„Also ich an deiner Stelle würde es machen." Verträumt puhlte Judith in ihren Muffins herum. Kecia war der Meinung gewesen, dass sie uns unbedingt ihren neuen Freund vorstellen musste, doch Judith und ich hatten uns rechtzeitig in einen Starbucks retten können. Daraufhin hatte ich ihr die komplette Geschichte des gestrigen Tages geschildert.
„Wieso?", entgegnete ich verwirrt und gab Watson ein Stück meines Mittagessens ab.
„Na ja, dann wäre dein Leben nicht so langweilig."
„Mein Leben ist nicht langweilig!", protestierte ich lautstark. Judith zuckte die Achseln.
„Aber auch nicht sehr ereignisreich. Du kannst dir eben nicht alles aussuchen. Ich wäre auch lieber an einem Freitag den 13. geboren, aber das kommt mit dem 17. Juli nicht so hin. Obwohl ich stattdessen an einem 13. sterben werde. Wenn meine Zeit gekommen ist, warte ich bis zum nächsten Freitag den 13. und bringe mich um", erklärte sie.
„Findest du abstechen poetischer als erhängen? Obwohl ich auch einen Auftragskiller bezahlen könnte, dann wäre hinter der Sache noch so eine gewisse Spannung." Judith stoppte in ihrer Bewegung und sah mich fragend an.
„Wenn du's dir leisten kannst", hob ich die Schultern.
„Mmh, vielleicht raube ich vorher noch eine Bank aus. Kennst du einen guten Anwalt?"
„Meine Schwester studiert Jura." Sie nickte zufrieden und begann wieder ihren Blaubeer-Muffin zu schikanieren.
„Also, nochmal zurück zum Thema. Du denkst also ich solle die Freundin der menschlichen Arroganz spielen?", fasste ich zusammen. Die Brünette nickte.
„Woher weißt du, dass er so arrogant ist? Die Tatsache, dass er dieselbe Augenfarbe wie Noah hat zählt nicht." Gedankenverloren nippte ich an meinem Kaffee.
„Erstens: Woher weißt du, dass er grüne Augen hat? Selbst ich wusste das nicht; und zweitens: Er wirkte schon total arrogant." Judith verdrehte die Augen.
„Erstens: Ich weiß nun mal alles; und zweitens: Verlass dich nicht auf das Äußere. Sieh dir Kecia an. Da denkt man auch nicht sofort an eine hyperaktive 3-jährige." Sie beugte sich über den Tisch und nahm sich meine Handtasche, aus welcher sie sogleich mein Handy heraus zauberte.
„Ruf diese Eleanor an und sag, dass du denen hilfst. Am besten forderst du noch die Kreditkarte eines der Sternchen, denn ich glaube das mit dem Bank ausrauben kriege ich nicht hin." Seufzend nickte ich und nahm ihr das Handy ab.
„Übrigens habe ich einen neuen Klingelton. Mein Handy macht dann Geräusche als würde man es foltern", erzählte sie, während ich Eleanors Nummer an wählte.
„Hallo?", ertönte die Stimme der Brünetten am Telefon.
„Ähm..hey Eleanor. Hier ist Catherine." Am anderen Ende des Telefons quietschte sie.
„Hilfst du uns? Wo bist du im Moment, dann komme ich vorbei?", plapperte sie drauf los.
„Ähm..im Starbucks in der Oxf-"
„Oxford Street? Nicht weg gehen, bin gleich da!" Dann legte sie auf.
„Sie ist gruseliger als Kecia", bemerkte ich trocken. Judith lachte.
„Soll ich gehen? In der Tottenham Court Road fährt in 15 Minuten eine U-Bahn. Die würde ich noch kriegen." Ich schüttelte den Kopf.
„Du musst mir bei stehen." Sie lachte und stand auf.
„Ich hol mir noch einen Kaffee."
Schnaufend kam Eleanor an unserem Tisch an.
„Ich wusste, dass du uns helfen willst", grinste sie und umarmte mich freudig.
„Oh nein, das wollte ich nicht, aber Judith hat mich überredet." Dabei zeigte ich auf Genannte, welche gerade an ihrer Voodoo-Puppe herum bastelte. Sie war vorhin noch kurz in einen Bastelladen gelaufen und hatte für Beschäftigung gesorgt. Lustigerweise ähnelte die Puppe ungemein Noah.
