So viel zum Thema Familie,...

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Der Winter neigte sich so langsam zum Ende hin und es wurde langsam Frühling in meiner neuen Heimat. Seit ein paar Tagen lebte ich bei meiner leiblichen Mutter im kalten Deutschland. Um genau zu sein seit meinem achtzehnten Geburtstag. Es war die reinste Tortur, da wache ich an meinem Geburtstag auf, freue mich auf einen tollen Tag mit Freunden und Familie, und prompt eröffnet mir mein toller Papa, dass ich doch bitte den stinkreichen Sohn eines Konkurrenten der Firma meines Vaters heiraten sollte. Hallo?! Meinem Vater gehörte eine sehr bekannte Luxusautomarke und sobald es um die Firma ging setzte sein Verstand aus.

Dann ging alles ganz schnell, komplette Eskalation und wenige Stunden später saß ich dann im Flugzeug zu meiner Mutter. Meine Eltern lebten schon ewige Zeiten getrennt, daher ich Daddys Liebling war hatte ich mich damals entschieden mit ihm im warmen Amerika zu bleiben. Er hatte schon wenige Monate nach der Trennung eine neue Frau, Penelope. Mir schmeckte das alles gar nicht. Deshalb verzog ich mich immer mehr in den Stall zu meinem Pferd Charly. Dieses Pferd und ich hatten eine besondere Bindung. Er wurde als er noch ein Fohlen war von seinen Besitzern, die auch in „meinem" Stall ihr Pferde stehen hatten misshandelt, weil er nicht hoch genug sprang und die Füße nicht schwungvoll genug vor sich her trug. Schon als ich ihn kurz nach seiner Geburt das erste Mal sah war ich total verliebt gewesen und als ich mitbekommen hatte was mit ihm gemacht wurde redete ich kurz mit meinem doch eher sehr reichen Vater und kaufte ihn kurzer Hand aus den Fängen der Tierquäler frei, schickte mit dem Geld aber auch die Polizei vorbei. Sie bekamen ihre Pferde abgenommen und mussten eine hohe Geldstrafe zahlen. Ab da arbeitete ich viel mit Charly. Erst nach ein paar Monaten traute ich mich ihn zu streicheln und nach knapp einem Jahr legte ich zum ersten Mal den Sattel auf. Nach und nach arbeiteten wir an seinem Gang und seiner Bewegung, bis wir schließlich bei Turnieren sowohl in der hohen Dressur als auch in den höheren Springklassen teilnehmen konnten. Das Problem ist nur, dass Charly immer noch sehr distanziert zu anderen Menschen ist -beziehungsweise unreitbar.

Dennoch liebte ich dieses Pferd abgöttisch. Er hatte in der Zeit der Trennung mein Leben ertragbar, mehr sogar frei gemacht. Bei ihm vergaß ich alles um mich herum. Der Tag an dem sein Leben enden würde, würde der schwärzeste sein. Denn ein Leben ohne ihn gab es für mich nicht. Er hatte das was ich sicher nie in einem Menschen finden würde, Liebe, speziell nur für mich. Ich hatte nie viel Vertrauen in Menschen gehabt, die Trennung hatte diesem Zustand den Rest gegeben.

Ich stand auf und schaute dabei in den Schmiedeeisernden Spiegel, welcher gegenüber von meinem Bett stand. An ihm hingen viele Bilder von Charly. Dank meines kurzfristigen Umzugs hatte ich Charly zurück lassen müssen. Diese Tage waren so schwarz, leer und ungenießbar. Ich konnte mir nicht vorstellen wie es war so zu leben. Ich konnte es kein Leben nennen. Ich vegetierte einfach so vor mich hin.

Geister und andere MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt