Ich hätte schreien wollen. Doch niemals hätte ich meine Angst überwinden können gehört zu werden. Auch wenn es schon halb 3 war und der Weg den ich entlang ging vollkommen von Bäumen umgeben war, hielt ich meinen Mund geschlossen. Zwar merkte ich, wie der Alkohol der durch meine Adern floss meinen Mut beflügelte, doch ließ die Vorstellung, dass mich jemand so sehen könnte, die Angst den Mut überschatten.
In hätte am liebsten alles raus gelassen. All die Schmerzen und die Wut, die über mich kamen. Doch stattdessen merkte ich, wie das Licht der Straßenlaternen immer mehr verschwamm und einzelne Tränen meine Wange hinab liefen. Ich wollte nur noch nach Hause. Als ich in die Straße einbog in der ich wohnte rieb ich mir die Tränen aus den Augen und befahl mir selbst mich zusammenzureißen.
Die Äste unter mir knarzten verdächtig, als würden sie jeden Moment nachgeben. Doch bevor ein Ast brechen konnte, hatte ich den nächsten schon erreicht. Es war nicht das erste mal, dass ich diesen Baum nutzte, um ungesehen ins Haus zu kommen, somit wusste ich welche Äste halten würden. Als ich mich schließlich vom Baum auf den Balkon schwang blieb ich jedoch am Geländer hängen und fiel mit allen Vieren auf den Boden. Mir war nichts passiert, dennoch stieg Panik in mir auf. Der Fall hatte einen dumpfen Knall verursacht, den ich unbedingt verhindern wollte. Voller Angst weitere Geräusche zu verursachen, war ich unfähig aufzustehen. Also dreht ich mich langsam auf den Rücken und blickte an den Ästen vorbei zu den Sternen.
Meine Atmung beruhigt sich wieder. Jetzt war es nicht die Angst, die verhinderte, dass ich aufstand und ins Haus ging, sondern die Müdigkeit, die meine Knochen schwer werden ließ. An Schlafen war allerdings nicht zu denken. Immer wieder tauchten die Bilder von dem heutigen Abend auf. Auch wenn ich alles daran gab diese Bilder los zu werden, war ich dennoch zu schwach.
Es war erst letzte Woche, als ich auf Facebook die Einladung zu dieser Veranstaltung bekam. Schon als ich den Namen las, von wem die Einladung stammte, war ich wie elektrisiert. Ich wusste schon ab diesem Moment, dass diese Party niemals gut enden würde. Doch ich wusste, meine Neugier würde mir die Entscheidung, ob ich hin gehe abnehmen.Gestern Nachmittag war die Welt noch in Ordnung. Als ich vom Tennistraining nach Hause fuhr, war es das typische Freitagsgefühl, welches mich überkam und dafür Sorgte, dass meine Laune an einem absoluten Höhepunkt war. Ich stellte mein Fahrrad in den Schuppen und ging zügig die Einfahrt entlang, um ins Haus zu gelangen. Ich wollte mich beeilen. Ich hatte zwar noch massig Zeit, bis ich mich auf den Weg machen müsste, doch die Aufregung stand mir quasi ins Gesicht geschrieben.
Erst als ich unter der Dusche stand wurde mir wieder bewusst, worauf ich mich da eigentlich freute. Es war nicht, weil ich meine Freunde sehen würde, es war auch nicht, weil ich Lust hatte zu feiern. Es gab tatsächlich nur einen Grund: Finn.
Man könnte meinen ich würde ihn vergöttern. Das tat ich auch. Seitdem ich Finn zum ersten Mal bei einem gemeinsamen Schulprojekt näher kennen gelernt habe, faszinierte mich dieser Junge. Ich spürte andauernd das Verlangen mit ihm etwas zu unternehmen. Klar war diese Verlangen nur auf meiner Seite, mehr als ab und zu sich mal zum feiern zu treffen wurde daraus nicht. Doch in der Schule arbeiteten wir seit dem häufiger zusammen. Das reichte allerdings aus, um meine Hoffnung ihn als guten Freund zu gewinnen am Leben zu halten.
Meine Freundin war schon immer sehr eifersüchtig und schwor darauf, dass ich besessen von dem Jungen sei und ich mir gut überlegen sollte, ob ich nicht doch schwul währe. Sie meinte das natürlich nicht so. Das ist natürlich auch Quatsch.Dachte Ich. Doch jetzt lag ich da, guckte in die Sterne und wusste gar nichts mehr. War es vielleicht doch genau das, was ich die ganze Zeit wollte?
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Ohne Grenzen
RomanceLuis ist geplagt von Zweifel und Sorgen. Sein Leben steckt in einem tiefen Loch und er kennt keinen Ausweg. Und das alles nur, weil er sich verliebt hat... in einen Jungen. Eine Story über einen Jungen, der seine Homosexualität entdeckt und lernt d...