„Irgendwie muss ich ja den Auftragskiller bezahlen", murmelte sie und zuckte mit den Achseln. Eleanor starrte sie mit offenem Mund an, doch nach einigen Sekunden schloss sie diesen wieder und setzte sich neben mich.
„Wie dem auch sei", begann sie.
„Danke, dass du uns hilfst. Paul, der Tourmanager von den fünf, hätte nämlich eine Modelagentur oder was weiß ich angerufen und eine Freundin engagiert, aber sehr zu unserem Erstaunen, wollte Harry das nicht. Könnte natürlich daran liegen, dass die jeweiligen Mädchen mit Cara befreundet sein könnten. Auf jeden Fall nehmen wir das jetzt selbst in die Hand." Ich nickte.
„Darf ich dich mal etwas fragen?" Judith wandte sich von der Noah-Puppe ab und musterte Eleanor.
„Wie oft bekommt diese Band eine Morddrohung?" Eleanor stockte.
„Keine Ahnung und, wenn wurden sie noch nicht umgesetzt." Judith nickte und fingerte wieder an ihrer Puppe herum.
„Ähm..ja, auf jeden Fall solltest du dich nicht an dem was Harry so sagt stören, er ist mit dem Ganzen noch nicht ganz zufrieden. Dann solltest du in nächster Zeit öfter etwas mit den Jungs unternehmen. Perrie und Sophia kommen vielleicht mal mit, aber ich bin meistens in Manchester. Wir können ja skypen. Ich habe den anderen schon mal deine Nummer gegeben. Liam meldet sich bestimmt mal. Ansonsten muss es für die Presse so aussehen, als würden sich du und Harry blendend verstehen und dann müsstet ihr euch mal alleine treffen", erklärte Eleanor ausführlich. Ich nickte und ließ mir von ihr die Handynummern der restlichen Freaks einspeichern.
„Und jetzt muss ich leider auch schon wieder weg. Wie schon gesagt Liam meldet sich bei dir und dann wird das schon." Mit einem Winken verließ Eleanor den Laden wieder und verschwand in der Menge.
„Definitiv schlimmer als Kecia", grinste Judith.
„Sie hat eine schreckliche Wortwiederholung", murmelte sie noch und bastelte wieder an ihrer Puppe herum.
Watson bellte erschrocken los, als mein Handy begann wie am Spieß zu schreien. Judith hatte mich gestern noch überredet meinen Klingelton ebenfalls zu ändern.
„Hallo?", meldete ich mich atemlos und versuchte nebenbei Watson zur Ruhe zu bringen.
„Hallo Catherine. Hier ist Liam." Langsam baute sich vor meinem geistigen Auge das Bild des Jungen auf, welcher ganz Deutsche-Bundeskanstlerin-like die Finger aneinander legte und mich ernst ansah, wobei er mir die positiven Aspekte an einer Beziehung zu einem mir unbekannten Star erklärte. Ja, ich hatte diese fünf Idioten in die Suchmaschine eingegeben, sodass ich sie vom Aussehen her zumindest zuordnen konnte.
„Hey Liam", begrüßte ich ihn und warf meinem Hund nebenbei einen Kauknochen zu. Zumindest wurde er dadurch leise.
„Eleanor meinte ja, dass du uns helfen würdest und ich glaube sie hat dir schon einen Vortrag über alles gehalten. Ich wollte fragen ob du vielleicht vorbei kommen magst", meinte er.
„Kann ich meinen Hund mitbringen? Er ist auch stubenrein." Liam bejahte und verabschiedete sich von mir. Seufzend packte ich mein Handy in meine Handtasche und zog mir die Schuhe und eine Jacke an.
„Na komm schon Doc", rief ich Watson zu und leinte ihn an sobald er vor mir auftauchte.
Nach einigem ziellosen Hin und Her rennen fand ich dann auch endlich die Villa der Jungs wieder. Dabei half mir Watson nicht unbedingt, denn dieser zog es vor jede Telefonzelle, der wir begegneten, gründlich abzuschnüffeln und skeptisch zu beäugen.
