„Na ja, Eleanors Plan dich mit Niall zu verkuppeln, fällt ja aus, da sie jetzt weiß, dass du einen Freund hast." Eleanor starrte mich erschrocken an.
„Woher wusstest du das?", fragte sie schockiert und warf Toni ein entschuldigendes Lächeln zu.
Ich zuckte grinsend die Achseln.
„Cat weiß alles. Das habe ich ihr nämlich beigebracht", grinste Toni. Ich schüttelte lachend den Kopf.
„Wir könnten heute bei den Jungs übernachten", schlug El vor.
„Uhh", raunte Toni, „Die geheimnisvollen 'Jungs'. Ich lerne sie also heute schon kennen. Darf ich mein Fingerabdruckpulver mitnehmen?" Ich verdrehte die Augen.
„Wie läuft das Studium?", fragte ich meine Schwester um sie auf weniger mordlustige Sachen zu bringen.
„Ganz gut. Letztens ist irgendeiner schreiend raus gerannt, weil er keinen Bock mehr hatte. Er arbeitet jetzt bei McDonalds. Jojo hat ihn wohl wiedererkannt." Ich schüttelte lachend den Kopf. Tonis Mitstudenten waren wirklich die seltsamsten von denen ich je gehört hatte.
„Ihr habt ein anderes Konzept in Deutschland, oder?", fragte Eleanor, welche ebenfalls verdächtig grinste. Toni und ich nickte gleichzeitig.
„Laut Cat habt ihr hier ja höchstens 30-40 Studenten in einem Kurs. Bei uns passen in einen Hörsaal zum Teil um die 300 Personen", erzählte Antonia.
„Oh!" Eleanor sah uns ungläubig an.
„Jap. Jona, also meine beste Freundin, hatte vorgeschlagen einen Striptease vor der ganzen Mannschaft hinzu legen, aber erstens war sie stockbesoffen bei diesem Vorschlag und zweitens macht sich das nicht gut. Gerade, wenn man Jura studiert."
„Und wehe du isst die Erdnussbutter auf!", wies ich Toni zurecht, die ihren Koffer in mein Zimmer stellte und sich grinsend auf die Couch fallen ließ.
„Ich sollte auch in England studieren. Deine Wohnung ist echt schön", grinste sie.
„Dann würden sie mir aber das BAföG kürzen, weil du ja dann auch welches brauchen würdest", erwiderte ich und seufzte.
„Stimmt. Außerdem müsste ich dann kochen", spuckte sie und verzog das Gesicht. Ich schüttelte den Kopf und sah mich in der relativ ruhigen Wohnung um. El hatte sich vorhin zu den Jungs verabschiedet und erwartete uns in einer Stunde ebenfalls. Nur Watsons Schmatzgeräusche störten die allgemeine Stille.
„Mama und Papa vermissen dich." Tonis Stimme unterbrach meine unendlichen Gedankengänge.
„Ein Grund, weshalb ich niemals nach England gehen würde. Eine ausgewanderte Tochter reicht", grinste sie. Ich nickte.
„Außerdem nervt mich das dauernde Englisch. Und die Engländer. Eleanor redet total schnell. Wie verstehst du sie überhaupt?"
„Übung. Du wirst Harry mögen. Eeeer reeeedeeet gaaaanz laaangsaaaam", lachte ich und imitierte Harrys Stimme.
„Praktisch", erwiderte Toni.
„Bei Niall musst du aber genau hin hören. Er hat einen irischen Akzent und spricht etwas undeutlich. Liam redet währenddessen schneller als der Wind." Toni seufzte.
„Niall war der Typ, der Watson so liebt, richtig? Warum datest du nicht den? Dann könnt ihr den Klub der Ausländer gründen." Ich verdrehte die Augen und zog Toni in mein Zimmer, wo wir uns Taschen für die Übernachtung packten.
„Kann Watson immer noch nicht alleine bleiben abends?", fragte Toni besorgt und musterte den Welpen, der ihren Koffer beschnüffelte.
„Wenn ich abends weg gehe, passt meine Vermieterin auf ihn auf. Tagsüber stellt er die Wohnung auf den Kopf. Ich gehe nach der Uni dann extra doppelt solange spazieren und morgens schon um sieben." Toni seufzte.
„Frühaufsteher", murmelte sie. Ich zuckte die Achseln und ging in die Küche und holte Snacks für Watson, die ich ihm morgen früh geben konnte.
„Du bekommst eine Mission, Toni!", begann ich, was meiner Schwester sofort ein Funkeln in die Augen setzte.
„Was? Soll ich die ausspionieren?", fragte sie mit leuchtenden Augen.
„Hat dein Fast-Freund irgendwelche schmutzigen Geheimnisse?", grinste sie. Ich verdrehte die Augen.
„Nein. Du sollst erstens darauf achten, dass Watson sich nicht voll frisst und zweitens...ähm.. mir fällt nichts spannendes für dich ein." Toni starrte mich wütend an.
„Auf Watson passe ich sowieso auf. Er ist mein Partner!", rief sie entrüstet. Wie im Film setzte sich der kleine Hund neben meine Schwester auf den Boden und blickte ebenfalls empört zu mir hoch.
Anscheinend waren hier alle gegen mich.
„Cathy! Watson! Und ein Mädchen, das ich nicht kenne, aber laut El Toni sein soll!", schrie Niall und lief uns entgegen die Auffahrt runter. Er umarmte mich zur Begrüßung, woran ich mich wahrscheinlich nie gewöhnen würde, streichelte Watson durch das Fell und stellte sich schließlich vor Toni auf.
„Niall Horan. Freut mich dich kennen zu lernen", grinste er und schüttelte Tonis Hand.
„Sherlock Holmes. Und das ist mein Partner Dr. Watson an welchem nun deine Fingerabdrücke sind." Niall runzelte die Stirn lächelte aber konstant weiter.
„Nein Scherz! Ich bin Antonia Jordan. Die bessere, coolere, schlauere und weitaus hübschere Zwillingsschwester von uns beiden." Ich verdrehte nur die Augen, während Niall völlig verwirrt zwischen uns hin und her sah.
„Nenn mich Toni", lachte die Blondine und umarmte Niall.
„Mich kannst du Niall nennen!", grinste der Blonde.
„Hätte ich nicht mit gerechnet." Toni verdrehte die Augen und folgte Niall in das Haus.
Ich wurde natürlich vergessen.
„Hey Catherine."
Oder auch nicht.
„Deine Schwester war nicht eingeweiht, oder?", fragte Harry. Ich schüttelte den Kopf.
„Und was genau denkt sie läuft zwischen uns?"
„Sie weiß, dass wir aus waren und glaubt du wärst mein Fast-Freund." Harry lachte.
„Das heißt ich muss jetzt ständig deine Nähe suchen und mit dir flirten?" Seufzend nickte ich.
„Das schaff ich glaube ich!", lachte er und zog mich an meiner Hand in die Villa. Ich befreite Watson von seiner Leine und ließ ihn bellend in das Haus laufen.
„Er kann abends und nachts nicht alleine bleiben", wandte ich mich an Harry.
„Kein Problem." Wir gingen zusammen in das Wohnzimmer, wo Toni sich schon ausgelassen mit allen anwesenden Personen unterhielt. Als wir eintraten huschte ihr Blick kurz zu uns rüber. Aber ihre Aufmerksamkeit blieb nicht lange bei uns, da Niall begann gefährliches Terrain zu betreten: „Cool, dass du dabei bist, Wat."
„Wat?", fragte Toni mit drohendem Unterton. Tja Niall, war schön dich gekannt zu haben.
„Der Hund heißt Watson! Dr. Watson! Er wurde nach Dr. John Watson benannt und klärt spektakuläre Fälle auf. Da kannst du seinen Namen nicht einfach so lächerlich abkürzen!" Niall sank in sich zusammen und rückte an das Ende der Couch – weit weg von Toni.
„Ich war ja für Struppi", warf ich ein. Toni starrte mich in Grund und Boden. Oder versuchte es zumindest. Ich hatte mich an ihren Blick über die Jahre gewöhnt.
„Catherine Melinda Rebekka Georgina Michaela-"
„Spar dir den Atem, Toni!"

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When worlds collide
RomanceCatherine hatte das perfekte Leben. ~ Wenn man mal von dem berühmten Scheinfreund absah. Und der gruseligen besten Freundin. Oder der hyperaktiven Schwester. Und den Verkupplungsversuchen ihrer Freunde. Vielleicht auch noch die Feiertage, wo sie in...