Kapitel 3

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Unentschlossen stand ich im Badezimmer. Sollte ich es wirklich tun? Ich hatte mir immer geschworen es niemals zu tun, denn ich wusste wie süchtig man danach werden konnte. Doch vielleicht würde es mir helfen, hinweg über den Schmerz in meinem Herzen. Vorsichtig setzte ich mir dem Messer auf meinem Unterarm an. Langsam drückte ich die Klinge immer weiter in meine Haut. Es tat merkwürdigerweise wirklich gut. Ich spürte wie mein warmes Blut aus der Stelle heraus lief. Ich zog das Messer heraus und setzte an einer anderen Stelle wieder an. War es denn wirklich so einfach seine Sorgen zu vergessen? Nein. Denn als ich irgendwann das Badezimmer wieder verließ und der Schmerz aufhörte, erinnerte ich mich wieder an all meine Sorgen. Leider. Doch trotzdem konnte ich seit diesem Tag nicht mehr aufhören mich zu ritzen. Ich trug nur noch langarmige Oberteile, damit meiner Familie nichts auffällt. Aber selbst wenn, es würde sie ja sowieso nicht interessieren, da sie egal um was es geht, einfach kaum mehr Zeit für mich hatten. Traurig aber wahr. 

Ich saß in meinem Zimmer und schaute mir alte Videos von uns an, welche in denen ich wirklich noch glücklich war und nicht so tat als wäre ich es, als es an der Tür klopfte und Christian rein kam. "Dani!" rief er und lief auf mich zu. "Chris, warum bist du denn so erfreut mich zu sehen?" Ich versuchte ein lächeln aufzusetzen, doch es gelang mir nicht so richtig. "Mir ist langweilig, und keiner hat Zeit mit mir zu spielen" sagte er in einem traurigen Ton. Er tat mir irgendwie Leid, denn er war ja eigentlich in der gleichen Situation wie ich, nur das es mir jeden einzelnen verdammten Tag so ging. Aber wenn ich ihm das jetzt erklären würde, müsste ich ihm auch alles andere erklären und darauf hatte ich keine Lust, und außerdem, wie soll mir ein kleiner Junge denn bitteschön helfen? "Was wollen wir denn machen?"  "Fangen spielen!" Ohh wie lange hatte ich das schon nicht mehr gespielt? Insgeheim wünschte ich mir, einfach wieder ein Kind sein zu können, man konnte den ganzen Tag spielen und hatte keine Probleme. "Gerne." lächelte ich, und diesmal war mein Lächeln echt! Wir gingen als raus und spielten Verstecken. Nach einiger Zeit fragte Chris mich wie spät es denn sei, ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass wir unglaubliche drei Stunden gespielt hatten. "Ich denke wir sollten reingehen, Mum hat bestimmt bald das Essen fertig."  "Och manno!" maulte er. "Wir können ja morgen wieder spielen!" schlug ich vor. Er nickte und kam auf mich hinzu. Er bedeutete mir das ich mich zu ihm herunter beugen sollte und das tat ich dann auch. "Du bist die beste Schwester die ich habe! Aber sag das den anderen nicht! Versprochen?" flüsterte er mir in mein Ohr. "Versprochen", flüsterte ich zurück, "und du bist mein bester Bruder!" Ich zog ihn noch kurz in eine Umarmung und dann liefen wir rein. Es gab wirklich  noch Leute in meiner Familie, die trotz meiner ständigen schlechten Laune, mich immer noch mochten. Ich sollte echt stolz auf mich sein. Oder auch nicht, denn nur 1 von 12 Personen aus meiner Familie hat heute zum ersten mal nach langem Zeit mit mir verbracht.

"Dani jetzt komm verdammt noch mal endlich!" rief Lauren von unten aus dem Musikzimmer, wir wollten heute ein neues Video aufnehmen. Aber ich hatte keine sonderlich große Lust dazu. Wie eigentlich immer. Ich stampfte missmutig die Treppe runter. "...und dann hat er mich gefragt ob ich seine Freundin sein will!" hörte ich Lauren, die Geschichte (zum wahrscheinlich tausendsten mal) wie Nate und sie ein Paar geworden sind, erzählen. Von meinen anderen Schwestern hörte ich ein 'Awwwhhh wie süß' Ich ignorierte sie so gut wie es ging und setzte mich auf den Flügel, um ihnen zu symbolisieren das ich gern anfangen würde. Alle redeten zwischen den einzelnen Versuchen etwas aufzunehmen, wild durcheinander und waren ausgelassen, nur ich nicht. Ich konnte es nicht noch einmal den Fans vorspielen, auch wenn ich nicht wollte das sie sich Sorgen machten. Ohne sie würde ich nicht mehr lange überleben können, ich brauchte einfach den Halt den sie mir jeden Tag aufs neue gaben. Doch was wenn sie irgendwann nicht mehr hinter mir stehen? Wenn wir irgendwann CImorelli aufgeben? Werden sie mich weiter unterstützen? Oder wird mein Tod den Kampf gewinnen? Ich will und kann diese Fragen einfach nicht beantworten. Keiner dachte gerne über seinen Tod nach, aber wie wird es sein wenn ich nicht mehr da bin? Wird mich überhaupt jemand aus meiner Familie vermissen? Werden sie überhaupt um mich trauern? Doch die wichtigste Frage, würden sie zu meiner Beerdigung kommen? Auch über die Antworten dieser Fragen, war ich mir nicht ganz im klaren. Überall dies dachte ich nach, während wir das Video aufnahmen. Wahrscheinlich wirke ich die ganze Zeit total geistesabwesend, das war ich ja auch, aber es war mir einfach egal. Ich ging hoch und hoffte, dass nicht auch Lisa und Lauren in unser Zimmer gehen wollten, doch wie es aussah, hatten sich meine Schwestern vorgenommen zu Starbucks zu gehen. Ich vernahm zwar noch so halb, dass Christina mich fragte, ob ich mit wollte, aber ich ignorierte sie

Falling on the hard ground of life ~ CimorelliWo Geschichten leben. Entdecke jetzt