„Sitz", murmelte ich Watson zu und klingelte an dem Hochsicherheitstor.
„Hallo?", begrüßte mich eine Stimme, wobei ich diese durch die Sprechanlage nicht unbedingt identifizieren konnte.
„Hey", antwortete ich weniger klug.
„Catherine?"
„Nein der Pizzabote. Erwartet ihr sonst noch jemanden?" Es ertönte ein summen und das Tor öffnete sich. Watson stand aufgeregt wieder auf und zog mich die Auffahrt hoch.
„Hätte ja sein können, dass du ein Fan bist", grinste Niall an der Tür und stürzte sich, wie auch letztes mal, auf meinen kleinen Welpen.
„Wir gucken gerade 'Forrest Gump'. Willst du mit gucken?" Ich nickte und folgte Niall.
„Wie heißt dein Hund eigentlich?", fragte er und streichelte über Watsons flauschiges Fell.
„Dr. Watson. Meine Schwester hat ihn so genannt. Sie ist ein großer Sherlock Holmes Fan." Niall lachte und stieß eine Tür auf. Vor mir erstreckte sich ein großes Wohnzimmer, worin vier Jungs sich auf eine große Couch fläzten. Im Fernsehen lief, wie Niall bereits erzählt hatte, 'Forrest Gump' und gerade schrie Jenny ihren weltberühmten Spruch. Anscheinend waren die Fünf noch relativ am Anfang des Filmes.
„Hey Leute. Cathy ist da", rief Niall. Ich wunderte mich, seit wann die Jungs mich bei einem meiner Spitznamen nannten.
„Hey", grinste Liam und winkte. Ich winkte leicht schüchtern zurück und nahm Watson auf den Arm. Nicht, dass er noch auf dumme Gedanken kam.
„Mit Welpe auf dem Arm siehst du echt süß aus", grinste Harry der Lockenkopf alias mein neuer Scheinfreund alias ein schlechter Komplimente Macher.
„Selbst Voldemort sieht mit einem Welpen auf dem Arm süß aus", erwiderte ich und ließ mich unaufgefordert auf das Sofa fallen. Niall folgte mir grinsend.
„Wo sie recht hat, hat sie recht", murmelte Zayn und saugte förmlich den Bildschirm auf. Louis neben mir richtete sich auf und wandte sich mir zu.
„Wir wissen ja kaum etwas über dich", stellte er fest und runzelte die Stirn.
„Keine Sorge das Jagdmesser, das ich zuhause lagere ist gerade noch legal." Louis verdrehte grinsend die Augen.
„Humor hast du. Wenn auch einen recht seltsamen."
„Sagt der Typ, der laut Internet ein 21-jähriges Kleinkind ist, dass seine Freundinnen an ihren Lieblingsgemüsesorten aussucht", ratterte ich eine Zusammenfassung mehrerer Wikia-Seiten über die Fünf runter. Deren Fans hatten echt keine Freizeitbeschäftigungen.
„Du bist doch nur neidisch", lachte er und piekste mir in die Wange. Ich warf ihm einen skeptischen Blick zu.
„Sicher. Wer will nicht den Tag mit vier dauerpubertären Jungs verbringen und vor 5-10 Jahre jüngeren Mädchen fliehen, die zu allen Mitteln greifen würden", antwortete ich trocken. Niall neben mir lachte und zog somit meine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich.
„Ob du's glaubst oder nicht, aber das ist ungefähr dein neuer Alltag." Grinsend wandte er sich mir zu, während ich mir erst gerade den Folgen meiner dümmlichen Entscheidung bewusst wurde. Vielleicht sollte ich mir ein Beispiel an Judith nehmen und schon mal meinen Tod planen.
Aber eine Frage blieb dabei noch: Was war poetischer? Erhängen oder Erstechen? Oder doch Auftragsmord?
„Jetzt ist sie baff", lachte Harry und rückte in mein Sehfeld.
„Nein, sie überlegt nur, ob es in Zukunft schlauer wäre eine Waffe bei sich zu tragen", überlegte ich laut und fragte mich gleichzeitig, ob Judith vielleicht sogar passende Kontakte dafür hatte. Oder James, Paul, wenn nicht sogar Noah? Kecia und Violet wären bei Waffenübergaben eher hinderlich.
„Interessanter Gedankengang", murmelte Liam, der Einzige, der mir ansatzweise sympathisch war. Außer vielleicht der blonde Niall, aber ich denke, dass er einer dieser naiven Kinder war, wo man einfach nicht drum herum kam sie zu mögen.
„Aber du solltest es erst einmal mit Selbstverteidung versuchen", riet der Brünette mir, nicht wissend, dass ich eine ziemlich starke Linke hatte. Meine ersten Boxhandschuhe hatte ich mir, wie beim Ballett, an die Wand genagelt und die Bandagen lagerten etwas zerschunden in einem der Umzugskartons. Ich hatte nach mehreren Wochen immer noch nicht alles ausgepackt.
„Wir finden bestimmt einen Karatelehrer oder so etwas", grinste Louis. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich gehe bei sowas lieber in die Offensive. Weder Karate noch Judo haben mich jemals angesprochen", erklärte ich. Harry fing daraufhin dreckig an zu grinsen.
„Bei was gehst du denn noch so alles in die Offensive?", fragte er und leckte sich gedanklich wahrscheinlich gerade die Lippen.
„Verletzungen. Rache. Mord. Du darfst dir gern etwas aussuchen. Wenn du Ausgefalleneres, wie Voodoo, magst, hilft mir sicher eine Freundin aus. Sie kennt sich da wirklich gut aus." Harrys Lächeln knickte etwas und zufrieden ließ ich mich in die Rückenlehen fallen. Dr. Watson hatte es sich mittlerweile auf meinem Schoß bequem gemacht und beobachtete gespannt die fünf Jungs.
„Kommen wir zu meinen eigentlichen Plänen zurück." Louis klatschte, wie diese aufziehbaren Affen mit den Schellen, und grinste in die Runde.
„Einer stellt eine Frage und alle müssen sie beantworten. Dann lernen wir dich und du uns viel besser kennen." Gespannt sah er uns an und wartete auf eine Reaktion. Zayn runzelte kritisch die Stirn sagte aber nichts, Harry zuckte lediglich die Achseln, Liam nickte optimistisch, Niall grinste erfreut und ich schloss mich dem Lockenkopf an.
„Gut. Dann würde ich sagen Catherine fängt an", grinste Louis und sah mich auffordernd an.
„Ähm, okay. Was macht ihr, wenn ihr nicht singt, eure Fans glücklich macht oder generell zusammen seid, wenn ihr ganz alleine seid?", stellte ich meine Frage.
„Ich zeichne gerne", antwortete Zayn prompt. „Oder spraye das auch mal."
„Ich mache oft Sport. Vor allem boxe ich gerne", antwortete Liam, wobei ich bei ihm auch nichts anderes erwartet hatte. Schließlich bildeten sich solche Muskeln nicht vom Marmelade kochen.
„Ich spiele Fußball. In Doncaster", grinste Louis.
„Essen!", rief Niall aus und warf die Arme in die Höhe. Harry sah mich ratlos an.
„Ich weiß es nicht", murmelte er und dachte anscheinend scharf nach. Zumindest hatte er denselben Gesichtsausdruck auf, wie Kecia, wenn sie mal wieder ihre nicht vorhandenen mathematischen Kenntnisse unter Beweis stellte. Aber anscheinend war Harry 'Locke' Styles genauso hobbylos, wie seine Fans.
„Ich treffe mich gerne mit Freunden. Zählt das?", Louis nickte und sah mich an.
„Und du?", Seufzend fuhr ich mir durch die Haare.
„Entweder ich mache irgendetwas mit Watson oder ich lese ein Buch. Aber ich gehe auch gerne Kickboxen", antwortete ich und nickte kurz zu Liam zu, der meinem Langzeithobby enthusiastisch nach kam.
„Okay, weiter geht's", lachte Louis.

DU LIEST GERADE
When worlds collide
RomansaCatherine hatte das perfekte Leben. ~ Wenn man mal von dem berühmten Scheinfreund absah. Und der gruseligen besten Freundin. Oder der hyperaktiven Schwester. Und den Verkupplungsversuchen ihrer Freunde. Vielleicht auch noch die Feiertage, wo sie in...